Kann Markus Gabriel – was Qualität seines Argumentierens betrifft – wirklich mithalten mit z.B. Kant oder Karl Jaspers?

2 Antworten

Moin,

ich denke nein.

Er zeigt zwar, dass er z.B. Kant akademisch intensiv "berarbeitet" hat. Sein Versuch, darauf jetzt noch eine eigenständige Wissenschaftsleistung zu setzen, zerfällt jedoch eben, wie von dir genannt, in ein "Tingeln" durch den bunt fragmentierten Jahrmarkt bildungsbürgerlicher Gedankenspiele bei gepflegten Stehparties oder Kaffekränzchen.

Ich weiß, das klingt böse und unsachlich. Aber das ist mein Eindruck nachdem ich sein Buch " Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten" aufgrund des Titels voller Erwartung gekauft, aber im Ganzen mit Enttäuschung gelesen habe.

Mir scheint er unterliegt wie viele neuzeitliche Philosophen, genauso wie Diplomanden und Doktoranden im heutigen Unibetrieb dem Fluch, unbedingt einen eigenen Geistesblitz produzieren zu müssen.

Was dabei entsteht ist jedoch nur Überkomplexität, die nur noch schwer auf den verbindenden Grundgedanken zurückzuführen ist.

Vielleicht habe ich ja aber auch alles nicht verstanden. :-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium - Lebenspraxis - Verbindung von beiden

grtgrt 
Beitragsersteller
 14.08.2025, 17:07

Ja, den Eindruck habe auch ich. Danke.

Google KI weiß zu berichten:

Markus Gabriel begründet die These, dass "die Welt" im Sinne einer einzigen, umfassenden Totalität nicht existiert, mit der Vorstellung von Sinnfeldern. Er argumentiert, dass es unzählige, voneinander unabhängige "Sinnfelder" gibt, in denen Objekte und Phänomene auf unterschiedliche Weisen erscheinen und existieren. Diese Sinnfelder sind nicht durch eine einzige, alles umfassende Weltformel beschreibbar, was seiner Meinung nach bedeutet, dass es "die Welt" als einheitliches Ganzes nicht gibt. 

Ausführlicher:

  • Sinnfelder:
  • Gabriel stellt die These auf, dass die Welt nicht als eine einzige, zusammenhängende Einheit existiert, sondern vielmehr aus einer Vielzahl von Sinnfeldern besteht. 

Pluralistischer Realismus:

Er verbindet einen ontologischen Realismus (die Vorstellung, dass es eine von unserem Bewusstsein unabhängige Realität gibt) mit einem ontologischen Pluralismus (die Vorstellung, dass es viele verschiedene, voneinander unabhängige Arten gibt, wie Dinge existieren können). 

Kritik an der Welt als Totalität:

Gabriel kritisiert die Vorstellung, dass es eine einzige, alles umfassende "Welt" gibt, die wir erkennen oder beschreiben können. Er argumentiert, dass die Welt, wie wir sie verstehen, immer von den Regeln und Kontexten bestimmter Sinnfelder abhängig ist. 

Beispiele:

Ein naturwissenschaftliches Sinnfeld, ein ökonomisches Sinnfeld oder ein ethisches Sinnfeld sind Beispiele dafür, wie die gleiche Sache (z.B. ein Mensch) in unterschiedlichen Kontexten anders erscheint und existiert. 

Abgrenzung zu anderen Positionen:

Seine Position unterscheidet sich sowohl vom naturwissenschaftlichen Fundamentalismus (der versucht, alles auf Naturgesetze zu reduzieren) als auch vom radikalen Konstruktivismus (der die Existenz einer vom Bewusstsein unabhängigen Realität leugnet). 

Bedeutung für das Verständnis der Welt:

Gabriels These bedeutet nicht, dass es gar nichts gibt, sondern dass die Welt nicht als eine einzige, geschlossene Einheit existiert. Vielmehr gibt es unzählige, voneinander unabhängige Sinnfelder, in denen Dinge und Phänomene auf unterschiedliche Weise erscheinen und existieren.


grtgrt 
Beitragsersteller
 14.08.2025, 12:55

Gabriel versucht nur - in recht undurchdachter, verschleierter Weise - zu sagen, was andere schon vor ihm erkannten:

  1. Als Welt bezeichnet man "die Gesamtheit aller Tatsachen" (Wittgenstein).
  2. Es gibt Tatsachen (sog. "uns ganz prinzipiell verborgene, eigentliche Wirklichkeit), welche selbst die Physik nicht in Erfahrung bringen und diskutieren kann:
  3. Physik und wir Menschen können nur Realität(en) diskutieren, d.h. wie die uns unbekannte eigentliche Wirklichkeit "auf uns wirkt", d.h. wie wir selbst glauben, dass sie sein könne angesichts dessen, was Sinneswahrnehmung, physikalisches Messgerät und Mitmenschen uns sagen. (Bohr, Hawking)
  4. Kurz: Welt = Wirklichkeit = eigentliche Wirklichkeit + Realitäten.

Denker, die das verstanden haben, waren (um nur die wichtigsten zu nennen):

  1. Parmenides
  2. Platon
  3. Kant
  4. Niels Bohr (als Quantenphysiker)
  5. Steven Hawking (als Astrophysiker)

Markus Gabriel aber tingelt - ihre Ergebnisse in oft sogar widersprüchlicher Form wiederholend - durch die Gegend mit der frechen Behauptung « Falsch: Alle Philosophien der letzten 2500 Jahre! »

Auf die Frage eines Journalisten, ob Gabriel wirklich glaube, dass wir Menschen die Welt so wahrnehmen, wie sie wirklich ist, bestätigte Gabriel, dass er davon überzeugt sei. Dass er dadurch die Existenz subjektiver, oft falscher Meinungen geleugnet hat, ist ihm offenbar gar nicht bewusst geworden.

grtgrt 
Beitragsersteller
 14.08.2025, 13:16
@grtgrt Wie sich Gabriels sog. "Sinnfeld-Ontologie" reparieren ließe:

Vorschlag für durchdachtere Existenzphilosophie:

Man definiere:

  1. Die reale Welt ist Vereinigung aller Sinnfelder.
  2. Sinnfelder interpretieren Wirklichkeit, d.h. sie ordnen Teilen der Wirklichkeit Sinn zu.
  3. Ein Sinnfeld S(G) ist alles, über das ein Gehirn G nachdenkt oder jemals nachgedacht hat.
  4. Zu existieren bedeutet, in mindestens einer Rolle Teil eines Sinnfeldes zu sein.

Dann ergibt sich daraus sofort:

Die Welt existiert (auch als Gesamtheit von allem), da sie im Sinnfeld aller Gehirne auftritt, die über sie nachdenken.

grtgrt 
Beitragsersteller
 14.08.2025, 14:03
@grtgrt Markus Gabriels eigene Darstellung seiner "Sinnfeld-Ontologie"

(ein ganzes Buch darüber): https://phomi.de/?p=3345

Was erscheint uns denn jetzt eigentlich hilfreicher: Dieses Buch oder mein Vorschlag oben?

NostraPatrona  14.08.2025, 11:38

Interessant. Das erinnert mich an die Pythagoräer "alles ist Zahl (Information)". Im Vergleich mit anderen Philosophen kann man wohl sagen, dass jeder seine Berechtigung hat.