Warum gab es auf meiner Schule niemanden mit einer körperlichen Behinderung?
(Mal abgesehen von Brillen und vielleicht dem ein oder anderen Hörgerät)
Wie läuft das eigentlich mit Kindern, die zum Beispiel gehbehindert oder blind sind? Müssen die auf eine andere Schule? Dürfen die nicht auf die Schule, wo die Kinder ohne Behinderung sind?
So im Nachhinein betrachtet finde ich das schon auffällig. Ist das Absicht gewesen? Und wenn ja - warum?
Bei geistigen Behinderungen verstehe ich es ja noch, wenn sie auf der regulären Schule nicht die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, aber es können doch nicht ausnahmslos alle körperlich einfach un-behindert gewesen sein, oder doch?
13 Antworten
In Deutschland war das Schulsystem bis vor wenigen Jahren stark ausdifferenziert: Kinder mit bestimmten Behinderungen wurden systematisch auf Förderschulen geschickt – oft auch dann, wenn sie mit entsprechender Unterstützung auch eine Regelschule hätten besuchen können.
Selbst wenn Kinder mit Behinderung gerne eine Regelschule besuchen wollten (oder deren Eltern das wollten), waren viele Schulen schlicht nicht barrierefrei.
2021/2022 lag die bundesweite Inklusionsquote bei ca. 46 % (Quelle: KMK – Kultusministerkonferenz). Einige Länder wie Bremen und Hamburg haben Inklusion sehr weit umgesetzt. Andere wie Sachsen, Thüringen oder Bayern halten am Sonderschulsystem fest.
Weil wir in einem Land leben, wo überall nach Inklusion geschrien wird, aber nicht umgesetzt wird.
Das hat nicht nur mit dem Gebäude selbst zu tun sondern auch mit dem Lehrermangel. Wie willst Du blinde Schüler an einer normalen Schule unterrichten ohne das es Lehrer gibt die ausgebildet sind, die diese Blindenschrift können etc.
Oft ist das ein Problem insofern, dass die ganze Infrastruktur (Zugänge, Toiletten usw.) bei älteren Schulen (viele wurden in den 60ern gebaut, da dachte niemand an Inklusion und waren "Behinderte" mehr oder wenig Aussätzige, die von der Gesellschaft weggesperrt und verbannt wurden) nicht vorhanden ist und für wenige Schüler seitens des Trägers (Stadt, Gemeinde, Kreis usw.) als zu teuer angesehen wird - oder ist sie zwar da, aber es muss improvisiert werden, dass sich die Balken biegen auch bei der Unterrichtsgestaltung, z.B. dass ein Rollstuhlfahrer nur in Erdgeschossräumen unterrichtet wird, in die er problemlos kommt. Oft scheitert es auch am Willen der Lehrer und des Rektors, einen solchen Schüler aufzunehmen, meist wird behauptet, man könne es zeitlich nicht leisten.
Ich kannte aber ein Mädchen, das im Rollstuhl und ohne Beine (entweder so geboren oder sehr früh beidseitig oberschenkelamputiert, Prothesen sind nicht möglich) eine Regelschule besuchte, die Eltern mussten jedoch darum kämpfen. Das war in den späten 90ern und in den 2000ern. Die einzige Alternative wäre auf dem Land eine Förderschule gewesen, in der sie mit Geistigbehinderten und Spastikern gewesen wäre, da wäre sie zugrunde gegangen. Sie kam gut zurecht, konnte aber nur in Räumen im Erdgeschoss unterrichtet werden und brauchte sonst Hilfe, aber es klappte auch dank des starken Zusammenhalts in der Klasse gut.
In meiner Grundschule war zudem ein russischer Spätaussiedler-Junge mit etwas deformiertem Kopf und Körper. Es hieß, er sei ein Opfer von Tschernobyl bzw. die Familie käme aus der Gegend, zeitlich hätte das gut gepasst, er wurde kurz nach dem Unglück geboren. Der Vater war Mitte der 90er um die 40 und bereits Invalide. Der Junge war freundlich und zugewandt, er war aber in seiner körperlichen Entwicklung hinter den anderen; er blieb zudem mehrfach sitzen und kam bereits in der zweiten Klasse nicht mehr mit, so dass er auf eine Hilfsschule wechselte. Daran erinnere ich mich noch und frage mich gerade, was aus ihm wurde.
Wenn ein Schulgebäude so gebaut wurde, das es für Gehbehinderte nicht zu nutzen ist, dann müssen diese eine andere Schule besuchen.
Dafür gibt's extra Schulen.
Hauptgrund ist schonmal, dass normale Schulen selten Behindertengerecht wären.
Durch die EU Forderung muss sich dies aber ändern.
Dann werden auch normale Schulen für körperbehinderte geeignet sein
Das Gesetz gilt soweit ich weiß für 2025
Bis zur Verwirklichung wird man sicherlich noch Jahre verzögern.
So wir der Münchner Bahnhof der demnächst fertig sein sollte und nicht vor 2038 fertig sein wird
Das wird aber bestimmt noch dauern