Abgedrängt und beleidigt -Fahrrad vs. Auto: Der alltägliche Kampf auf den Straßen?

Das Ergebnis basiert auf 11 Abstimmungen

Autofahrer 55%
Radfahrer 45%

9 Antworten

Radfahrer

Ich habe noch nie gehört, dass ein Radfahrer ein Auto von der Straße gekegelt und dessen Fahrer schwer verletzt hätte.

Ja, es fahren erschreckend viele Radfahrer so, als fühlten sie sich entweder unsterblich oder wären akut suizidal. Aber das berechtigt Autofahrer nicht, so zu tun als seien Radfahrer grundsätzlich keine gleichberechtigten Verkehrsteilnehmer und man könne sie nach Gutdünken drangsalieren.

Radfahrer

Ich bin selber Autofahrer und bin mir als solcher bewusst, dass ich mit mehr als einer Tonne Gewicht schnelle Geschwindigkeiten habe und somit bei Unachtsamkeit großen Schaden an anrichten kann. Deshalb sollte man immer besondere Rücksicht auf Fahrradfahrer und Fußgänger nehmen. Es ist schlecht wenn Fahrradfahrer sich nicht an Verkehrsregeln halten, aber die haben auch bei weitem nicht so eine große Verantwortung mit dem Bruchteil der Energie, mit der wir Autofahrer durch die Gegend fahren. Ich meine als Autofahrer passiert dir selten etwas, wenn ein Radfahrer in dich rein fährt.

Irgendwas mache ich beim Radfahren wohl falsch - ich wurde bisher weder abgedrängt noch beleidigt, trotz einer chronischen "Radweg"allergie (d.h. ich fahre des öfteren innerorts Fahrbahn statt gefährlichem blaßrosa Rumpelstreifchen auf GEHweg mit Blauschild).

Allerdings fahre ich dort konsequent nach Regel was Ampeln, Vorfahrtschilder usw. betrifft.

Als Autofahrer habe ich auch kein Problem damit, mal für ein paar Sekunden die üblichen 59 km/h (50 + MwSt) zu unterschreiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Also ich fahre beides Auto und Roller (Fahrrad nicht -> das fährt eher mein Freund)

In dem Fall vertrete ich jetzt die „Roller-Fraktion“ 😉

Ich merke auch am Roller, dass du immer der Schwächere bist 😊. Und wenn ich bereits 80 fahre (mit einer wohlgemerkt entdrosselten Vespa LX 50 😆) -> kannst du Gift darauf nehmen, dass trotzdem ein …. von hinten kommt und mich „wegschießen“ will.

An schlechten Tagen > ärgere ich mich darüber 😊

An guten Tagen -> fährt mein Roller dann plötzlich nur mehr 20 Ups 😂😂😂

Autofahrer

Ich bin niemand, der gegen Fahrradfahrer pöbelt, dennoch fällt mir im alltäglichen Straßenverkehr auf, dass es mehrheitlich Fahrradfahrer sind, die die StVO nicht all zu genau nehmen.

Könnte bei einigen daran liegen, dass sie keinen Führerschein haben und daher schlicht die Kenntnisse diesbezüglich fehlen.

Grundsätzlich bin ich daher für eine Kennzeichenpflicht für Fahrräder.

Allein die Tatsache, dass sie dadurch eher für Fehlverhalten belangt werden können, würde für ein besseres Miteinander auf der Straße sorgen.

LG.

Stadewaeldchen  13.11.2023, 16:26
dennoch fällt mir im alltäglichen Straßenverkehr auf, dass es mehrheitlich Fahrradfahrer sind, die die StVO nicht all zu genau nehmen.

Da würde ich den Faktor "selektive Wahrnehmung" nicht außer acht lassen. Sicherlich gibt es auch unter Radfahrern genau so wie bei allen anderen Gruppen der Verkehrsteilnehmer eine gewisse Zahl die die Verkehrsregeln missachten. Das es bei den Radfahrern besonders viele seien glaube ich dagegen nicht.

Zum einen habe ich seit mittlerweile rund 20 Jahren nach belastbaren Zahlen zu dem Thema gesucht. Gefunden habe ich einmal einen Vergleich zwischen KFZ und Radfahrer zum Thema Unfallflucht mit dem Ergebnis, dass KFZ-Fahrer etwas häufiger (in relativen Zahlen) Unflallflucht begehen als Radfahrer. Und eine kleine, regionale Untersuchung aus Freiburg i.Br, die den Radfahrern eine gleich gute (oder schlechte) Regelkonformität bescheinigte wie den KFZ-Fahrern.

