Warum grasiert oftmals die Vorstellung, daß ein gläubiger Mensch auch automatisch ein religiöser Mensch sein muss?

8 Antworten

Da sagst du was wahres. Und das was du sagst ist oftmals gekoppelt mit dem "Muss" in einer Kirche zu sein. Du wirst nicht als gläubig und religiös angesehen, wenn du nicht in einer Kirche bist.

Ich denke mal das ist Neid. Darauf, dass Menschen es schaffen sich richtig zu verhalten und religiös zu sein, ohne dass man sich dafür jede Woche füttern lassen muss mit irgendwelchen Lehrmeinungen.

Die Begriffe „gläubig“ und „religiös“ werden oft gleichgesetzt, aber sie haben feine Unterschiede in ihrer Bedeutung und im persönlichen Erleben.

Was bedeutet „gläubig“?
  • Bezieht sich meist auf den persönlichen Glauben an Gott oder eine höhere Macht.
  • Gläubige Menschen haben oft eine innere Überzeugung, unabhängig davon, ob sie religiöse Riten praktizieren.
  • Kann sehr individuell sein – z. B. jemand glaubt an Gott, lebt aber nicht nach kirchlichen Vorgaben.
Was bedeutet „religiös“?
  • Bezieht sich stärker auf die praktische Ausübung einer Religion.
  • Dazu gehören Rituale, Gottesdienste, Gebete, das Befolgen religiöser Gebote usw.
  • Eine religiöse Person ist oft in einer organisierten Glaubensgemeinschaft eingebunden.

Es ist aber auch so, dass gläubige Menschen auch religiös sein können, denn mal abgesehen davon, dass man sich selber nicht taufen kann, sich selber nicht verheiraten kann oder seine eigene Beerdigung nicht sprechen kann, kann der Mensch alle anderen religiösen Rituale, zB Abendmahl, Beichten und Co, auch alleine durchführen.

Es gibt also Menschen die sind Gläubig, Menschen die sind Religiös, es gibt Menschen die sind beides und es gibt Menschen die in der Grauzone dazwischen existieren und auf sich allein gestellt sind, was nicht unbedingt negativ sein muss.

Die Hauptsache ist doch, dass man seine Stärke und Freude aus dem ziehen kann was man von dem oben genannten praktiziert. Ich bin im Laufe meines Lebens gewandert. Von einem Menschen der beides war, also gläubig und religiös, zu einem Menschen, der in der Grauzone lebt. Und warum? Weil die Menschen die religiös waren, mir die Religion und den Glauben madig gemacht haben mit irrsinnigen Verhaltensregeln und Vorstellungen wie der Glaube auszusehen haben muss. (Sekte)


joergbauer 
Beitragsersteller
 05.08.2025, 08:01

Gute Erklärung - danke!

Die meisten Menschen machen sich nicht die Mühe, die Worte, die sie verwenden, mal genauer zu betrachten. Nicht wenige Wörter haben ja mehr als eine Deutungsmöglichkeit allein schon deshalb, weil sie sich im Laufe der Zeit auch in der Bedeutung wandeln.

Und dann kommt noch dazu, daß nicht jeder dieselbe Bedeutung impliziert wenn er ein Wort nutzt. Wenn ich zum Beispiel sage, ich bin Christ, dann denken manche automatisch an die katholische Kirche oder dergleichen. Bis ich irgendwann ergänzen muss, daß ich konfessionslos bin. Noch lustiger wird es, wenn ich erwähne, daß ich ungetauft bin. Das geht ja mal garnicht! Ist genauso befremdlich wie ein religiöser Atheist. 😏

Menschen leben halt grundsätzlich in einer Bubble mit vordefinierten Denkweisen. Je nachdem, wo und wie man aufgewachsen ist hat man seine Problemchen mit den Denkweisen anderer Bubbles.

