Russland begeht Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Das ist das besetzte Donezk. In der völligen Dunkelheit der Straßen sind die Menschen froh, dass ihnen ein Tankwagen Wasser gebracht hat. Schließlich fließt es nur alle drei Tage aus den Wasserhähnen und nicht überall. Es errinert in mancher Hinsicht an Gaza oder Mittelafrika. Ruinen und noch nicht renovierte Gebäude prägen meist das Stadtbild.
2012 führte Donezk die Liste der reichsten Städte der Ukraine an, noch vor der Hauptstadt Kyiv. Die Fußball-Europameisterschaft wurde hier ausgetragen, und die Weltstars Rihanna und Beyoncé traten in der Donbas Arena auf.
Nach 11 Jahren russischer Besatzung ist das Stadion mit Unkraut überwuchert, und die Bewohner von Donezk und den Nachbarstädten stehen auf den Straßen Schlange, um Wasser zu bekommen, wie man es in afrikanischen Ländern kennt. Nur das Klima ist hier nicht schuld.
Donezk ist nicht in der Lage, Wasser an alle zu verteilen, die es brauchen. Direkt neben den Tanks mit der begehrten Flüssigkeit kommt es zu Streit und Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern. „Sagt mir, was sollen wir ohne Wasser tun?“. In einem der Dörfer von Makejewka fließt seit einem Monat kein Wasser aus den Wasserhähnen. Die Leute sind gezwungen, es im Laden für 5 Rubel pro Liter zu kaufen.
Eine Delegation der Besatzungsbehörden traf ein, um die Menschen zu beruhigen. Der ehemalige Minister für Wohnungswesen und öffentliche Versorgung der Donezker Volksrepublik, Sergej Naumets, machte die Besatzungsbehörden, insbesondere den Chef Denis Puschilin, für die Katastrophe verantwortlich. Naumets sagte, anstatt die Probleme zu lösen, wurden Haushaltsgelder für Sportplätze und Schwimmbäder ausgegeben, obwohl bald eine vollständige Evakuierung der Bevölkerung erforderlich sein könnte. Auch russische Kriegsberichterstatter schweigen sich zur Situation nicht aus. „Verdammt, die armen Donezker dachten, zumindest die Zivilisation würde sich verbessern, aber die korrupten Beamten haben alles gestohlen. Ich war gerade zu Hause, und da floss nur ein kleines Rinnsal Wasser. Es wurde einfach noch weiter abgestellt.“
Selbst das russische Staatsfernsehen berichtet darüber, die Situation kann nicht verschwiegen werden.
Jeder hat einen Wunsch: Wasser aus den Wasserhähnen zu sehen. Es kommen Erinnerungen an die Wasserversorgung der Wohnungen von vor fast 3 Jahren hoch. Und jetzt hat sich die Situation noch verschlimmert. Nicht einmal in den Kellern ist Wasser verfügbar. "Das heißt, wir können überhaupt nirgendwo Wasser herbekommen." "Verstehen Sie, warum die Leute so aufgeregt sind?"
Der Vertreter der Donbass-Wasserversorgung traf am Versammlungsort der Bürger ein. Das kommunale Problem entwickelte sich zu einer hitzigen Diskussion.
Der Vertreter der Donbass-Wasserversorgung erklärte, der Grund sei die Notwendigkeit, die 3,5 km lange Wasserleitung zu ersetzen, aber es gebe keine Frist für die Fertigstellung dieser Arbeiten. „Auf jeden Fall wird sie dieses oder nächstes Jahr ersetzt.“ Und dann schreien die Leute ihn an.
Hunger, Schmutz, Hitze, kein Wasser, der Müll wird nicht abgeholt. „Es gibt kein Datum für die Lösung des Problems.“
Der Rettungsdienst traf unerwartet ein. Laut Anwohnern hat man solche Wagen hier schon lange nicht mehr gesehen. Obwohl dies laut den Einwohnern von Lidejewka schon vor mindestens einer Woche hätte geschehen sollen.
Manche sagen sogar, das Rettungsfahrzeug sei zum ersten Mal seit Jahren wieder vor Ort. „Wann waren die Rettungskräfte das letzte Mal hier?“, fragt die russische Reporterin. „Sehen wir heute zum ersten Mal!“
Aber das macht die Situation für die Einheimischen nicht einfacher. Wenn es doch nur eine Wasserversorgung gäbe, könnten sie angenehmer leben. „Meine Gelenke tun weh, und ich muss einen Wagen zur Schule tragen, die 15 Kilometer weit ist. Ich bin schon mehrmals hingefahren und kann kaum stehen.“ Nach Angaben der Gemeindeverwaltung gibt es im Dorf neun Zisternen. Neun in Lidejewka, aber die Leute sagen, dass sie oft kein Wasser bekommen.
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Allgemein: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat am 9. Juli 2025 unanfechtbar festgestellt, dass Russland von Mai 2014 - September 2022 massive Menschenrechtsverletzungen (z.B im Donbas) begangen hat — inklusive Tötungen, Folter, sexueller Gewalt, Zwangsarbeit, Deportationen und Kindesentzug. Was denkt ihr darüber?
3 Antworten
Es gibt ja immer wieder mal Leute die behaupten "Alles gelogen!".
Bei der Masse an Berichten kann gar nicht alles gelogen sein.
Selbst wenn nur 5% der Berichte der Wahrheit entsprechen ist das was Russland getan hat absolut monströs.
Und ich persönlich glaube eher, dass 75% aller Berichte oder mehr der Wahrheit entsprechen.
Es ist allgemein nicht zu bestreiten, dass Russland schwere Menschenrechtsverletzungen begeht und es liegen die Vorwürfe des Verbrechen gegen die Menschlichkeit und des Völkermords durch Kindesentzug nahe.
Andererseits ist der Vorwurf des Verbrechens gegen die Menschlichkeit ein sehr hoch gehängter. Die Mangelhafte Wasserversorgung allein reicht da nicht aus. Diese wurde anscheinend als eine Nebenwirkung des Krieges und durch mangelhafte Instandsetzung zerstört.
Für ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit müssten in diesem Fall aber 2 Kriterien dazu kommen: Es gäbe einen politischen Plan, das Wasser systematisch nicht zu gewähren. Und: Der Zweck ist, dass die Bevölkerung dadurch verdurstet oder flieht, oder ein gewünschter Anteil der Bevölkerung daran stirbt.
Solange man bezahlbares Wasser in Flaschen kaufen kann, ist die Schwelle eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit nicht überschritten worden.
OK, denkst du man will durch herbeigeführten Wassermangel Menschen verdursten lassen? Oder was genau soll das
vielleicht nicht immer absichtlich, aber wenn nachgewiesen wird dass Gelder für anderweitiges genutzt wird und wurde, dann könnte dies je nach Perspektive als fahrlässig und gefährdend beurteilt werden, aber was am Ende rauskommt muss man sehen. Das Problem besteht nicht erst seit 2022. Die neuen Behörden hatten seit 2014 Zeit, die nötige Infrastruktur zu erneuern.
dann könnte dies je nach Perspektive als fahrlässig und gefährdend beurteilt werden
das handeln der russischen Behörden ist fahrlässig und gefährdend.
Jedoch beinhaltet ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf Grund seiner Definition laut Artikel 7 des römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs grundsätzlich Vorsatz und ein Politikelement.
Das dürfte vermutlich im Bezug auf Foltergefängnisse der Fall sein, und beim Wasserproblem im Bezug auf Verdursten der Bevölkerung eher nicht.
Es gibt da noch ein Detailproblem der Definition: Da die Definition ein Politikelement fordert, sind gewöhnliche Straftaten nicht erfasst. Was auch immer Putins Unfähigkeit in der Korruptionsbekämpfung anrichtet, kann an sich grundsätzlich nicht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet werden, da es individuelle Vehlverhaltensweisen und kein zusammenhängender Plan ist.
Trotzdem ist das alles sehr schlimm.
OK, wenn du in Zukunft jemanden einen juristischen Vorwurf machen willst, dann ist es von Vorteil, wenn du dich mehr auf das stärkst Argument konzentrierst.
Bei den Russen wäre das die Kindeswegnahmen und die Folter.
Und die Zwangsrekrutierung von Ukrainern sowie die Bekämpfung von Zivilisten als Kriegsverbrechen.
Ich habe Familie in Jenakijewe und Gorliwka. Die Menschen haben kein Wasser wegen der Ukraine und nicht wegen Russland. Seit 2014 gibt es für die Menschen dort keine Renten, Gehälter und keine Wasserversorgung seitens der ukrainischen Regierung
Weil die beiden Städte seit 2014 von der Donezker Volksrepublik kontrolliert werden. Die Ukraine kann nicht Städte versorgen wenn sie nicht mehr in deren Hand sind. Die Volksrepublik hat versprochen für das Volk zu sorgen, aber wir sehen das die Lebensumstände noch grausamer als je zuvor sind.
Die Ukraine war nicht bereit, ein von Russland besetztes Gebiet weiterhin kostenlos mit Wasser zu versorgen. Die Krim wurde annektiert, und es ist nicht die Aufgabe eines Staates, Infrastruktur für ein von einem anderen Staat kontrolliertes Gebiet aufrechtzuerhalten.
Versorgungspflichten liegen bei der Verwaltungsmacht. Wenn Russland die Kontrolle über die Krim beansprucht, trägt es auch die Verantwortung für Wasser, Strom und sonstige Versorgung. Das ist das gleiche wie im Donbas und leichte Logik.
Ich dachte die Krimbewohner wären arme Opfer, die von Russland okkupiert worden sind. Also geht es der Ukraine um das Land und nicht um die Menschen, wenn sie der in ihren Augen eigenen Bevölkerung schon das Wasser abstellen.
Das sagt schon alles aus. Danke, dass du es zugibst
Ich dachte die Krimbewohner wären arme Opfer, die von Russland okkupiert worden sind
Keiner bestreitet dass die Menschen auf der Krim leiden, aber Ursache dieses Leids ist nicht, dass die Ukraine Wasser abgestellt hat, sondern dass Russland die Halbinsel besetzt hat.
Also geht es der Ukraine um das Land und nicht um die Menschen, wenn sie der in ihren Augen eigenen Bevölkerung schon das Wasser abstellen.
Die Verantwortung für die Versorgung liegt immer bei der Macht, die ein Gebiet kontrolliert, was ich schon geschrieben habe. Russland bezeichnet die Krim als „eigenes Staatsgebiet“, also trägt es auch die Verantwortung für Wasser, Energie usw. So einfach.
Ukraine hat keine Verpflichtung, eine russische Besatzung auf eigene Kosten mit Ressourcen zu versorgen.
Dass Russland Infrastrukturprobleme auf die Ukraine schiebt, ist Propaganda. Und es ist einfach Ablenkung, dass es durch die militärische Aggression diese schlimme Situation geschaffen wurde.
Die Vorwürfe erhärten sich mit der Zeit zunehmend. Vor allem wenn die Tätigkeiten und Pläne der Hauptverantwortlichen aufgedeckt werden. Aber in anderen Regionen wurden ja auch schwerwiegendere Fälle gemeldet.