Sind Incels so geworden wie sie sind, weil sie von den Frauen gemobbt wurden?

12 Antworten

Muss nicht sein, kann aber Auslöser sein.

„Incels“, das sind frustrierte Männer, die keinen Sex haben. Die glauben, sie hätten aufgrund ihres Geschlechts ein Anrecht auf Frauen und Sexualität. Männer, die meinen der Feminismus sei das Grundübel ihrer Situation. Männer, die sich selbst – vor allem aber Frauen hassen.

Jaein, ein Incel wird ja nicht als Incel geboren. Es muss aber nicht unbedingt auf Mobbing von Frauen zurückzuführen sein, es kann aber ein Grund sein.

Kann sein, dass das im Einzelfall eine Ursache sein kann... Aber ich würde es nicht verallgemeinern.

Egal, was man sich anschaut: Persönlichkeitstypen, außergewöhnliche sexuelle Präferenzen, psychische Auffälligkeiten, etc... Auch, warum manche zu Serienkillern werden und andere nicht:

Es gibt gewisse genetische Faktoren und Erfahrungen die prägend wirken, aber nicht alle mit ähnlichen Vorbedingungen zeigen am Schluss ähnliche Symptome und nicht alle mit ähnlichen Symptomen haben eine ähnliche Vorgeschichte.

Ich finde es im Übrigen auch ein wenig problematisch, dass heutzutage für jedes Verhalten schnell ein Begriff gefunden wird und dieser dann als Prototyp gilt. Menschen sind am Schluss doch Individuen.

Incel haben (noch) nicht verstanden das Frauenhass keinen Sinn macht, ebenso wenig wie Frauen auf ein Podest zu heben oder beim Wort zu nehmen.

Auf sich selbst konzentrieren, an sich zu arbeiten und mentale Stärke zu entwickeln. Denn nur dann klappt es auch!

Opferhaltung vergiftet einen nur ebenso wie simpen!

Nachtrag!

Hier zeigt sich wieder sehr schön der Gender Empathy gap.

Incels werden von Männern wie Frauen gleichermaßen geshamed und für ihre Probleme ausschließlich selber verantwortlich gemacht.

Jeder Mann kann sich hier selber hinterfragen! Bei mir ist es nicht anders, ich habe mich immer mehr um das Wohl und den Schutz von Frauen gesorgt als um dass der Männer und das ist auch biologisch wohl so angelegt! Das konterkariert aber das ganze Konzept der Gleichberechtigung und des Feminismus.

Es gibt keine weibliche Gruppe die man für ihre Probleme selber verantwortlich machen würde! Sie sind dann immer Opfer, meist von Männern, dem Patriarchat.

Mangelndes Mitgefühl für Männer ist weltweit nachgewiesen.

Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass sowohl Frauen als auch Männer Frauen positivere Eigenschaften zumessen als Männern (z.B. Eagly/ Mladcinic 1994), dass das Leiden von Frauen größere Sorge hervorruft als das Leiden von Männern (S. ), eher eine Politik unterstützt wird, die Frauen begünstigt, und Frauen parteiischer für das eigene Geschlecht sind.

Bereits 1976 hat eine Studie (Condry) diese Empathielücke nachgewiesen, indem Probanden der Film eines neun Monate alten Babys gezeigt und der einen Hälfte erzählt wurde, es handele sich dabei um einen Jungen, der anderen, es handele sich um ein Mädchen. Das weinende Kind wurde häufiger als „verängstigt“ beschrieben, wenn die Probanden glaubten, es handele sich um ein Mädchen, dem angeblichen Jungen wurde hingegen zumeist „Wut“ unterstellt.