Auch die Wahrnehmung und die Regelkenntnis bezüglich des jeweils anderen Verkehrsteilnehmer mag manchmal mangelhaft sein.

ich zitiere hier auch gerne noch mal mein Erlebnis von letzter Woche:

Ich möchte dir ein Erlebnis von heute Morgen berichten. Ich (als Radfahrer) biege nach links in eine Straße ein, die nur für Anlieger und Radfahrer freigegeben ist (Zeichen 250 mit entsprechendem Zusatzzeichen). Hinter mir biegt ein Auto ein. Die Straße ist recht schmal, durch parkende Autos auf der Gegenseite (durchgängig) sind vielleicht noch 3m Fahrbahn Nutzbar. Rechts von mit ein Bordstein und dahinter Rasenflächen. Ich fahre mit gut 20km/h, schneller kann man dort mit dem PKW auch nicht fahren. Plötzlich hupt der Autofahrer hinter mir. Ich fahr weiter. Es wird nochmal gehupt. Der Autofahrer forderte mich auf rechts ran zu fahren um ihn überholen zu lassen (rechts war wie erwähnt aber kein Platz zum Ausweichen). Ich fahre darauf hin weiter, wir kommen zum Ende des Anliegerbereichs und der Autofahrer fährt weiter, überholt dann an einer breiteren Straßenstelle stark beschleunigend (es handelt sich um eine Tempo-30-Zone) und biegt in eine andere Straße die aus dem Ort herausführt ab.
Seitens des Autofahrers also mindestens 2, wahrscheinlich sogar 3 Verstöße trotz Kennzeichen und Führerschein. Und trotzdem wird er heute wohl den ganzen Tag über "die Radfahrer" schimpfen obwohl ich schlichtweg gar nichts falsch gemacht habe.
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Zwitscherling  13.11.2023, 17:20
@Stadewaeldchen

Ja, dass Radfahrer regelmäßig Kfz Fahrern begegnen, die sich nicht an die Verkehrs Regeln halten, glaube ich.

Schließlich sind in den meisten Städten Deutschlands noch mehr PKW als Radfahrer unterwegs, daher ist das einfach eine Frage der wahrscheinlichkeit.

Radfahrer treffen eben, wenn sie in der Stadt unterwegs sind teilweise auf hunderte Autos.

Autofahrer höchstens auch ein dutzend Radfahrer.

So fällt es natürlich nicht so sehr auf, aber ich begegne in der Woche mindestens drei Radfahren, die Regelverstöße begehen.

Sei es etwas schwerwiegendes, wie bei rot über die Ampel zu fahren, oder einfach das nichtbeachten, der Stvo §5 absatz 6.

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Stadewaeldchen  13.11.2023, 18:56
@Zwitscherling
Schließlich sind in den meisten Städten Deutschlands noch mehr PKW als Radfahrer unterwegs, daher ist das einfach eine Frage der wahrscheinlichkeit.

Richtig. Daher interessieren mich vor allem relative Zahlen in der Hinsicht, absolute Zahlen sind aus den von dir genannten Gründen unbrauchbar. Aber wie gesagt, bisher habe ich da nichts finden können.

So fällt es natürlich nicht so sehr auf, aber ich begegne in der Woche mindestens drei Radfahren, die Regelverstöße begehen.

Wie gesagt, lasst den Faktor selektive Wahrnehmung nicht ausser Acht. Ich muss z.B. nur aus dem Küchenfenster schauen und sehe zu beinahe jeder Zeit mindestens 5-10 Autos die einen Verkehrsverstoß begehen. Nähmlich falsch zu parken. Davon ein Fahrzeug das gern in einer sehr engen Kurve parkt und neulich schon einen Hinweiszettel von der Feuerwehr (die hier regelmäßig die engen Wohnstraßen zu "Testzwecken" abfahren ob sie noch überall durchkommen) an der Windschutzscheibe hatte. Trotzdem stand er in den folgenden Tagen wieder dort, mehrfach. Er wird sich vielleicht denken "Wo soll ich den sonst parken". Wird er irgendwann mal abgeschleppt kommst sicher was von "Abzocke" und wird sein Auto bei einem Feuerwehreinsatz beschädigt wird er fluchen. Kommt die Feuerwehr wegen seines Autos zu spät zu einem Brand der ihn betrifft wird er auch wieder meckern.

Zur selektiven Wahrnehmung gehört nicht nur dass man Verstöße bei anderen verstärkt wahrnimmt, sondern auch das man seine eigenen Verstöße entweder nicht mehr mitbekommt oder kleinredet ("die Ampel war doch noch spät dunkelgelb"; "Hier ist 50km/h pro Person"). Blitzerapps haben nicht umsonst ihrere Nutzer.

Sei es etwas schwerwiegendes, wie bei rot über die Ampel zu fahren, oder einfach das nichtbeachten, der Stvo §5 absatz 6.

Solltest du damit auch meine kleine Annekdote anspielen wollen: Es gab dort keine geeignete Stelle zum ausweichen und es waren nicht mehrere Fahrzeuge hinter mir.

Das ist auch noch so ein Punkt bei der selektiven Wahnehmung: Man mutmaßt gern viel zu streng über die Rechte und Pflichten der anderen Verkehrsteilnehmer. Wie oft musste ich mir auf den Rad schon (und das teils mit einer unglaublichen aggressivität) anhören ich solle auf dem Radweg fahren. Das passiert dann allerdings auf Straßen, die gar keinen Radweg haben.

Eben so skuril das oft gehörte "Radfaher müssen äusserst rechts fahren" was so auch quatsch ist, es gibt in der StVO keine "besonders weit rechts"-Regel für Radfahrer und die Rechtssprechung verlangt von mir das ist zu Gehwegen aber auch vor allem zu parkenden Autos einen ausreichenden Abstand halte. Andernfalls habe ich bei einem Unfall eine Mitschuld.

Oder, besonders skuril: Eine Dame die mir erklären wollte ich dürfe in einer Einbahnstraße (die für Radfahrer in dem Fall sogar in beide Richtungen freigegeben war) nicht in die für KFZ vorgeschriebene Richtung fahren.

Nicht minder skuril Autofahrer, die mir erklären wollten dass ein Radfahrer mit 30 km/h langsamer fährt als ein Auto mit 20 km/h (mehrfach schon so erlebt).

Klar, ich hab auch schon Radfahrer gesehen wo ich nur noch die Hände über den Kopf zusammenschlagen konnte. Gibts. Zuhauf. Aber das es im Verhältnis besonders viele sind glaub ich derzeit nicht. Radfahrer begehen systembedingt sicherlich andere Verstöße. Aber insgesamt mehr? Bezweifle ich.

Ich denke das größte Missverständnis von Autofahrern im Blick auf Radfahrer ist, das sich Autofahrer oft nicht vorstellen können das Radfahrer eben auch mit einem bestimmten Zweck unterwegs sind. Also das sie auch auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkauf unterwegs sind.

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RedPanther  13.11.2023, 17:03
Allein die Tatsache, dass sie dadurch eher für Fehlverhalten belangt werden können, würde für ein besseres Miteinander auf der Straße sorgen.

Du meinst, genauso wie diese Tatsache dazu führt, dass sich die Fahrer von Kfz an die Verkehrsregeln halten (nicht)?

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Zwitscherling  13.11.2023, 17:09
@RedPanther

Dann könne man Autofahrer von der Kennzeichenpflicht entbinden?

Wozu die Polemik?

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RedPanther  13.11.2023, 17:26
@Zwitscherling
Dann könne man Autofahrer von der Kennzeichenpflicht entbinden?

Wenn durch Studien o.ä. erwiesen ist, dass sich dadurch das Verhalten der Autofahrer nicht ändern würde: Ja.

Genauso, wie ich meine Meinung bezüglich Kennzeichen an Fahrrädern sehr wohl ändern würde, wenn jemand vorher klipp und klar sagt, dass dadurch soundso viele Radfahrer auf einen regelkonformen Farhstil wechseln würden und niemand vom Fahrrad zurück aufs Auto wechseln würde (weil klimapolitisch inakzeptabel).

Ganz generell bin ich der Ansicht, dass es viel zu wenig Verkehrskontrollen gibt. Ob Radfahrer oder Autofahrer, ob mit oder ohne Kennzeichen, es ist viel zu offensichtlich, dass man frei Schnauze fahren kann ohne jemals dafür belangt zu werden.

Wozu die Polemik?

Ich beantworte halt gleiches mit gleichem.

Zu behaupten, dass sich Radfahrer mit Kennzeichen anders verhalten würden, obwohl es keinerlei Studie oder Erhebung gibt, die diese Annahme untermauert, ist ja wohl auch nichts anderes als Polemik.

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Zwitscherling  13.11.2023, 17:52
@RedPanther

Die Sache mit Studien in diesen zusammenhang ist schwierig.

Bei menschlichen Verhalten, kann man da nur mit Fallstudien arbeiten, und die gibt es weder bei PKW ohne Kennzeichen, noch bei Fahrrädern mit Kennzeichen.

Ganz generell bin ich der Ansicht, dass es viel zu wenig Verkehrskontrollen gibt. Ob Radfahrer oder Autofahrer, ob mit oder ohne Kennzeichen, es ist viel zu offensichtlich, dass man frei Schnauze fahren kann ohne jemals dafür belangt zu werden.

Da sind wir einer Meinung.

Zu behaupten, dass sich Radfahrer mit Kennzeichen anders verhalten würden, obwohl es keinerlei Studie oder Erhebung gibt, die diese Annahme untermauert, ist ja wohl auch nichts anderes als Polemik.

Nein, es ist lediglich eine Annahme. Ich habe niemanden damit angegriffen.

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