Berechtigt sich dafür zu schämen?

8 Antworten

Du besuchst keinen Unterricht, um es zu können, sondern um es zu erlernen!

Und: Du gehst hin, damit *Du* es lernst, niemand anderes. Mit bloss fotogen herumstehen ist nichts. Es ist Arbeit an sich selber! Es ist äusserst persönlichkeitsbildend hinzugehen und bei Null mit etwas Neuem zu beginnen. Denn jeder Meister hat auf exakt der selben Stufe begonnen, ausnahmslos jeder!

Wenn du findest, dass du mit Schlagen nichts am Hut hast, dann lass es. Es gibt Kampfkunst-Disziplinen, die komplett ohne Schläge aus kommen. Das ist wichtig zu wissen, weil viele Menschen eine anerzogene Schlaghemmung haben. Schlagen - das ist das, was die bösen Menschen tun. Dann will man sich nicht der selben Methoden bedienen. Es sind andere Konzepte gefragt.

In dieser Hinsicht kann ich dir Aikido empfehlen. Die Strategie dahinter ist so einfach, wie wirkungsvoll. Aber es ist sehr schwierig Aikido zu erlernen, weil man Dinge lernen muss, die nicht unbedingt unseren angestammten Bewegungsmustern entsprechen: Man lässt einen Angriff zu. Es ist geradezu eminent wichtig, dass ein Angreifer einem zu fassen kriegt, dass er also greifen kann (der Angreifer heisst nicht umsonst so.. :-) In dem Moment, wenn er seinen Griff anbringt, setzt bei im das Denken aus, weil er sein Ziel vermeintlich erreicht hat. Ab dann übernimmt der Aikidoka die Führung der Bewegung. Das ganze endet in einem Wurf oder einer Festhaltetechnik. Man nutzt den Tunnelblick in der Wahrnehmung des Angreifers um ihn zu kontrollieren.

Und man übt Aikido mit allen zusammen - alt mit jung, Männchen mit Weibchen, Anfänger mit Fortgeschrittenen. Da gibt es keine Trainingsklassen, weil es ebenso wichtig ist, dass man am eigenen Laib erfährt, wie die Technik auf einen Angreifer (in der Übung man selber) wirkt. In der Übungssequenz werden deshalb die Rollen laufend gewechselt, damit man die Technik in der Praxis übt und anwendet und gleich darauf erfährt, wie sie sich anfühlt und wie sie wirkt.

Such dir in deine Umgebung verschiedene Disziplinen, die du auch zu einer Übungslektion besuchen darfst. Man ist überall willkommen!

Viele Grüsse und alles Gute!

Woher ich das weiß:Hobby – betreibe seit bald 30 Jahren Aikido; 4. Dan-Grad

ich gehe (aus beruflichen gründen) nur „alle jubeljahre mal“ zum krav maga. das heißt, ich bin ein anfänger und werde es wohl auch immer bleiben. trotzdem „schaut“ niemand oder macht gar irgendwelche sprüche. es sind immer anfänger und fortgeschrittene in einem kurs. sicher gibt es auch spezielle kurse nur für fortgeschrittene - aber die sind immer „extra gekennzeichnet“. also: geh hin und hab spaß. und die fitness kommt von ganz allein, glaub mir. je länger du dabei bist, desdo „weniger anstrengend“ wird es (nein, wird es natürlich nicht. aber du bist nicht schon nach wenigen minuten völlig ausser puste, sondern es dauert etwas länger)

und sollte dich tatsächlich jemand blöd anquatschen - wechsel das studio.

Nein schämen musst du dich nicht. Jeder hat mal angefangen! Geh in den Kurs und hab Spaß an deinem Hobby. Außerdem kommt man automatisch in einen Anfänger Kurs für das erlernen der Basics. Und das ist auch gut so.

Hey, glaubst du, du bist der einzige der als Anfänger noch nichts kann? Das ist bei fast allen so, völlig normal. Also, hingehen und Probetraining machen!

Schäme mich dafür weil die Leute dann blöd gucken werden und mich auslachen werden.

