Anwesenheitspflicht im Studium ja oder nein?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt keine generelle Anwesenheitspflicht im Studium, dementsprechend kann man sie auch nicht abschaffen.

Ich empfinde Anwesenheitspflichten in Lehrveranstaltungen als ziemlich dämlich und bin froh, dass das über meine Studienzeit nur sehr wenige Module betroffen hat.

Mal ehrlich, als Student sollte man erwachsen genug sein, um selbst einzuschätzen ob man die Lehrveranstaltung braucht oder nicht. Jeder weiß, was ein "Präsenz"studium ist (nämlich kein Fernstudium), jeder weiß dass kein Dozent verpflichtet ist ein vollständiges Skript hochzuladen und jeder weiß, dass viele Dozenten gerne mal in Nebensätzen darauf hinweisen, was sie in den Klausuren fragen. Daraus ergibt sich auch ohne Anwesenheitspflicht für einen halbwegs mitdenkenden Studenten, dass man sich ins eigene Fleisch schneidet wenn man Vorlesungen verpasst.

Ich habe sehr wenig Mitleid mit solchen Studenten, die meinen sich einen faulen Lenz machen zu können und zur Prüfungsphase schauen sie in die Röhre, weil ihnen jegliches Skript fehlt und sie keine Ahnung haben was wohl in der Prüfung gefragt wird. Dann erleben die halt mal die Konsequenz ihrer Fehleinschätzung.

Dementsprechend empfinde ich Anwesenheitspflichten nur als "beleidigte Leberwurst"-Reaktionen von Dozenten, deren Veranstaltungen sämtliche Studenten als verzichtbar ansehen. Statt sich Gedanken zu machen, ob qualitatives Verbesserungspotential an der Veranstaltung besteht.

Wo ich Anwesenheitspflichten gerechtfertigt finde, ist in Laborpraktika mit begrenzter Kapazität. Es ist abstoßend, wenn sich jemand einen Platz sichert und diesen dann nicht nutzt, während jemand anderes keinen Platz mehr bekommen hat.

Eine reine Anwesenheitspflicht halte ich nicht für sinnvoll, weil man für die Anwesenheit nicht wirklich etwas bekommt. In der Schule gab es zumindest mündliche Noten und man konnte sich während des Schuljahres kontinuierlich etwas erarbeiten. So fände ich es auch an der Uni besser, wenn die mündliche Mitarbeit und ggf. weitere Leistungen in die Gesamtnote eingingen und nicht nur die Lehrveranstaltungsprüfung. Wer häufiger nicht anwesend wäre bekäme so ziemlich wahrscheinlich eine schlechtere Mitarbeitsbewertung. Eine Anwesenheitspflicht hingegen, bei der es im Endeffekt für die Gesamtnote egal ist, ob man da war oder nicht, kann man sich schenken.

Außerdem: Was nützen den Dozierenden lauter gelangweilte Studierende, die nur aufgrund einer Anwesenheitspflicht erscheinen. Dann müsste es doch eher eine Mitarbeitspflicht geben. Die würde schon eher dafür sorgen, dass das Engagement der Studierenden steigt.

Insgesamt wäre das System mit der Einbeziehung der kontinuierlichen Mitarbeit in die Gesamtnote ausgewogener: Es bekämen nur noch diejenigen Bestnoten, die sowohl in der Prüfung als auch in semesterbegleitenden Leistungen sehr gut abschneiden. Andererseits würde man trotz ein paar fehlender Punkte in der Lehrveranstaltungsprüfung insgesamt noch bestehen können, wenn man ordentliche mündliche (und ggf. auch schriftliche und praktische) Beiträge während der Lehrveranstaltung erbracht hat.

Besonders leicht ist all dies bei Seminaren umzusetzen. Auch bei Vorlesungen gibt es aber Möglichkeiten, z. B. für die Beantwortung von Online-Quizfragen Punkte zu vergeben, die in die Gesamtnote eingehen.

Ja, die Abschaffung ist sinnvoll, da Studierende eigenverantwortlich studieren können sollten. Lediglich in Kursen, die nur mit Anwesenheit Sinn machen (Laborpraktika, etc.), sollte Anwesenheitspflicht gelten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Postdoc / Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Nein, dann lernt ja keiner was

RedPanther  14.12.2023, 12:10

...dir ist aber schon klar, dass Studenten sowieso eigenverantwortlich lernen und Lehrveranstaltungen nur ein Zusatzangebot sind?

2
GorillaGD  14.12.2023, 12:15
@RedPanther

Ja das stimmt, aber wieso sollte man die Anwesenheitspflicht abschaffen? Wenn man da hingeht, wieso sollte man dann einfach abwesend sein, das bringt ja dann nichts.

0
RedPanther  14.12.2023, 12:17
@GorillaGD

Wieso bringt eine Veranstaltung mehr, wenn die Teilnahme verpflichtend ist?

Wenn die Veranstaltung gut und als Prüfungsvorbereitung nötig ist, werden die Studenten nicht freiwillig weg bleiben. Dann tut jeder Krankheitstag wirklich weh.

Wenn die Veranstaltung so gestaltet ist, dass man auch ohne deren Besuch locker die Prüfung besteht, sagt das einiges über die Qualität der Veranstaltung... und die wird nicht besser, wenn du eine Anwesenheitspflicht einführst und jemand, der drei Wochen krank war, darf nicht an der Modulprüfung teilnehmen.

1
RedPanther  14.12.2023, 12:20
@GorillaGD

Also nur so, ich hatte über mein Bachelor+Masterstudium ganze 3 Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht.

Und weißt du, wie oft ich bei den anderen Vorlesungen "einfach so" weggeblieben bin? Nur in einer Vorlesung in einem Semester. Die war sterbenslangweilig und der Fragenkatalog der Modulprüfung war mitsamt Musterlösung bekannt. Daran hätte eine Anwesenheitspflicht meiner Einschätzung nach nichts geändert, dann hätte ich halt dort gepennt.

1

Welche Anwesenheitspflicht an Hochschulen? Meine Tochter studiert gerade, Anwesenheitspflicht hat sie lediglich bei Seminaren und jetzt gerade bei den Sportkursen.