Besuch im Hospiz, wie die "Ruhe bewahren"?

9 Antworten

Ich an deiner Stelle würde ihn auf jeden Fall besuchen, sofern er das möchte.

Er weiß wie es um ihn steht und im Normalfall machen es einem solche Betroffenen viel viel einfacher Gespräche zu führen, als man denkt.

Und was spricht gegen Weinen? Solange du nicht absolut hysterisch wirst, meiner Meinung nach gar nichts.

Du kannst ihm auch erzählen, das du Angst vor diesem Besuch hattest, und er wird dir diese Angst nehmen und sich mit dir unterhalten wenn er dazu noch in der Lage ist, ansonsten kannst du einfach bei ihm sitzen und von euren gemeinsamen Erinnerungen erzählen.

Frag aber bitte vorher nach, wann der Besuch zeitlich am Besten passt, das da nicht plötzlich mehrere Besucher gleichzeitig sitzen.

Du wirst sicherlich schon von der Atmosphäre, die in einem Hospiz herrscht sehr überrascht sein, von daher reiss dich zusammen, denn sonst machst du dir später nur Vorwürfe.

Frag dich doch mal was bester Freund für dich heißt

flora2323 
Fragesteller
 05.12.2019, 12:41

ok Danke, an Alle

Wenn man zuschauen muss ;wie es immer mehr Berg ab geht und der Krebs einen Mensch zerstört und es langsam ans Ende kommt, dann ist das keine schöne Angelegenheit,mein Freund wollte die Unheilbarkeit anfangs nicht war haben, jetzt kann er es nicht mehr ignorieren , leider,

deine Frage ,Was bester Freund ,für mich heißt ???

Da darf ich lieber gar nicht dran denken ,sonst werde ich zu traurig,

ich möchte ja , nicht mehr trauern und nicht mehr weinen !

ich hatte schon meinen Partner und einige andere liebe Menschen verloren,

jetzt geht der letzte Freund und das ist mir sehr bewusst .

ich wünschte ,es wäre anders,

ich gehe Ihn Freitag besuchen ,ich versuche,

mich zusammen zu reißen ,ich hoffe es klappt auch.

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Echtjetzt12  05.12.2019, 14:00
@flora2323

ich wünsche dir viel Kraft, bin aber auch überzeugt, das es die danach etwas besser geht, du kannst dann auch wenn er es geschafft hat viel besser an ihn denken und auch über ihn sprechen ohne das du dir Vorwürfe machst. Es ist nun einmal so, das der Tod zum Leben gehört und du wirst in einigen Jahren erkennen, das das was gerade passiert dich stark macht und die Sicht auf manche Dinge etwas verändert

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Echtjetzt12  05.12.2019, 14:09
@flora2323

Fast vergessen, ich habe festgestellt, es ist wesentlich einfacher mit dem Tod eines für einen wichtigen Menschen umzugehen, wenn man Abschied nehmen kann, die Trauer beginnt schon vorher und trifft einen nicht plötzlich und mir hat es sehr geholfen, in diesen Fällen, den Tod als Erlösung zu sehen, so haben wir das auch damals unseren Kindern erklärt.

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Wäre schlecht, wenn du nicht um ihn trauerst. Aber auch ein Hospiz ist keine Anstalt des Grauens. Es darf sehr wohl gelacht werden und der Tod ist auch nicht ständig Thema.

dandy100  05.12.2019, 11:34

..aber er ist allgegenwärtig und sollte auch nicht verdrängt werden; man geht ja hin, um denjenigen zu begleiten und nicht um ihn abzulenken, dann würde man ihn ja allein lassen

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GoldenEye2019  05.12.2019, 11:36
@dandy100

Man geht hin, um das zu tun, was ER will und ihm nichts aufzuzwingen. Oftmals wollen die Sterbenden auch einfach nur abschalten und noch einmal Normalität erfahren. Über früher reden, Kaffee trinken usw. Es wird sich dann schon ergeben. Aber als Besucher sollte man sich niemals dazu erheben, zu wissen, was der andere will.

