Berufspilotenausbildung mit vorhandenem PPL(A) über private Flugschule oder über Airline Ab-Initio Programm?

2 Antworten

Es sah zum Jahreswechsel 2021-2022 immer noch nicht so aus, als würde sich der Markt erholen.

Ja gut, wäre aber der ideale Zeitpunkt für eine Ausbildung gewesen. Denn weltweit war der Bedarf an Pilot noch nie so hoch wie heute. Die IATA (International Air Transport Association) prognostiziert für die kommenden 10 Jahre einen weltweiten Bedarf von ca. 100.000 Piloten. Lufthansa z.B. musst den Start seiner neuen Tochtergesellschaft City Airlines aufgrund von Pilotenmangel auf nächsten Sommer (2024) verschieben. Sah aber auch schon in den Jahren kurz vor der Pandemie (2018/19)ganz gut aus. Der andere Faktor der zu einem Pilotenmangel beiträgt ist, dass in den kommenden Jahren mehr Piloten in den Ruhestand gehen werden als neue/junge nachkommen.

Jetzt ist halt die große Frage, modular (nebenberuflich) oder Ab-Initio (vollzeit). Modular tt (total time) wären 200 hr, wobei Du in dem Fall die min. 45 hr für den PPL (Private Pilot) schon hast. Bei einer Ab-Initio Ausbildung beträgt die tt hingegen nur 150 hr, aber in dem Fall wäre der PPL halt nicht anerkannt bzw. müsstest Du im Prinzip nochmal machen. Würde dann aber unterm Strich auch auf ca. 200 hr tt hinauslaufen. Von dem her würden die Stunden jetzt eher für die modulare Ausbildung sprechen.

Allerdings ist es so, dass eine modulare Ausbildung in der Regel (wesentlich) länger dauert als eine Ab-Initio Ausbildung. Vor allem wenn wir hier vom CPL (Commercial Pilot License) bzw. frozen ATPL (Airline Transport Pilot License) sprechen. Haupt-Knackpunkt ist hier vor allem die ATP Theorie. Die wird nämlichen von vielen unterschätzt! Aber darauf gehe ich weiter unten noch etwas ausführlicher ein.

Der andere Aspekt ist, dass es bei der modularen Ausbildung (i.d.R.) aufgrund von finanziellen Engpässen oder beruflichen Gründen immer wieder zu Verzögerungen der Ausbildung kommen kann. Das Ganze dauert dann oftmals länger als gedacht und ist auch mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Grundsätzlich kann man sagen, je schneller man ins Cockpit kommst desto besser. Denn Zeit ist Geld und Dinge können sich auch schnell wieder ändern. Von daher würde ich Dir zu einer Ab-Inito Ausbildung raten bzw. würde ich an deiner Stelle zumindest versuchen. Aufgrund des zeitvorteils und weil die Ausbildung absolut strukturiert abläuft und am Ende i.d.R. auch ein Job wartet.

Für die LH (Lufthansa) bildet aktuell die von Dir bereits erwähnte EFA (European Flight Academy) aus - hier mal der Link:

https://www.european-flight-academy.com/

Um in das Auswahlprogramm bzw. Kadettprogramm zu kommen muss man sich dem berüchtigten DLR Test unterziehen und bestehen (für die, die es nicht wissen sollten). Aber auch dafür gibt es sehr gute Vorbereitungssoftware wie z.B. Skytest.

https://www.skytest.de/DLR-Test-Vorbereitung.htm

Wenn es klappt gut, wenn nicht dann halt die modulare Ausbildung. Da bietet z.B. auch das benachbarte europäische Ausland interessante Optionen. Vor allem wenn es um Begrenzung des Kostenfaktors geht. Da wäre z.B. auch ein Blick Richtung Polen interessant (gehört ja auch zur EASA). Vorteil, die haben noch den polnischen Zloty und von daher ist die Ausbildung bei den günstiger als in den Euro Ländern.