Hier auf GF wird der Glaube an Gott ja auch öfter mal direkt mit Dummheit gleichgesetzt. Dabei merkt man beim genaueren hinsehen, daß lediglich die Leute, die Glauben mit Dummheit gleichsetzen, selbst nicht gerade die schlauesten sind weil sie falsche Dinge in Aussagen anderer hineininterpretieren und dann über diese Interpretationen meckern. Da kommt also das Prinzip Dunning-Kruger-Effekt ein wenig durch: die Leute sind teilweise nicht kompetent genug um ihre eigenen Denkfehler erkennen zu können, halten sich aber für überlegen klug.

warehouse14


joergbauer 
Beitragsersteller
 05.08.2025, 08:35

Interessante Gedanken - danke dir!

Religion basiert für mich auf von Menschen aufgestellten Regeln, Traditionen und Ritualen.

Glaube ist - für mich als Christ - einfach nur Gott und seinem Wort, der Bibel, glauben und vertrauen und das ganz ohne menschliche Zusätze.


joergbauer 
Beitragsersteller
 05.08.2025, 08:55

Amen!

Ein gläubiger Mensch glaubt an eine höhere Macht oder spirituelle Wahrheiten, muss aber nicht in eine organisierte Religion eingebunden sein. Ein religiöser Mensch hingegen gehört typischerweise einer Glaubensgemeinschaft an und praktiziert deren Rituale, Lehren und Traditionen. Während religiöse Menschen meist auch gläubig sind, kann ein gläubiger Mensch spirituell sein, ohne religiöse Praktiken zu befolgen. Umgekehrt gibt es auch Menschen, die aus Tradition religiöse Bräuche ausüben, ohne tiefen persönlichen Glauben. Der Unterschied liegt also vor allem in der institutionellen Verankerung und regelmäßigen Praxis.

Was meint ihr woher diese Annahme kommt und wie man das begründet?

Es ist tatsächlich umgekehrt: Nur Mitglieder von christlichen Freikirchen betonen einen Unterschied zwischen gläubig und religiös, ohne dabei zu berücksichtigen dass die Worte nicht das meinen was sie denken.

Dafür haben sie im wesentlichen zwei Gründe, die beide auf Ablehnung der großen Landeskirchen beruhen: Zum einen die Überzeugung "Ich habe mich für den Glauben entschieden" im Gegensatz zum verallgemeinerten Vorurteil gegenüber Christen die als Kind getauft wurden und zum anderen eine betonte Distanz zur Kirchengeschichte.


joergbauer 
Beitragsersteller
 05.08.2025, 08:19

Nun Jesus tat das auch damals bei den Pharisäern und Schriftgelehrten. Er machte hier einen Unterschied zwischen Jüngern und Gläubigen und religiös, jüdischen Gelehrten, die er als Heuchler bezeichnete.

BillyShears  05.08.2025, 08:26
@joergbauer

Das klingt nach den alten Vorurteilen. Vielleicht schaust Du Dir mal genauer an was tatsächlich an ihnen kritisiert wurde.

joergbauer 
Beitragsersteller
 05.08.2025, 08:29
@BillyShears

Ist es ein Vorurteil was Jesus hatte? Sie waren gesetzlich, prahlerisch, heuchlerisch, fanatisch und lehnten Jesus ab, obwohl sie doch wissen mussten, daß ein Erlöser verhießen war. Das ist heute ähnlich.

BillyShears  05.08.2025, 08:31
@joergbauer
Ist es ein Vorurteil was Jesus hatte?

Wie gesagt, schau dir ruhig mal an was genau die Kritik an ihnen war.

Das ist heute ähnlich.

Noch mehr Vorurteile.

joergbauer 
Beitragsersteller
 05.08.2025, 08:32
@BillyShears

Das habe ich! Viele lehnen auch heute Jesus als HERR und Erlöser ab und halten sich doch für gottesfürchtig. Wie kann man das übersehen?

BillyShears  05.08.2025, 08:33
@joergbauer
Das habe ich!

Wohl kaum, denn Du bringst eher die veralteten Vorurteile, wie man sie vielleicht noch an Bibelschulen gelehrt bekommt.