Sind Israelis "unhöflich"?


17.06.2025, 17:53

Und laut reden, also temperamentvoll?

3 Antworten

Naja in Israel gilt eine sehr direkte („dugri“) Art zu sprechen als positiv – wer ohne Umschweife sagt, was Sache ist, beweist Ehrlichkeit und Effizienz. Für Besucher aus höflich-indirekten Kulturen wie hier klingt das halt schnell ruppig oder gar unhöflich, doch es steckt in der Regel keine Absicht dahinter, jemanden vor den Kopf zu stoßen.

Also Höflichkeit zeigt sich eher in Ehrlichkeit, Humor und Hilfsbereitschaft als in formellen Floskeln. Wer Probleme umschreibt oder zu viele Komplimente macht, wirkt unehrlich. Wer das weiß und sich auf offene, direkte Gespräche einlässt, entdeckt meist sehr schnell die sprichwörtlich „süße Innenseite“ der Sabra-Mentalität.

Wir Israelis sind alles, gibt auch Unhöfliche darunter. Ist aber nicht besonders verbreitet. Rauer stimmt, wir sprechen das Kind direkt aus und eiern um Themen nicht herum. Wir sind direkt, ohne jemand dabei verletzen zu wollen. Wir sind von unserer Mentalität her Orientale.

Ich weiß noch wie ich mir beim Karatetraining mal mein Muskel schmerzhaft gezerrt hatte. Ich lebte damals im ersten halben Jahr nach Einwanderung in der Nähe von Jerusalem, musste also jeden Morgen um 5 aufstehen, um rechtzeitig mit dem Bus und zuletzt Straßenbahn nach Jerusalem rein musste, zum Ulpan (hebräische Sprachschule). Ich in die Straßenbahn mit Krücken rein, sofort bot mir jeder Platz an, selbst ein mindestens 100 jähriger orthodoxer Jude. Und jeder sagte zu mir in Befehlsform "Schew", das heisst "Setzen!" - "Schew" ist nie böse gemeint. Wäre ich eine Frau, würde man mir befehligen "Schwie".

Wir Israelis sind direkt, ohne viele Worte. Du wirst bei uns niemals hören "Darf ich Ihnen meinen Platz anbieten?" So etwas gibts bei uns nicht.

Ich bin orth. Jude (Breslevi) und lebe im orth. Viertel von Haifa.

Als ich 2018 nach Israel kam (Flucht aus Deutschland wegen zuviel arabischen Judenhass), musste ich mich bzgl Direktheit nicht mehr umstellen. Das war schon im mir drin.

Laut reden wir nur dann, wenn uns der Straßenlärm uns dazu zwingt. Oder wenn wir in der Schul (jiddish: rel. Schule) streiten (diskutieren). Oder eben an der Kotel (Klagemauer) zu G'tt singend beten. Beispiel 2024,

https://youtu.be/4dSVUUFarmA?si=DNhzl9phmU3D3fqb

https://youtu.be/4dSVUUFarmA?si=tz_L1CszM2lZLZ1o&t=5995

Ansonsten höre ich Israelis sehr viel schreien, bei arabischen Israelis im Berufsverkehr. Wollen offensichtlich lauter als ihre Hupen sein, die sich im Dauereinsatz befinden. Also, alles normal, nichts ungewöhnliches.

Und Baruch Haba Le'Israel, - das heisst: willkommen in Israel.

Hoffe, du besuchst uns mal.

Nur eine Warnung: Israel macht süchtig.

UPDATE

Juden in Israel, ein kleiner Witz, den ich sehr gerne mag:

Bild zum Beitrag

 - (Israel, Juden, Tourismus)

Direkt; ehrlich trifft es wohl eher.

Jedenfalls nicht so übertrieben unterwürfig wie Bedienungen in den USA.

Und die Religiösen, die sind halt streng sich selber gegenüber, aber auch freundlich wenn man ihre Lebensweise respektiert. So erinnere ich mich an eine Bäckerei, die ich mit mit meiner Frau gemeinsam betreten habe, da war dann eine Trennwand, und recht bediente der Bäcker Männer, links die Bäckerin Frauen.

Die muslimischen Israelis sind übringens ähnlich .. religiös aber offen zu Fremden.