Als wie hoch empfinden Naturwissenschaftler den Prozentsatz lesenswerter Veröffentlichungen typischer Hochschullehrer für Philosophie?

5 Antworten

Nun, wenn man sich unter Naturwissenschaftlern – insbesondere unter Physikern – umhört, dürfte die Einschätzung des „lesenswerten Anteils“ philosophischer Veröffentlichungen bei eher bescheidenen Werten liegen. Je nach persönlichem Temperament und Toleranz für Abstraktion schwankt dieser Wert vermutlich irgendwo zwischen 5 % (für die besonders Genervten) und vielleicht 30 % (für die Wohlgesonnenen).

Die Gründe?

Philosophische Fachliteratur wird aus naturwissenschaftlicher Sicht oft als zu sprachlich verwinkelt, empirisch ungreifbar oder schlicht selbstreferenziell wahrgenommen. Viele Wissenschaftler empfinden Philosophie als ein System, das sich vor allem mit sich selbst beschäftigt – und weniger mit der Welt da draußen. Der running joke lautet: „Wenn ein Physiker nicht weiterweiß, wird er Philosoph – und wenn ein Philosoph nicht weiterweiß, schreibt er ein Buch über Wittgenstein.“

🧠 Stephen Hawking sagte: „Philosophy is dead.“

Das war eine provokante, fast polemische Aussage, die vor allem eines zeigen sollte: Dass viele Philosophen, nach Hawkings Ansicht, den Anschluss an die moderne Naturwissenschaft verloren haben – insbesondere an die Kosmologie, Quantenmechanik und Relativitätstheorie. Für Hawking ist Philosophie im 21. Jahrhundert nutzlos geworden, wenn sie sich weigert, die Sprache und Erkenntnisse der Physik ernst zu nehmen. Er wollte sagen: Die großen Fragen – Woher kommen wir? Was ist Zeit? Gibt es einen freien Willen? – werden heute von Physikern beantwortet, nicht mehr von Philosophen.

✅ Wer stimmt Hawking zu – und warum?

Viele Naturwissenschaftler (insbesondere Physiker) stimmen Hawking zu – zum Beispiel:

  • Lawrence Krauss, der Philosophie als „nicht hilfreich“ für das moderne wissenschaftliche Denken beschreibt.
  • Neil deGrasse Tyson, der Philosophie als eine Art „intellektuelles Labyrinth ohne Ausgang“ darstellt.
  • Richard Feynman, der Philosophie oft belächelte – vor allem, wenn sie versuchte, Physik zu „erklären“.

Sie sagen: Die Philosophie hat versagt, indem sie sich von empirischer Realität abgekoppelt hat – und heute eher eine literarische als eine erkenntnistheoretische Disziplin sei.

❌ Wer widerspricht Hawking – und warum?

Viele Philosophen (und auch nicht wenige Wissenschaftler) sehen Hawkings Aussage als übers Ziel hinausgeschossen:

  • David Chalmers betont: Ohne Philosophie keine sinnvolle Diskussion über Bewusstsein, Bedeutung, Sprache.
  • Tim Maudlin (Philosoph der Physik): Physiker machen ständig Philosophie – sie wissen es nur nicht.
  • Thomas Nagel kritisiert, dass die Naturwissenschaft allein viele fundamentale Fragen gar nicht beantworten kann.

Sie argumentieren:

  • Die Naturwissenschaft setzt philosophische Grundannahmen voraus – etwa über Kausalität, Rationalität oder Realität.
  • Die Ethik naturwissenschaftlicher Anwendungen (z. B. Gentechnik, KI, Klimaengineering) verlangt philosophisches Denken.
  • Und nicht zuletzt: Die Begriffe, mit denen Wissenschaft arbeitet (Zeit, Raum, Ursache, Information), sind selbst philosophisch aufgeladen.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Moin,

  1. gibt es da wohl kaum %mäßig validierte Untersuchungen und
  2. ist das sicher eine Frage individueller Kontexte von Lebenswelt im Zusammenhang mit Erkenntnisinteresse.

In diesem Zusammenhang: Auch eine begründete Ablehnung von verarbeiteten Inhalten, also eine qualifizierte Negation ist eine Information - frei nach Gregory Bateson: "Eine Information ist ein Impuls der einen Unterschied macht." ;-)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium - Lebenspraxis - Verbindung von beiden

Ich bin seiner Meinung. Allerdings halte ich Wissenschaft für ähnlich tot. Heutzutage wollen die meisten Menschen nicht mehr diskutieren und sind in ihren Überzeugungen festgefahren. Weder Wissenschaftliche noch philosophische Erkenntnisse werden als Entscheidungshilfe genutzt, stattdessen richtet man sich eher nach Gefühl und Tradition. Heutzutage ist die Menschheit von einer besorgniserregend Hybris gekennzeichnet. Es wird davon ausgegangen, dass wir die ,,dunkle Zeit“ hinter uns gelassen haben und alle philosophischen Fragen beantwortet wurden. ,,Die Zeit der Sklaverei haben wir überwunden, Fleischkonsum ist unantastbar“. ,,Die Zeit der Feudalherschaft haben wir überwunden, Konzerne behandeln ihre Angestellten super“.


grtgrt 
Beitragsersteller
 13.08.2025, 00:09

Wenigstens die sog. exakten Wissenschaften (wie etwa Mathematik, Physik und Ingenierwisschenschaft generell) sind keineswegs tot.

Zu einer Pseudowisschenschaft verkommen aber scheint mir z.B. die Schulpädagogik.

Rucke  13.08.2025, 00:10
@grtgrt

Mir geht es darum, dass zu gerade zu politischen Themen wissenschaftliche Tatsachen weggelassen werden.

0 %

Philosophie ist direkt nach Gender Studies die nutzloseste Studienrichtung. Die "Forschung" ist entsprechend genauso wertlos und es ist bedauerlich, dass für sowas Geld ausgegeben wird.


grtgrt 
Beitragsersteller
 12.08.2025, 12:30

Mir wurde das erst so richtig klar nach Lesen einiger Papiere von Markus Gabriel (Inhaber eines Lehrstuhls für Erkenntnistheorie in Bonn).

Aus meiner Sicht gelang es ihm bisher noch nicht mal, einzusehen, wie notwendig es wäre, sich einen brauchbaren Existenzbegriff zurechtzulegt zu haben, bevor man behauptet, beweisen zu können, dass "es die Welt nicht gibt".

Was er betreibt, ist (in meinen Augen) "Kindergartenphilosophie".

Vermutlich als nicht besonders hoch, auch wenn sie selber oft nur mit Denkmodellen arbeiten.


grtgrt 
Beitragsersteller
 12.08.2025, 12:38
auch wenn sie selber oft nur mit Denkmodellen arbeiten.

Es bleibt ihnen ja gar nichts anderes übrig, da selbst Physik die wahre Natur der Wirklichkeit weder kennt noch diskutieren kann.

Der Astrophysiker Steven Hawking hat es so ausgedrückt:

Wir haben kein modellunabhängiges Verständnis der Wirklichkeit.