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dandy100  05.12.2019, 11:55
@GoldenEye2019

Eine Freundschaft ist immer eine Interaktion von zwei! Personen und natürlich entscheidet man selbst mit, wie man mit einem Freund, der im Streben liegt, umgeht und darüber, was man ihm zu sagen und zu geben hat.

Hier geht es nicht um den Besuch bei irgendjemand sondern um den besten Freund und natürlich hat man ein Gefühl dafür, was für ihn gut ist und was er braucht, und zwar of besser als er es selbst weiß - genau dafür ist man ja ein Freund und kein Befehlsempfänger

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GoldenEye2019  05.12.2019, 12:07
@dandy100

Zitat: "was für ihn gut ist und was er braucht, und zwar of besser als er es selbst weiß"

DAS wage ich zu bezweifeln. Gerade in so einem Augenblick. Als ich einen Freund besucht habe, hat er darüber geredet, dass er "wenn er wieder zu hause ist" einen Kaminofen in sein Wohnzimmer einbauen lassen möchte.... wir wußten beide, dass es dazu nicht mehr kommt. Ich würde mir niemals anmaßen, besser zu wissen als jemand selbst, was ihm wichtig und richtig ist.

Ich will hier auch gar keine Diskussion mit dir führen, der/die Fragesteller(in) muss selbst entscheiden, was in der Situation passieren soll. Meine Antwort steht oben.

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Es ist schon viele Jahre her, da besuchte ich mit einem Kollegen einen guten Freund. Er hatte ALS. Er konnte sich nicht mehr bewegen und nicht mehr spechen, aber er konnte uns hören und sehen. Nach 10 Minuten habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich bin rausgelaufen und habe geheult wie ein Schlosshund. Ich bin da nicht wieder hin und werfe es mir heute immer noch vor. Ein paar Wochen später ist er gestorben. Ich hätte aushalten sollen und, weinend und lachend, Witze erzählen sollen oder ein Buch vorlesen oder einfach etwas erzählen, Aber ich war zu feige, meine Trauer zu zeigen. Tu das nicht. Geh hin und heule, wenn dir danach zumute ist. Wenn du es nicht tust, wirst du es bereuen, so wie ich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
flora2323 
Fragesteller
 06.12.2019, 15:36

Gestern konnte ich noch ganz kurz, mit Ihm telefonieren , aber da war er auch schon schwach ,

heute war ich bei Ihm,

er liegt schon halb im Koma und er musste sich mehrmals übergeben,

ich denke, der Tod kommt bald.

ich hab ihn da so hilflos liegen sehen,das geht mir nicht aus dem Kopf,

Es ist so grausam ,das anzusehen.

Aber ich bin trotzdem froh,dass ich noch ein mal da gewesen bin .

Schade nur,dass er mich nicht erkannt hat,ich nicht mehr mit Ihm sprechen konnte.

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Wie kann man denn mit so etwas klar kommen ?

indem man sich zusammenreißt und sich klarmacht, dass es nicht um Dich und Deinen Kummer geht sondern um Deinen Freund, den Du besuchst, um ihm eine Freude zu machen.

Weinen kannst Du nachher

Hey

Ich arbeite ehrenamtlich in einem Hospiz. Und zu einem Hospiz gehört die Trauer ebenso wie Freude. Viele Menschen glauben, dass es gegenüber Sterbenden einen bestimmten Verhaltenskodex gibt, den sie verstehen und umsetzen müssen.

Aber nach meiner Erfahrung kann ich dir nur sagen: sei ehrlich! Sei authentisch! Wenn du weinen musst, darfst du weinen. Wenn dir nach lachen zumute ist, darfst du lachen. Gerade am Ende des Lebens zählt nichts mehr als Authentizität.

Du kannst deinem Freund auch sagen, wie schwer es dir fällt, mit der Situation umzugehen, dass du traurig bist, ihn aber unbedingt sehen wolltest. Diese offenen Worte werden ihm mehr bedeuten, als wenn du krampfhaft versuchst, eine Rolle zu spielen.

Alles Gute für euch zwei.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung