15 Jährige in der Steinzeit?

7 Antworten

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Du kannst das heutige Leben nicht mit der Steinzeit vergleichen.

Erstmal war die Lebensspanne in der Steinzeit deutlich kürzer und andererseits greift dein Lehrer die Steinzeitliche Situation relativ falsch auf (ich hoffe er unterrichtet nicht Geschichte, doch selbst für Bio wäre das in meinen Augen ein ziemlich starkes Stück).

Der Steinzeitmensch an sich lebt nämlich nicht 'Mann, Frau, Kind, Höhle', sondern tendentiell EHER in Sippen zusammen. Also größere Gruppen, mehrere Familien, ein Stamm quasi... und die dann ggf. alle zusammen in einer Höhle.
Eine so komplette selbständigkeit wie heute war damals schlicht nicht erwartet, da man alles gemeinsam in der Gruppe bzw. im Clan gemacht hat. Auch die Jagd geschah z.B. gemeinsam und durchaus auch im Zuge von Teamwork.

Dementsprechend... es sind einfach zwei ganz verschiedene Lebensrealitäten. In der Steinzeit saßt du halt mit deinem Clan rum und hast getan, was der Clanhäuptling oder der Rangoberste oder aber dein Lehrmeister, wenn du irgendeine spezielle Fähigkeit, wie z.B. das Fertigen von Werkzeugen oder Waffen, gelernt hast, gesagt hat. Natürlich musstest du in einigen Punkten erwachsen werden, doch es erfolgte auch eine wesentlich engmaschigere Betreuung und Wissensweitergabe, die auch auf die Situation abgestimmt war. Wenn deine Frau Beeren sammeln muss, dann konnte sie damals das Baby entweder mitnehmen oder aber, wenn es zu anstrengend oder zu gefährlich war, höchstwahrscheinlich bei einer anderen Frau in der Höhle lassen, die sich dann durchaus darum gekümmert hat, während man selbst diese Aufgabe erledigt, die nur man selbst erledigen kann.


HuskyYuki 
Fragesteller
 15.06.2021, 14:24

Danke. Ich glaube „Höhle“ hat er nur als Beispiel gesagt

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BeviBaby  15.06.2021, 14:28
@HuskyYuki

Es geht ja auch nicht um den Begriff, eher darum dass suggeriert wird, dass man da wirklich auch in den Familienstrukturen lebt, die heute Vorherrschen, nämlich Mann, Frau, Kind(er). Und das ist schlicht nicht richtig, weil man einfach eine wesentlich größere Beteiligung der Leute drumrum, des Stammes hat.

Die können dann auch durchaus in einer Höhle gewohnt haben, aber eben nicht mit 3 Personen, sondern vllt. mit 30.

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Damals lag der altersdurschnitt bei Männen bei 35, bei Frauen waren es 30.
In sehr seltenen Fällen gab es Menschen die um die 50 - 60 Jahre wurden, aber das waren wirklich seltene Fälle. In der Steinzeit war es nicht unüblich das man Kinder bereits mit 12 - 14 Jahren bekam, daher kann das sehr gut sein.

Woher ich das weiß:Recherche

Als ob es DIE Steinzeit gäbe - wir sprechen hier von einer Epoche über knapp 2 Millionen Jahre... aber in den letzten Abschnitten, von denen wir etwas mehr wissen:

Naja, die Menschen wurden damals nicht so alt, also sobald ein Mädchen seine erste Menstruation hatte - es also Kinder gebären konnte haben die sich damals wohl nicht mit all dem Vorgeplänkel (kennen lernen, ausgehen, einladen, Händchen halten, küssen, schmusen usw.) aufgehalten. Das hatte wohl kaum was romantisches - da ging es rein um die Arterhaltung.

Nach allem was wir wissen wurden die Menschen nur knapp über 30 Jahre alt. Mädchen hatten damals wahrscheinlich später ihre erste Regelblutung - die ist sehr stark abhängig von der Ernährung. Heute liegt das Alter ungefähr um die 10 Jahre, noch vor 150 Jahren war es 16 Jahre. Über der Steinzeit wissen wir nichts, aber es kann gut sein, dass eine 15jährige damals noch gar nicht gebärfähig war. Man pflanzte sich in der Sippe fort, selten mit Nachbarn "aus der anderen Höhle" - um mal die Worte Deines Lehrers zu verwenden. Die Sippe, also der Familienverband mit 10 oder 20 Leuten war wichtig zum überleben.

Woher ich das weiß:Hobby

Dein Bio-Lehrer hat mit den Vermutungen der Biologen nur einen Teil des nötigen Wissens.

Das andere wäre: als die Lebenserwartungen der Menschen noch geringer waren, kamen andere Paarungen als heute zusammen. Die antiken Völker Römer und Griechen z.B. strebten Beziehungen zwischen Männern von ca. 25 Jahren mit ca. 12-jährigen Mädchen an. Das war das Ideal.

Da hättest du den Mädels also noch mehrere Jahre tatenlos zuschauen müssen.

Mit der Annahme, dass Beziehungen gleichaltrig sein müssten, reproduziert dein Lehrer unwissentlich seine Moralvorstellungen bzw. die der ihn umgebenden Gesellschaft. Und die macht aus den biologisch möglichen Optionen keineswegs das, was dem Biologielehrer als das moralisch einzig Mögliche erscheint.

Das ist sehr wahrscheinlich. Männer erreichten selten das 40. Lebensjahr.

"Doch auch die Alten starben damals nach unseren Maßstäben jung: Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer betrug 33 Jahre, die der Frauen 30 Jahre"