Bahn erfindet Begründungen für Verspätungen/Ausfälle?

3 Antworten

Kann es sein, dass die Begründungen gewürfelt werden?

Manchmal hat man schon den Eindruck dass die ausgewürfelt werden. Ich hatte schon den Fall das für ein und denselben Zug an 3 aufeinander folgenden Stationen 3 verschiedene Gründe für die Verspätung genannt wurde und in der DB-App gab's für alle denen das noch nicht reichte eine 4. unterschiedliche Begründung. Das Problem ist, dass die Reisendeninformationssysteme schlecht synchronisiert sind. Für die Anzeigen auf den Bahnsteigen sind die 3-S-Zentralen zutsändig (und hier je nach Stadt eine andere Zentrale) und für die Apps wieder eine andere Abteilung.

Es ist sehr gut möglich, dass ein Zug in seiner vorherigen Fahrt Verspätung hatte, diese auf der aktuellen Fahrt mitnimmt und dann aufgrund von Bauarbeiten oder sonst was eine zusätzliche Verspätung aufbaut. Vielleicht kam der Zug ursprünglich sogar aus derselben Richtung und hatte die Verspätung aus vorheriger Fahrt auch aufgrund der Gleisarbeiten.

Diesen Text auf ein Display oder in die App zu schreiben oder alle paar Minuten durchzusagen ist halt einfach unpraktisch. Diejenigen, die den Verspätungsgrund definieren, wählen aus verschiedenen Vorlagen einen Text aus. Den schreiben die nicht jedes Mal selber. Die Person muss also entscheiden, ob der öffentliche Verspätungsgrund nun die vorherige Fahrt sein soll, oder die Gleisarbeiten. In der Regel nimmt man dann halt bei mehreren Gründen einfach den Letzten.

Das Netz ist ja ohnehin schon Anfällig auf Verspätung. Je nach Strecke mehr oder weniger. Wenn ein Zug dann Verspätung hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass weitere Verzögerungen folgen. Erst muss der Zug auf die Abfahrt warten. Grund: Verspätung eines vorausfahrenden Zuges. Dann kommt der Bauabschnitt. Also neuer Grund. Dann zieht einer die Notbremse, es gibt Polizeikontrollen, es muss einer über den geschlossenen Bahnübergang gehen, etc. Neuer Grund.

Als Bahnreisender ist das natürlich keine Antwort, mit der man jetzt besser abschätzen kann, was genau los ist und ob ich den Anschluss in XY noch bekomme. Aber auf langen Fahrten wie Hamburg - München/ Zürich usw. ist einfach sehr viel Weg, auf dem viel passieren kann. Auf kurzen Fahrten wie S-Bahnen ist es häufig, dass eine Verspätung mehrere Runden mitgenommen wird und sich dadurch dann ggf. auch wieder neue aufbaut.

Ich habe für mich persönlich gelernt, dass ich auf Regio-Zügen immer einen Zug vorher nehme und auf Langstrecken 2 Stunden Puffer einplane. Ist zwar viel, aber ich habe keine grauen Haare mehr, komme dadurch auch hin und wieder früher an, als geplant und kann verschiedene Dinge erledigen (lesen, E-Mails usw.). Dann kann mir auch egal sein, was die genauen Gründe sind.

Erfinden wohl nicht, aber manchmal auch nicht genau wissen.

Das Fahrgastinformationssystem (FIS) kann halt auch nur Informationen so weitergeben, wie sie vorliegen.

Und dann mag der Tf. (Triebfahrzeugführer:in) zunächst nur weiß, dass er den nächsten Abschnitt wegen eines anderen Zuges nicht befahren kann ("Verspätung aus vorangegangener Fahrt"). Dann wird er ins Gegengleis geführt ("aufgrund Gleisarbeiten") und dann erhält er vom FdL (Fahrdienstleier:in) die Info, dass es wegen einer Baustelle noch hängt.

Dann war wohl von Anfang an die Baustelle schuld, aber die Ursache hat sich für den Tf. erst Schritt für Schritt herausgeschält und er hat nach dem jeweiligen Kenntnisstand und möglichst früh informiert.

Fazit: Manchmal dürfte die Information gerne etwas später und dafür etwas genauer erfolgen. Aber dennoch sollte möglichst früh informiert werden. In diesem Zwiespalt mögen manchmal erst nach und nach bessere Informationen entstehen.

Woher ich das weiß:Hobby – ehemaliger Inhaber des Bahn-Berechtigungsausweis B