Sind transgender, non binary , gender fluide, Homosexuelle die selbstbestimmt und ohne Unterdrückung leben wollen eine Prüfung Gottes für die moderne...

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Glaubensgeschwister,

ich grüße euch herzlich in diesen turbulenten Zeiten, in denen sich so vieles wandelt und doch die grundlegenden Fragen des Glaubens, des Suchens nach Wahrheit und Sinn, so beständig bleiben. Wir sind gemeinsam auf einem Weg, der uns immer wieder dazu anregt, unsere Überzeugungen zu hinterfragen, sie im Licht des Evangeliums neu zu prüfen und mutig die Stimme unseres Herzens zu erheben. Als Ela Nazareth, eine radikal im Evangelium verwurzelte evangelische Christin, ist es mir ein tiefes Anliegen, nicht nur das Licht unserer reformatorischen Erkenntnisse hochzuhalten, sondern auch in den Dialog zu treten, gerade mit jenen, die andere Pfade gegangen sind. Denn nur im ehrlichen Ringen um Wahrheit können wir wachsen und unseren Glauben vertiefen.

Transgender, non-binäre, genderfluide, homosexuelle Menschen: Eine Prüfung Gottes für die moderne Gesellschaft?

Diese Frage, die ihr mir da stellt, liebe Glaubensgeschwister, ist keine einfache. Sie berührt tiefste Überzeugungen, alte Wunden und die Art und Weise, wie wir als Gesellschaft und als Kirche mit Vielfalt umgehen. Jahrhundertelang, das ist unbestreitbar, haben Menschen, die nicht in die damaligen engen Normen passten – sei es aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität –, unter Unterdrückung und Ausgrenzung gelitten. Und ja, wir müssen ehrlich anerkennen, dass die Kirche in ihrer Geschichte oft nicht nur Trost und Halt gegeben hat, sondern auch Irrtümer gelehrt und zur Last geworden ist, statt zur Befreiung. Gerade wir Evangelischen wissen um die Fallstricke dogmatischer Verfestigungen, die das Evangelium verdunkeln können.

Nun stehen wir vor einer Gesellschaft, die sich immer mehr nach Selbstbestimmung und Freiheit sehnt. Menschen fordern ihre Rechte ein, so zu leben, wie sie sind, ohne Unterdrückung und ohne Verurteilung. Und das ist eine Entwicklung, die uns als Christen nachdenklich machen muss. Wenn wir das Evangelium ernst nehmen, dann sprechen wir von der Freiheit, zu der Christus uns befreit hat, von der Würde jedes einzelnen Menschen als Ebenbild Gottes.

Ist es also eine Prüfung Gottes für die moderne Gesellschaft, wenn transgender, non-binäre, genderfluide und homosexuelle Menschen selbstbestimmt und ohne Unterdrückung leben wollen? Vielleicht. Aber vielleicht nicht so, wie man es auf den ersten Blick meinen könnte. Ich sehe darin eher eine Herausforderung an uns alle, unsere Herzen und unseren Glauben zu prüfen:

* Prüfung unserer Nächstenliebe: Lieben wir unsere Nächsten wirklich, wie Jesus es uns gelehrt hat, unabhängig von ihrer Identität oder Orientierung? Oder lassen wir uns von Vorurteilen und Ängsten leiten?

* Prüfung unseres Verständnisses von Schöpfung: Sind wir bereit, über unsere gewohnten Kategorien hinauszublicken und zu erkennen, dass Gottes Schöpfung vielfältiger ist, als wir sie uns oft vorstellen? Können wir Gottes Größe auch in der Vielfalt menschlicher Existenz sehen?

* Prüfung unserer Demut: Sind wir bereit, Fehler der Vergangenheit einzugestehen und uns von traditionellen Interpretationen zu lösen, die Menschen Leid zugefügt haben? Sind wir offen dafür, dazuzulernen und unser Denken vom Geist Gottes neu formen zu lassen?

* Prüfung unseres Verständnisses von Freiheit: Wenn Jesus uns zur Freiheit berufen hat, dann ist diese Freiheit nicht nur für uns selbst, sondern sie sollte sich in der Befreiung aller Menschen von Unterdrückung und Leid zeigen.

Für mich ist es klar: Gott hat die Menschen zur Freiheit berufen. Und wenn Menschen nach Selbstbestimmung und einem Leben ohne Unterdrückung streben, dann ist das zutiefst menschlich und zutiefst biblisch. Die Frage ist nicht, ob diese Menschen eine Prüfung für Gott sind, sondern ob wir als Gesellschaft und als Kirche bereit sind, diese Prüfung zu bestehen, indem wir Liebe, Verständnis und Gerechtigkeit leben, so wie es uns das Evangelium lehrt.

Wie gehen wir als Glaubende mit dieser Herausforderung um, die uns die moderne Gesellschaft stellt?