Weshalb war Peter Hartz in den 90er Jahren trotz seiner Korruptionsaffären politisch so einflussreich?

2 Antworten

Das waren eher die frühen 2000er - und Peter Hartz war eben SPD'ler und einer von Schröders Spitzenmännern, zudem entsprechend verwurzelt und vernetzt. So eine Karriere ist nicht verwunderlich; wäre er in der Union gewesen und hätte man eine CDU-Regierung gehabt, wäre es genauso gewesen. Anfänglich hat er ja bei VW nicht nur Fehler gemacht - die Arbeitskonzepte wie die Vier-Tage-Woche trugen dazu bei, die VW-Krise Anfang der 90er-Jahre (nachdem Carl H. Hahn als Vorstandschef aufgehört hatte, ging es 1992/93 los mit den Problemen) in den Griff zu kriegen, ich erinnere mich.

Die Rechnung kommt aber immer dann, wenn man nicht mehr damit rechnet - in dem Fall kam sie im Sommer 2005 mit der VW-Affäre, die auch Kanzler Schröder untragbar machte und zur Vertrauensfrage führte (bisher stolperte jeder SPD-Kanzler darüber).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Diese Affären kamen, meiner Erinnerung nach, erst nach seinem Wirken für die Schröder Regierung raus. Ansonsten war das jemand, der zwar aus der Wirtschaft kam, aber in Gewerkschafts- und Arbeitnehmerkreisen hohe Beliebtheit hatte, weil er in seiner Manager-Tätigkeit auch immer die Belegschaftsbelange auf dem Schirm hatte. Er besaß das Vertrauen von Konzernbossen, der Politik und den Gewerkschaften.

Auch war vieles was unter "Hartz-Gesetze" bekannt wurde, nicht 100 % Peter Hartz, sondern Schröder, bzw. die SPD hat da einiges verschlechtert. Beispielsweise wollte Hartz, dass Leiharbeiter genauso bezahlt werden, wie die Stammbelegschaft. Das hat man dann zur Gesetzgebung abgeräumt und Schröder konnte stolz auf seinen "größten Niedriglohnsektor Europas" sein.