Ich trainiere jetzt seit einigen Jahren eine japanische Kampfkunst und verrate dir, welches Wissen und welches technische Können von Anfängern verlangt werden:

Absolut keine.

Das ist mein ganzer Ernst, denn es wird keinerlei theoretisch Vorwissen, geschweige irgendwelche technischen Fähigkeiten von Anfängern vorausgesetzt.

Du bist kein Fitness-King? Du hast keine Kondition? Du fühlst dich ungelenkig? Du hast Übergewicht? Du bist schüchtern? Kein Problem - das ist völlig normal!

Letztlich beginnt es wie bei einem kleinen Kind - dir wird gezeigt wie du richtig stehst, wie du richtig gehst, wie du eine richtige Faust machst.

Praktisch kein Verein kann es sich leisten, nur irgendwelche Elite-Kämpfer und Super-Profis als Mitglieder zu akzeptieren - der Laden wäre schnell pleite.

Vereine leben davon, dass es Interessenten und neue Mitglieder gibt - daher wäre es unsinnig, sie durch unrealistische Anforderungen zu vergraulen.

Es gibt also absolut keinen Grund sich zu schämen - du bist sicher in nahezu jedem Verein ein gern gesehener Probestunden-Teilnehmer und neuer Schüler.

Zu deinen Fragen:

Ja, bei vielen Vereinen gibt es im Stundenplan "Anfängerstunden" und solche für "Fortgeschrittene", oder Sonderstunden, zB "Waffentraining".

Das ist aber nicht überall so - und das hat auch seinen Grund.

Jeder Anfänger ist ein wertvoller Helfer für die anderen auf der Matte.

Durch das Training mit Einsteigern wird der "Fortgeschrittene" nicht nur an all die Grundtechniken erinnert - es hilft ihm auch, sich persönlich zu entwickeln.

Indem erfahrenere Schüler den Anfängern helfen, lernen sie rücksichtsvoll zu sein und wie man andere Menschen bei ihren Problemen unterstützt und fördert.

Würde es in einem Verein nur "fortgeschrittene" Schüler geben, dann wäre das Dojo sicher bald voll von eingebildeten Egomanen und selbstverliebten Narzissten.

Jeder Neueinsteiger hilft dabei, den Geist der Tradition und Unterstützung im Dojo zu verbessern, da er die Anderen zurück zu den Ursprüngen führt.

Anfänger sind also lebensnotwendig für den Erhalt der Integrität eines Stils.

Ich erzähle dann mal ein wenig von meinem eigenen Training:

Bei uns im Aikido-Verein trainieren alle zusammen - Männer und Frauen, Anfänger und Fortgeschrittene - und das funktioniert ganz wunderbar.

Ich habe damals beim Kindertraining begonnen, bin dann zum Jugendtraining gewechselt und dann in die Altersgruppe der Erwachsenen gekommen.

Dabei sieht man so einiges - kleine Pummelchen, schüchterne Mädchen, den hyperaktiven Zappelphilipp und auch Menschen mit körperlichen Handicaps.

Sie alle üben gemeinsam - und wenn man eine Weile dabei ist, sieht man auch die positiven Entwicklungen, die diese Menschen machen.

Das Ganze erfolgt ohne Zwang oder Leistungsdruck

Fitness

Wir laufen zum "Aufwärmen" dreimal locker um die Matte - und wenn jemand am Anfang nur eine Runde schafft, dann ist das eben so. Darüber lacht niemand.

Ich habe am Anfang auch gerade mal zwei Runden geschafft, aber die eigene Fitness steigt mit dem regelmäßigen Training ganz von selbst.

Beweglichkeit

Anschließend kommt eine Art Gymnastik und Dehnübungen. Wenn jemand dabei die Zehen noch nicht mit den Fingern berühren kann, ist das völlig normal.

Jemand bei uns im Training war sehr unbeweglich und immer wenn er sich streckte, lies er dabei Darmwinde fahren. Das war ihm sicherlich sehr peinlich.

Aber niemand hat gelacht und nach einer Zeit löste sich das Problem von selbst, weil sein zuvor eingerosteter Körper sich an die Bewegungen gewöhnt hat.

