Ist es normal dass man als Rentner alles vor sich her schiebt, satt alles gleich zu erledigen?

9 Antworten

Ich glaube, dass kann man nicht von allen sagen. 😉

LG

Aus meiner Sicht ist das eine der tiefsten Konditionierungen überhaupt: Seit der Schulzeit wurde uns eingetrichtert, dass wir erst dann „etwas Sinnvolles“ tun.. zumindest aus Sicht der Eltern , wenn wir dazu gedrängt werden. Als ob das Kind von Natur aus nur trödeln würde. Dabei lernen viele Kinder von sich aus, ohne jeden Zwang, laufen, lesen oder sogar mehrere Sprachen sprechen.

Dieses Muster wiederholt sich als angestellter und der Arbeitgeber dient als spätere Projektionsfläche unserer Eltern...

Das Gefühl, „müssen zu müssen“, ist tief verankert. Wir haben verinnerlicht, dass man es so tun muss, sonst.. was werden die anderen denken? Dahinter steckt die Angst vor Ablehnung, Verlassenwerden, das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Genau diese unbewusste Angst nährt Aufschieberitis. Selbst wenn wir theoretisch frei sind und unsere Zeit selbst einteilen können, tauchen diese inneren Stimmen auf: „Trödel nicht herum!“, „Mach’s endlich!“, „Räum dein Zimmer auf!“, „Nimm endlich ab!“.

Es ist, als hätten wir eine strenge innere Mutter im Kopf, gegen die wir rebellieren. Also schieben wir Dinge vor uns her und fühlen uns gleichzeitig als Versager. Ein Teufelskreis.

Vielleicht muss man erkennen, dass es nicht um die anderen geht, sondern allein um einen selbst . Es ist mein Leben. Ich entscheide. Der erste Schritt ist, dieses Druckgefühl bewusst wahrzunehmen, zu analysieren und sich zu fragen: Will ich das?

Stell dir vor der Mensch würde nicht mehr müssen sondern nur wollen oder nicht wollen. Selbst wenn etwas getan werden muss... Das Zimmer aufräumen, den Müll rausbringen, dann hilft es, die Formulierung zu ändern:

"Ich räume mein Zimmer auf, um mir eine schöne und gemütliche Atmosphäre zu schaffen."

"ich Will keine negativen Konsequenzen, wenn ich dies und das nicht tue. Also tue ich es."

So wird aus äußerem Zwang eine bewusste, selbstgewählte Handlung. Aber das ist nicht immer einfach... Ich selbst habe auch damit meine Schwierigkeiten...😅

Ich denke, das hat nicht nur mit Rentner oder Nichtrentner zu tun, sondern ist auch eine Typfrage. Mein Mann ist schon im Ruhestand, achtet aber darauf, dass sein Tag sehr gut duchstrukturiert ist, und dass alles so zügig erledigt wird wie immer.

Wenn man natürlich insgeheim immer schon zur „Aufschieberitis“ geneigt hat, kommt die vielleicht in der Rente deutlicher zum Vorschein, weil man nicht mehr von außen gezwungen wird, sich zu kümmern.

Meine eigene Mutter (80) ist auch eher der Aufschiebe-Typ. Sie hat sich aber angewöhnt, jeden Vormittag eine kleine „Bürostunde“ zu machen. Da setzt sie sich an den Schreibtisch und erledigt einfach die zwei, drei Sachen (Briefe, Überweisungen, Telefonate), die anstehen. Das geht ganz schnell, wenn man es jeden Tag macht, und man behält den Überblick.

LG

Das hat nichts mit Rentner sein zu tun. Das ist eine Entscheidung. Für mich war und ist es schon immer unverständlich, wie man etwas aufschieben kann. Je produktiver der Tag war, umso besser. Ich kann es überhaupt nicht haben, wenn ich nicht mindestens das doppelte von dem erledigt habe, was ich erledigen wollte. Ich war aber schon immer ein sehr schnelllebiger Mensch. Ich brauche für vieles nur halb so lange, wie andere. Nichts tun oder aufschieben, geht für mich gar nicht. Ich kann nicht mal Familie und Freunde um Hilfe bitten, weil die einfach nicht in die Hufe kommen. Bis die mal anfangen, bin ich schon längst fertig.


christl10 
Beitragsersteller
 10.08.2025, 15:50

Na dann würden wir nicht zusammen passen...Hektiker kann ich nicht haben...

Es kommt darauf an. Tätigkeiten die erledigt werden müssen, erledige ich schon zeitnah. Da kann es durchaus sein, dass es mal 2 Wochen liegt, aber dann wird es auch erledigt.

Schöne Sachen, die versuche ich unbedingt in meinen Zeitplan mit einzubinden, denn ich weiß nicht, wie lange ich noch etwas erleben kann.