Eine aktuelle Studie aus diesem Jahr (Cappelen, Falch & Tungodden), bei der die Teilnehmer eines Experiments Arbeitssequenzen von Menschen, die angeblich unterschiedlich entlohnt wurden, bewerten und gegebenenfalls die Entlohnung umverteilen sollten, hat gezeigt, dass Menschen, insbesondere Frauen, weitaus eher bereit sind, Entlohnung Richtung Frauen umzuverteilen und zu unterstellen, dass das System ihnen gegenüber irgendwie ungerecht sei, während sie bei Männern davon ausgehen, dass die schlechtere Entlohnung eine Folge ihrer schlechteren Arbeitsleistung ist.

Mit einem Satz: Es besteht eine allgemeine Voreingenommenheit gegenüber Männern, die dazu beiträgt, dass ihnen Mitgefühl verweigert wird. Versuche, mit den Methoden des Straßentheaters zu testen, inwieweit Passanten bereit sind, Menschen zu helfen, die scheinbar von Gewalt bedroht sind, je nachdem, ob es sich bei den Opfern um Frauen oder Männer handelt, bestätigen diese Studien.

Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass Männer an ihren Problemen selbst schuld sind, während der soziale Kontext bei ihnen ausgeblendet wird. Laut einer Studie der Universität Exeter sind darüber hinaus Menschen, die sich als Feministen verstehen, besonders leicht bereit, in einem hypothetischen Dilemma Männer zu opfern.

Ich finde den Begriff "Incel" an sich schon sehr schwierig, weil die Menschen bei dessen Erwähnung gewisse Annahmen machen, die nicht unbedingt stimmen. "Incel" steht ja für involuntary celibate, also für Personen (Männer oder Frauen), die gegen ihren Willen ein sexloses Leben führen. Wenn von Incels gesprochen wird, wird oft behauptet, dass das ausschliesslich junge, verbitterte Männer seien, die alle einen ausgeprägten Sexismus/Frauenhass zelebrieren. Dem ist jedoch nicht so. Es gibt tonnenweise Menschen, die gegen ihren Willen ein sexloses Dasein fristen, z.B. weil sie keinen passenden Partner finden, weil sie an einer Behinderung oder chronischen Krankheit leiden, oder weil sie in einer eingeschlafenen Ehe leben. Auch Frauen gehören in diese Gruppe und vor allem ist auch nicht jeder Incel ein Sexist/Frauenhasser. Ich kann z.B. aufgrund meiner körperlichen Behinderung keine Partnerin finden. Ich war schon mal verheiratet aber vor 3.5 Jahren hat mich meine Frau wegen eines anderen Mannes verlassen. In den vergangenen 3.5 Jahren konnte ich (trotz grosser Suche) keine Partnerin mehr finden, weder für eine feste Beziehung, noch für ein sexuelles Abenteuer. Ich bin also faktisch ein Incel. Das heisst aber nicht, dass ich Frauen hasse oder sexistische Ansichten vertrete. Ich schaffe es einfach nicht, eine Frau zu finden, die mit mir schlafen will.

Was bei diesem Thema zudem oft vergessen geht, ist der Umstand, dass Sexlosigkeit bzw. sexuelle Frustration einen extrem negativen Einfluss auf die Psyche haben können. Die Leute vergessen das gerne einmal, wenn sie über "die Incels" herziehen. Über Jahre hinweg ohne Sex leben zu müssen, wenn man eigentlich gerne Sex hätte, ist äusserst belastend. Es zerstört das Selbstbewusstsein und führt nicht selten zu einer Depression. Sex ist mehr als einfach nur Spass. Es ist Zärtlichkeit, Intimität, Verbundenheit, Erotik... es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, genauso wie schlafen, duschen und essen. Wenn du jahrelang mit starkem Schlafmangel leben müsstest, würde es dir auch nicht mehr gut gehen.

Wenn wir nun von den jungen Männern sprechen, die mit dem Begriff "Incel" typischerweise gemeint sind, dann denke ich, dass die Gründe in einer Kombination aus persönlicher Unreife, unglücklichen Umständen und toxischen Ideologien liegen.

Grundsätzlich ist es für viele junge Männer schwierig, eine Freundin zu finden, weil sie einfach noch schrecklich unreif sind. Viele Frauen sind im gleichen Alter emotional schon etwas weiter und fühlen sich davon genervt. Salopp gesagt: Wenn du als Frau gerne über Bücher sprichst, aber die Jungs in deiner Klasse sprechen alle nur übers Furzen und übers Wichsen ist das nicht gerade ein Turn-on.

Es ist aber auch ein Fakt, dass es Männer (jeden Alters) oft schwierig haben, eine Partnerin zu finden. Und manche Männer haben es ganz besonders schwierig. Wenn man z.B. wenig Geld hat, an einem gesundheitlichen Problem leidet oder einfach nicht so toll aussieht, wird man quasi zum gesellschaftlichen Trostpreis degradiert. Dafür kann man als Betroffener nichts und es kann extrem frustrierend sein. Ich kenne dieses Gefühl selber auch. Für die Frauen ist es viel einfach, einen Partner zu finden, insbesondere natürlich, wenn es nur um Sex geht. Ich würde aber behaupten, dass es Frauen sogar bei Beziehungen einfach haben, einfach weil es eine Imbalance von Angebot und Nachfrage gibt. Die Frauen werden immer in einer Situation sein, in denen sie eine grosse Nachfrage erleben. Männer erleben im Vergleich relativ wenig Nachfrage, weil sich die meisten Frauen um eine kleine Minderheit der Männer prügelt. Und obwohl ich die Emanzipation der Frauen ganz klar unterstütze, hat sie auch eine grosse Schwierigkeit beim Dating mit sich gebracht. Viele Frauen sind mittlerweile nämlich besser ausgebildet und besserverdienend als Männer. Gleichzeitig klammern sich die Frauen jedoch an altmodischen, ausgedienten Normen fest, z.B., stets nach oben zu daten. Frauen wollen also einen Partner haben, der noch besser ausgebildet ist und noch mehr verdient als sie selbst, auch wenn sie selbst bereits ein abgeschlossenes Studium haben. Logischerweise gibt es eine Gruppe von Männern, die mit diesem unglaublichen Konkurrenzdruck nicht mithalten kann und dementsprechend unfreiwillig Single/sexlos bleibt.

Wie ich bereits erwähnt habe, kann einem das sehr zusetzen. Man wird depressiv, unsicher und verliert sein Selbstbewusstsein. Manche jungen Männer machen nun jedoch einen fatalen Fehler. Sie suchen neues Selbstbewusstsein, indem sie sich die Inhalte toxischer Influencer wie Andrew Tate reinziehen. Die Influencer behaupten ja, alles unter Kontrolle zu haben und die absoluten Obermacker zu sein. Die Fans glauben also, dass man genauso ein selbstbewusster Frauenheld werden kann, wenn man sich einfach richtig kacke aufführt und die Frauen möglichst daneben behandelt. Das stimmt selbstverständlich nicht. Im Gegenteil. Man verbaut sich so jegliche Chancen, die man zuvor vielleicht noch gehabt hatte. Der Wunsch nach einem neuen Selbstbewusstsein ist also völlig verständlich, aber der Lösungsansatz ist katastrophal.

Als selbst Betroffener (mit mehr Lebenserfahrung) würde ich solchen jungen Männern raten, ihren Frust auf eine andere Weise abzubauen und auch ihr Selbstbewusstein anderswo neu aufzubauen. Mir hat es z.B. sehr geholfen, einen Theaterkurs zu absolvieren. Für jemand anderes ist vielleicht Kampfsport eine gute Lösung. Und ganz wichtig: Man muss den Frauen gegenüber offen bleiben. Man darf keine Vorurteile und Verallgemeinerungen ansetzen lassen. Denn sonst findet man nie mehr eine Partnerin. Man muss jeder Frau gegenüber offen sein und sie als Individuum sehen, auch wenn das zwischendurch extrem schwierig ist. Denn wenn man das nicht macht, verpasst man möglicherweise die Eine, die das grosse Los gewesen wäre.