Was ist in euren Augen das nervigste an Dystopien?
Ich meine damit nicht grundsätzlich, dass es sie gibt, sondern Merkmale, die immer wieder vorgekramt werden oder schon in Richtung Kitsch gehen, aber völlig abwegig und unlogisch sind?
Oder anders gefragt: Was nervt bei "Mad Max" und „The Postman“?
Die Frage bezieht sich aber nicht ausschließlich auf post-apokalyptische Szenarien und Endzeitfilme. Es können auch ruhigere Bücher ausgewertet werden!
Interessanterweise folgen russische Werke da nicht dem Mainstream, aber langweilen auch arg.
3 Antworten
Dass das gemeine Volk auf der verseuchten Erde lebt, aber eine elitäre Minderheit in einer elysischen Welt auf eine Insel oder Raumstation o.ä.
Es gibt aber auch ausgezeichnete Dystopien, wie "1980". Der deprimierendste Film, den ich kenne.
"Die Zeitmaschine" von Wells ist auch nicht ohne, zumal sich einiges bewahrheitet. Auch bei "American Idiot".
Daß offensichtlich nur noch Mord und Totschlag herrscht wenn mal alles zusammenbricht. Selbst die Gruppen die sich bilden sind anscheinend nur dazu da effektiver zu morden. Ich denke ja auch, daß das Leben härter und aggressiver ist, aber ich gehe davon aus, daß sich in der Realität viel mehr Gruppen bilden würden, die versuchen etwas aufzubauen.
Das nervigste an einer Dystopie ist eigentlich der Begriff an sich, der irgendwann mal als eine Art Modewort in der Literaturkritik auftauchte, glücklicherweise aber aus der seriösen Szene mittlerweile wieder nahezu gänzlich verschwunden ist.
lg up
Wie gesagt, in der seriösen Kritik und auch in der Literaturwissenschaft wird es eigentlich nicht mehr benutzt, weil es schon immer ein unsinniger Begriff war.
Dystopie ist das Gegenteil von Utopie.
Nicht ganz. Es ist das Gegenteil von Eutopie. Ein ebenso überflüssiger Begriff.
Moment. Ich habe deine Aussage überprüft und dabei kam das heraus.
Utopie: Ein idealer Ort/Zustand.
Dystopie: Ein schlechter Ort/Zustand (Gegenstück zur Utopie).
Eutopie: Ein explizit guter Ort/Zustand.
Dysutopie: Ein explizit schlechter Ort/Zustand (Gegenstück zur Eutopie)
Literaturwissenschaft ist nicht das Maß aller Dinge. Sie hat nicht zu entscheiden was für Menschen sinnig und unsinnig ist.
Das Maß der Dinge aber in der Literatur. Und man ist sich nun mal inzwischen einig, dass die Untergliederung des Genre Utopie in die von dir genannten Bestandteile überflüssig ist. Daher sagte ich ja, dass diese Unterscheidung in der seriösen Kritik nicht mehr genutzt wird. Sie gilt als laienhafte Einschätzung, insofern ich sie nervig finde. Das war meine Antwort auf deine ursprüngliche Frage. Dass du damit nicht zufrieden bist, ist ja nicht mein Problem.
Die Wörter kommen aus dem Griechischen. Utopie bedeutet nicht ideal oder gut, wie du oben schreibst. U ist die Verneinungssilbe, die Bedeutung ist also in etwa Nicht-Ort oder Unort bzw. - zustand. Irgendwann wurde dies missverstanden, so wie du es oben schreibst, in der Annahme, dass U stünde für gut, weswegen negative Utopien auf einmal als Dystopien bezeichnete, dys = schlecht. Dies ist aber dem Wort nach nicht das Gegenteil. Mittlerweile ist man sich in Wissenschaft und Kritik also weitestgehend einig, dass diese alte Unterscheidung Quatsch war und das sehe ich genau so. Eine Utopie ist eine Utopie, sie kann positiv oder negativ sein. Und deine Aufstellung oben ist eine weit verbreitete Fehlübersetzung, die insofern obsolet ist. (Und ich finde sie überdies nervig, um auf deine Frage zurückzukommen.)
Wieso nervlich? Dystopie ist das Gegenteil von Utopie. Das Wort ist nicht mehr wegzudenken und Bestandteil der Science Fiction geworden. Es mahnt uns unsere Handlungen zu überdenken.