Fallschule

Es folgt die "Fallschule" - Vorwärtsrollen, Rückwärtsrollen usw. Dabei wird jedem nur das beigebracht, was seinem Niveau entspricht und keine "Wunder" erwartet.

Wenn ein Anfänger dabei aussieht wie ein betrunkener Marienkäfer, der herumkugelt ist das absolut kein Problem - jeder hat mal genau so angefangen.

Wir hatten auch mal jemanden mit neurologischen Problemen, der nicht einmal normal gehen konnte und sich am Anfang sehr seltsam abrollte.

Als er seine erste echte Vorwärtsrolle schaffte, war das ein tolles Erfolgserlebnis für ihn - und wir alle haben uns für ihn mitgefreut.

Grundtechniken

Es gibt dann die ersten Grundtechniken - auch die üben Anfänger gemeinsam mit Fortgeschrittenen, denn jede Stunde beginnt mit diesen Techniken.

Das hat also nichts damit zu tun, dass man dies als "Gefälligkeit" für Neulinge machen würde - es ist bei uns einfach so üblich, die Grundlagen zu betonen.

Anschließend werden einzelne Techniken erklärt - und zwar den Anfängern die Einsteiger-Techniken und einigen Fortgeschrittenen ein paar neue.

Wenn man sich unsicher ist - auch ein "Fortgeschrittener" macht Fehler - kriegt man Hilfestellung von anderen Übenden, oder eben dem Lehrer.

Korrekturen

Bei uns wird auf zwei Arten "korrigiert".

Gerade am Anfang muss natürlich zunächst die Technik stimmen, also zB der richtige Griff, oder die Drehbewegung in eine Richtung. Da gibt es direkte Hilfe.

Der Lehrer unterbricht auch immer mal das Training und gibt durch seine Unterweisung eine Art indirekte Hilfe. Er sagt so etwas wie:

"Die meisten machen die Technik schon ganz gut. Bei manchen sehe ich aber, dass sie ihren Partner in die Richtung zerren, anstatt ihn die Richtung bestimmen zu lassen.."

Man weiß natürlich selbst, ob man diesen Fehler gemacht hat und bekommt auf diese Weise Hilfestellung, ohne direkt "kritisiert" worden zu sein.

Kurze Anekdote:

Ich habe am Anfang ein bisschen gemogelt und die Rollen nicht ganz sauber gemacht - und das hat der Lehrer natürlich gemerkt. Das war mir erst mal peinlich

Er lies mich dann einfach noch ein paar korrekte Rollen machen, damit ich mir diesen Fehler nicht einübe. Kein Drama, kein Ärger, ganz natürlich.

Hätte er mich nicht korrigiert, hätte ich mir sicher eine sehr unsichere Art zu fallen angewöhnt und das könnte bei entsprechenden Würfen gefährlich werden.

Also auch wenn es am Anfang peinlich sein mag, korrigiert zu werden - das ist keine Strafe, sondern eine Hilfestellung und so sollte man sie auch annehmen.

Techniktraining

Anschließend üben alle die ihnen gezeigte Techniken gemeinsam mit wechselnden Partnern - auch das ist ein wichtiger Aspekt des Trainings.

Je mehr man mit verschiedenen Menschen übt, desto besser lernt man auch, mit verschiedenen Charakteren und unterschiedlichem Körperbau umzugehen.

Mit einem großen Mann zu trainieren ist anders, als mit einer kleinen Frau und ein eher offensiver Charakter handelt anders, als jemand der eher zurückhaltend ist.

Je mehr Berührung man mit den unterschiedlichen Menschen hat, desto besser kommt man auch mit neuen Erfahrungen klar.

Auch hier sind Anfänger sehr wichtig, denn sie verlangen vom Partner, die Technik sehr exakt durchzuführen, damit der Einsteiger die Bewegung nachvollziehen kann.

Fazit

Du siehst also, es gibt absolut keinen Grund sich dafür zu schämen ein Anfänger zu sein - jeder hat mal genau so angefangen und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. :-)

Also - Trau dich! :-)

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido