Muss ich mir Vorwürfe machen?
Hallo, meine Großtante, ist letzte Nacht gestorben.
Wir hatten immer einen sehr guten Draht zueinander und sie war immer wie eine Oma für mich. Als ich noch jünger war besuchte ich mit meiner Mutter sie oft obwohl es 3 Stunden Autofahrt war. Durch sie habe ich meine Liebe zu alten Büchern entwickelt und wir haben uns oft stundenlang gut unterhalten.
Seit ungefähr 3 Jahren haben wir nun in ihrer Nähe gewohnt bzw 1 Autostunde weg. Das war die Zeit, in der sie ins Heim kam. Sie wollte zu dem Zeitpunkt in ihrer Wohnung sterben. Mann und Sohn waren auch schon gestorben.
Sie hat immer abgeblockt, als wir sie nun besuchen wollten und wurde immer launischer, hatte nur noch zu meckern. Auch ihre eigene Schwester wollte sie nicht mehr sehen. Meine Mutter schrieb ihr dann einen Brief, sagte, wie wir uns fühlen und sie gerne auf den Brief antworten kann, wenn sie möchte, dass wir wieder vorbei kommen. Ihrer Schwester erzählte sie, sie könnte nicht mehr schreiben, dabei schrieb Sie noch Tagebuch.Sie hat manchmal angerufen bei mir, aber ich ging nicht ran, sie meckerte nur noch in unserer Gegenwart. Heute las ich in ihrem Tagebuch dass sie oft an mich dachte. Aber es war hauptsächlich nur noch Beschwerden.und gemeckere darin zu lesen.
Ich mache mir jetzt Vorwürfe. Hätte ich vielleicht einfach zu ihr fahren sollen, auch wenn sie es nicht wollte?
7 Antworten
Diese Gedanken, man hätte etwas anders machen sollen, kenne ich. Aber die Vergangenheit ist nun mal Vergangenheit. Früher, als ich ca. 5 Jahre alt war, ist mein Opa oft zu meiner Uroma ins Altenheim gefahren und hat uns immer gefragt, ob wir mitkommen wollen. Ich wollte aber immer lieber spielen. Als sie dann gestorben ist (ich war 6), hatte ich auch ein total schlechtes Gewissen, weil ich nie mitgekommen bin. Irgendwann habe ich dann meine Mutter gefragt -meine Uroma hat schon immer gesagt, dass sie sterben will, das hab' ich damals nicht verstanden-, ob sie wohl lieber schon gestorben wäre oder ob sie es schön fand, meinen Bruder und mich zu erleben. Daraufhin hat sie geantwortet, dass sie glaubt, dass sie sehr glücklich war/ist, uns noch erleben zu dürfen. Wenn deine Großtante euch nicht mehr sehen wollte, aber in ihrem Tagebuch steht, dass sie oft an dich gedacht hat, glaube ich, dass du alles richtig gemacht hast und sie dich in wundervoller Erinnerung hat, weil du immer bei ihr warst/bist.
Bei sowas ist es immer schwer aber persönlich würde ich sagen das du dich nicht schlecht fühlen solltest da du nur das gemacht hast was für dich am besten war
Sie hat immer abgeblockt, als wir sie nun besuchen wollten und wurde immer launischer, hatte nur noch zu meckern.
Naja ich denke du solltest dir jetzt keine Vorwürfe machen. Man kann niemandem seine Liebe und Fürsorge aufzwingen. Du hattest einen Leben lang gute Erfahrungen mit ihr und das ist doch wichtig. Ich hab dieses störrische Verhalten auch schon oft genug mitbekommen. So verhalten sich emotionale Menschen eben.
Nein, finde ich nicht. Ihr hab es respektiert, dass sie es nicht wollte. Vielleicht stand ihr da auch eine Art Demenz im Weg und sie wollte nicht, dass ihr sie so seht.
Erst mal mein Beileid,
du hast nichts falsch gemacht . Es ist menschlich und ich verstehe deine Gefühle. Aber letztendlich habt ihr nur ihren Wunsch respektiert. Du brauchst dir wirklich nichts vorwerfen.
Behalte sie in guter Erinnerung als das was sie für dich war. Das ist das Wichtigste . Nimm dir Zeit bei der Verarbeitung. Lass alle Gefühle raus.
Viel Kraft und alles Gute