Beten Christen eine Romanfigur an? (Markus-Evangelium)?

7 Antworten

MacDonald ist der Meinung, das Markus-Evangelium (die Quelle aller anderen Evangelien!) sei vom Autor keineswegs als Bericht realer Ereignisse beabsichtigt gewesen, sondern als literarische, fiktive Erzählung.

Er übersieht da drei Punkte:

  1. Das EvMk ist keine Quelle für das EvJoh, und sie ist nur eine von mehreren Quellen für Mt und Lk (siehe zB Logienquelle Q)
  2. Es gibt Schriften (und Quellen) über Jesus Christus, die älter sind als das EvMk.
  3. Das EvMk verwendet selbst Quellen.
Der auktoriale Erzähler berichtet Dialoge, die komplett ohne Zeugen stattfanden (Gebet Jesus' im Garten Gethsemane, während alle Jünger schlafen (Mk.14,32-52).

Richtig. Aber auch nicht ungewöhnlich. Die Tatsache dass man für manche Passagen annehmen muss, dass sie aus der Feder eines Autors stammen, muss ja deswegen nicht bedeuten, dass die gesamte Person fiktiv sein muss. Da macht es sich MacDonald zu leicht.

Jesus' Begegnung mit Gerasener

Es gibt ein paar Abschnitte im EvMk, die wirklich bemerkenswert sind. Die Perikope mit dem Gerasener gehört ganz besonders dazu, denn sie ist wirklich rätselhaft. Um solche Rätsel zu lösen, hat die Theologie den Apparat der Historisch-Kritischen Methode entwickelt. Mit dessen Hilfe kann man solch seltsamen Texten gut auf den Grund kommen, und insbesondere zu deutlich vernünftigeren Schlüssen und Ergebnissen gelangen, als MacDonald.

Jesus war real.

Diese Tatsache ist völlig unmöglich zu leugnen. Es gibt einfach viel zu viele Zeitzeugen-Berichte, die alle unisono das Gleiche berichten. Weit mehr als nur ein "Markus-Evangelium", sogar noch mehr als die, welche in der Bibel stehen.

Das trifft weder für die Odysee-Romane, noch auf irgend ein andere Geschichte, Ereignis, oder Person zu aus dem Altertum.

Sehr interessant dargestellt, - war mir so nicht bekannt! - Und bei den ganzen Widersprüchen im Christentum, die immer wieder mal aufgedeckt werden, würde es mich nicht wundern, wenn die ganze Lehre auf einer Fiktion basieren würde.

Woher ich das weiß:Recherche

Ich hab es schonmal gesagt:

Best Fiction ever

Ein Typ schreibt einen Roman über eine fiktive Person, andere lesen das, und verfallen in eine Kollektivpsychose, die einen erheblichen Anteil der Leser das Leben kostet. Daraus resultiert eine Großreligion mit 2,5 Milliarden Mitgliedern mit einem Spin-off mit 1,9 Milliarden Mitgliedern.

Der Bestseller ever.

Alternativvorschlag: Markus hat Dinge aufgeschrieben, die wirklich passiert sind. Jesus hat gelebt, und ist am Kreuz gestorben. Er hat gepredigt und geheilt, und hatte bereits bei seinem Ablehnen mehrere tausend Anhänger.

Jetzt kommt dann der Teil, wo man sich halt entscheiden muss: Ist Jesus wirklich auferstanden, oder haben seine verwaisten Anhänger sich versammelt, um eine Geschichte zusammenzuklöppeln, die es der Bewegung erlaubt weiterzuleben.

In Anbetracht der Todesquote und der intensiven Bejagung von Anhängern dieser Bewegung gehe ich von wirklich Auferstanden aus. Deshalb bin ich Christ.

Wenn man nicht dran glauben will, kann man es auch einfach sein lassen, ohne nicht nur die Bibel, sondern auch andere antike Überlieferungen literarisch zu vergewaltigen. Völlig unnötig.

Ähnlichkeiten sind dadurch zu erklären, dass alle das gleiche Gehirn haben.

Im Ernst

Es kommt alles aus einer Quelle und wird dann je Kultur verschieden interpretiert