Abschied von Joseph Eichendorff?
O Täler weit, o Höhen,
O schöner, grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächtger Aufenthalt!
Da draußen, stets betrogen,
Saust die geschäftge Welt,
Schlag noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt!
Wenn es beginnt zu tagen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Daß dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Das trübe Erdenleid,
Da sollst du auferstehen
In junger Herrlichkeit!
Da steht im Wald geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Von rechtem Tun und Lieben,
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte, schlicht und wahr,
Und durch mein ganzes Wesen
Wards unaussprechlich klar.
Bald werd ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf buntbewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernsts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
So wird mein Herz nicht alt.
was ist eure Deutungshypothese dazu? Was will er damit vermitteln bzw. Aussagen? Es würde mich sehr interessieren
2 Antworten
Es ist ein romantisches Gedicht, in dem der Dichter seine Naturverbundenheit zum Ausdruck bringt. Der Wald weckt andächtige Gefühle in ihm und ist ihm also heilig. Er kann aber nicht im Wald bleiben, sondern muss in das geschäftige Leben zurückkehren. In seinem Herzen jedoch bewahrt er die Erinnerung an den Wald und beobachtet das bewegte Treiben in der fremden Stadt als Einsamer und Außenstehender.
Ich würde als Deutungshypothese formulieren: dieses Gedicht macht deutlich, worauf es einem Menschen wirklich ankommen kann.
Genaueres findet man auf der Seite
https://textaussage.de/eichendorff-abschied-o-taeler-weit-o-hoehen
Dort wird sorgfältig unterschieden zwischen:
- nach kurzem Lesen bereits eine Deutungshypothese formulieren ,
- die dann durch genauere Analyse der zentralen Signale ggf. korrigiert, auf jeden Fall abgesichert wird und Aussagen des Gedichtes erkennen lässt,
- wie man aus diesen Aussagen auch das Thema, nämlich die zugrundeliegende Frage, ermitteln kann.