Eine der bekanntesten polnischen Flugschulen ist Bartolini Air in Łódź. Allerdings haben die eine relative lange Warteliste. Bartolini hat auch eine Kooperation mit Bristol Groundschool (U.K.) für die ATPL Theorie. Bristol ist da einer der führenden Distance Learning Course Providers für die modulare Ausbildung. Weiß nicht ob die inzwischen auch Präsenzunterricht anbieten. Gibt aber natürlich auch noch andere Flugschulen in Polen. Sollte man sich aber vorab schlau machen, evtl. anrufen und persönlich mit sprechen (sprechen alle ein halbwegs brauchbares Englisch) oder im Idealfall am besten persönlich vorbei schauen.

Hier mal ein paar Links:

https://bartoliniair.com/

https://www.bristol.gs/

https://smartaero.pl/

https://www.bestaviation.net/flight_school/poland/ (ist eine Flugschulen-Suchmaschine)

https://www.pprune.org/trending.php (europäisches und internationales Pilotenforum)

ATPL Theorie:

wie gesagt, wird von viele unterschätzt! Vor allem wenn man das nebenbei, per Fernkurs mit einem Vollzeitjob kombinieren will. Seitens der Flugschulen und auch im Internet wird das ganz gerne runtergespeilt. Da heißt es meist, in 6. Monaten ist das machbar. Jeden Tag/Abend nach der Arbeit 3 Std. lernen ist ausreichend. Der Zeitrahmen reicht allerdings bei weitem nicht!

In nur 6. Monaten die gesamte ATP Theorie durchzuziehen und in allen 14. Fächern die Prüfungen abzulegen und zu bestehen, halte ich persönlich für absolut unrealistisch. Das wäre wenn, dann nur in einem vollzeit Präsenzkurs machbar und selbst dann wäre man verdammt flott unterwegs gewesen. Denn schon alleine die Prüfungstermine haben sich bei mir damals über einen Zeitraum von 6. Monaten erstreckt.

Ein realistischer Zeitrahmen für die ATP Theorie per Fernkurs, neben einem Vollzeitjob wären 18. bis 24. Monate. Ein weiteres Problem mit dem Fernkurs ist die Motivation aufrecht zu erhalten. Denn schließlich sitzt man alleine im stillen Kämmerlein, da ist niemand der einem hilft wenn man nicht weiterkommt oder mit dem man sich austauschen kann. Das erfordert auf ein hohes Maß an Disziplin und Zielstrebigkeit!

Ich würde heute nicht nochmal die ATP Theorie per Fernkurs machen wollen bzw. würde ich nicht empfehlen. Weil es einfach enorm zeitaufwendig und sehr mühsam ist. Was die Kosten für die Theorie betrifft wäre für mich heute auch sekundär. Denn der Hauptkostenfaktor sind die Flugstunden und was nützt es Dir wenn Du vielleicht 3000 oder 4000 Euro bei der Theorie gespart hast, dafür aber ein Jahr länger am Weg warst. In einem Jahr kann viel passieren und je schneller man ins Cockpit kommt und Geld verdient, desto besser!

Gut, der Beitrag ist jetzt doch wesentlich länger geworden als gedacht. Aber vielleicht ist er ja doch für jemanden hilfreich.

Niemand kennt die Zukunft, es kommt auch immer drauf an wie sehr Piloten gesucht werden. Die Fliegerei ist sehr konjunkturabhängig, wenn die Leute kein Geld haben, bleiben die Flugzeuge am Boden.

Meine persönliche Einschätzung ist sehr pessimistisch, was wir dieses JAhr erlebt haben dsa war nur eine Scheinblüte gewesen. Zu Corona-Zeiten haben die Leute das Geld rausgehauen und jetzt hat niemand mehr Geld. So Urlaubsreisen die werden im vorraus geplant und gebucht, so das die Entwikclung da nur etwas verzögert auftritt.

Ich selber arbeite bei einem sehr grossen Anbieter im Versandhandel für Konsum und Investitionsgüter und merke wie im Weihnachtsgeschäft deutlich weniger bestellt wird.

https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/lufthansa-und-co-ende-des-flug-booms-die-gehobene-mittelklasse-spuert-finanziellen-stress-/29474788.html

Mit einem Nebenjob zur Fliegerei? Selbst wenn du es schaffst mit extrem sparsamer Lebensweise 500 Euro jeden Monat zu sparen dann hast du dann in 18 Jahren dann deine Ausbildung zusammen.

Und wie gesagt das goldene Ticket ins Cockpit gibt es einfach nicht. Die EFA ist keine Garantie mal später für die Lufthansa zu arbeiten. Die flaggen ehh fleissig um auf Eurowings oder den regionalcarriern.

Die Luftfahrt ist längst globalisiert und für die Airlines und für die Passagiere ist es egal ob nun Peter aus Deutschland im Cockpit sitzt oder Piotr aus Polen.

JulietteLima  11.11.2023, 05:14
Die Luftfahrt ist längst globalisiert und für die Airlines und für die Passagiere ist es egal ob nun Peter aus Deutschland im Cockpit sitzt oder Piotr aus Polen.

Da hast Du dich aber getäuscht! Denn gerade da gibt es einen hohen Arbeitsmarktprotektionismus, vor allem was die Flag Carrier betrifft, wie Lufthansa, Air France, American Airlines usw. Da wird schon Werr drauf gelegt das die Piloten die jeweilige Landessprache fließend und auch akzentfrei sprechen. Braucht man nur mal auf die Seite von Air France oder KLM Airlines zu scahuen.

Zum einen brauchst Du als Ausländer erstmal eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis und die wird nicht von der Airline gesponsert! Da heißt es dann: Applicants must have the legal right to live and to work in the respective country. Aus dem Grund wird immer erst den eigen Landsleuten bzw. Piloten der Vorzug gegeben. Vor allem bei den großen nationalen Airlines.

Zum anderen muss die Pilotenlizenz umgeschrieben bzw. validiert werden, was oftmals mit einem unverhältnismäßig hohem Aufwand sowie Bürokratismus verbunden ist.

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blackhaya  11.11.2023, 05:24
@JulietteLima

Also ich weiß ja nicht ob es dir entgangen ist, aber Polen ist seit 2004 in der EU drin und die genißen schon längst die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit.

Also das Polen für Deutschland eine Arbeits und Aufenthaltsgenemigung für Deutschland brauchen, das wäre mir wirklich neu.

Die grösste Airlines in Europa ist RyanAir und wäre mir wirklich neu, das die nur Irische Staatsbürger beschäftigen.

Naja, sowas wie Staatsräson ist auch schon längst vorbei. Die Airlines sind längst alle privatisiert und der Luftverkehr liberalisiert. Gibt keinen Grund warum den Job nur deutsche machen können. Ich als Passagier bin schon froh wenn wenigstens die Stewardess deutsch sprechen kann.

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JulietteLima  11.11.2023, 06:41
@blackhaya

Innerhalb de EU bzw. EASA schon. International schaut das allerdings anders aus.

Die grösste Airlines in Europa ist RyanAir und wäre mir wirklich neu, das die nur Irische Staatsbürger beschäftigen.

Ja, soviel Piloten würde es wahrscheinlich auch in ganz Irland nicht geben um den Bedarf zu decken. Außerdem kann man RyanAir nicht mit Flag Carriern wie British Airways, Air France oder auch Lufthansa vergleichen.

Versuch mal als Deutscher mit gebrochenen Französisch oder starken Akzent bei Air France als Pilot anzuheuern. Da wird nichts draus! Bei der von Dir genannten oder auch anderen Billigfluggesellschaften ist das natürlich was anders. Die sind froh um jeden Piloten der sich bei denen bewirbt.

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