Ist der Eisegese-Vorwurf bei unbequemen Bibelstellen oft nur ein Ablenkungsmanöver, um die eigentliche Frage zu umgehen: Welche Teile der Bibel sind heute noch
"Ist der Eisegese-Vorwurf bei unbequemen Bibelstellen oft nur ein Ablenkungsmanöver, um die eigentliche Frage zu umgehen: Welche Teile der Bibel sind heute noch gültig?"
Eisegese = das Hineinlesen eigener Interpretationen in einen Text, anstatt die ursprüngliche Bedeutung herauszuarbeiten
Diese Frage deckt eine häufige Diskussionsstrategie auf:
Das Dilemma: Wenn Bibelstellen über Geschlechterrollen, Sklaverei oder Sexualethik kritisch hinterfragt werden, kommt oft reflexartig der Vorwurf: "Das ist Eisegese - du liest da etwas hinein, was nicht da steht!"
Die Zwickmühle:
Viele dieser Texte sind aber historisch ziemlich eindeutig - Paulus' Anweisungen zur Unterordnung der Frau oder alttestamentliche Sklaverei-Regelungen lassen wenig Interpretationsspielraum Der Eisegese-Vorwurf wird dann zum Schutzschild, um unbequeme Diskussionen zu vermeiden Gleichzeitig machen moderne Gläubige ständig interpretative Entscheidungen darüber, was "zeitbedingt" war
Die eigentliche Frage: Wer entscheidet, welche Bibelstellen wörtlich zu nehmen sind und welche "kulturell bedingt" waren? Und ist es nicht ironisch, dass diejenigen, die vor Eisegese warnen, oft selbst selektiv interpretieren?
Die unbequeme Wahrheit: Jede Position erfordert hermeneutische Entscheidungen - die Frage ist nur, ob man das ehrlich zugibt oder hinter dem Eisegese-Vorwurf versteckt.
Wie denkst du darüber?
13 Antworten
Samaria muss büßen, dass es sich aufgelehnt hat gegen seinen Gott. Sie sollen durchs Schwert fallen und ihre kleinen Kinder zerschmettert und ihre Schwangeren aufgeschlitzt werden.
Du wirst genug Christen finden, die bereit sind solche Bibelstellen zu rechtfertigen und zu verteidigen.
Eisegese = das Hineinlesen eigener Interpretationen in einen Text, anstatt die ursprüngliche Bedeutung herauszuarbeiten
Da muss man ja ebenfalls erst mal fragen: ist das denn schlimm?
Wenn wir uns nämlich anschauen wie in der Bibel andere Bibelstellen zitiert werden, finden wir die Eisegese ständig. Ganz besonders im NT werden Stellen des AT zitiert, gedeutet und neu interpretiert, wenn man diese Stellen dann aber nachschlägt merkt man schnell, dass die NT-Deutung viel zu oft völlig an den Haaren herbeigezogen ist und mit dem Zitat in seinem ursprünglichen Kontext kaum noch was zu tun hat. Aber auch bereits im AT findet sich solcher Umgang mit älteren AT-Stellen.
Die eigentliche Frage: Wer entscheidet, welche Bibelstellen wörtlich zu nehmen sind und welche "kulturell bedingt" waren?
Die historisch-kritische Methode hat sich darin bewährt herauszuarbeiten, wie ein Text vom jeweiligen Autor gemeint gewesen sein könnte.
Ob dieser Text dann für jemanden eine Relevanz hat, entscheidet dann entweder der Leser selbst oder die jeweilige Organisation der er sich zugehörig fühlt.
Und ist es nicht ironisch, dass diejenigen, die vor Eisegese warnen, oft selbst selektiv interpretieren?
Das ist korrekt beobachtet.
Ich glaube, dass man biblische Texte nur mit Hilfe des Heiligen Geistes verstehen kann und es ein ehrliches offenes Herz dafür benötigt um sich ggf. auch mal von ihm korrigieren zu lassen. Diskussionen über diese Themen machen für mich deshalb nur Sinn, wenn ich weiß, dass mein Gegenüber auch nur den Willen Gottes für sein Leben sucht und nicht Belege benötigt, sich Gott nicht unterordnen zu müssen.
Und dann ist es auch noch die Frage, ob diese Fragen für mein Leben gerade relevant sind und ob es Gott ist, der mir da etwas sagen will oder ob ich lieber einem Streit aus dem Weg gehen sollte. Wir sollen den Frieden suchen und manche Art Fragen eignen sich, um ihn zu stören. ;) Jeder muss sich für das verantworten, was er bereits verstanden hat und sollte darin fest stehen.
" Die eigentliche Frage: Wer entscheidet, welche Bibelstellen wörtlich zu nehmen sind und welche "kulturell bedingt" waren? "
🙄 Als wiedergeborener Christ kann die richtige Antwort nur lauten ; Der heilige Geist entscheidet welche Bibelverse wie zu verstehen und auszulegen sind.
Das Problem dabei ist nur, das der Geist der Wahrheit noch nicht bei allen Christen vollkommen involviert ist und sein kann, da sich die Wahrheit Gottes uns nicht auf einmal offenbart sondern schrittweise und im dem Maß wie wir es ertragen können und wie wir uns vom göttlichen Geist leiten lassen.
Das was ich durch den Heiligen Geist heute wissen darf, wusste ich am Anfang meines Weges mit Jesus noch nicht. Darum, wir sind auf dem Weg der Wahrheit in Jesus Christus und es ist so ähnlich wie es Paulus formuliert hat als er sagte;
" Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. " 1. Korinther 13.12
🙄 Dieser Vers beinhaltet zwar noch eine ganze Menge mehr, ist aber durchaus anwendbar wo es um das rechte Verständnis der Wahrheit im Wort Gottes geht.
Zu jedem spricht Gott auf unterschiedliche Weise und verteilt seine Erkenntnis und Weisheit in unterschiedlichem Maß und zu seiner Zeit, daher wäre aus dieser Sichtweise die Meinung das Eisegese nur ein Mittel ist um unbequemen Wahrheiten einen anderen Anstrich zu verpassen bzw. die Kohärenz zu verändern nicht relevant.
Die Wahrheit in Gottes Wort wo es das vom Geist Gottes inspirierte Wort ist, wird sich früher oder später von jedem finden lassen der sich von Gott den Geist der Unterscheidung erbeten und erhalten hat und die Wahrheit mit reinem Herzen sucht.
LG
Bleibt dennoch der Zirkelschluss: "der Geist der Wahrheit hat mir gesagt dass er der Geist der Wahrheit ist, und darum ist es wahr" - könnte halt auch reine Einbildung sein.
Ich hatte auch schon religiöse Erfahrungen, die mir persönlich sehr wichtig sind. Aber ich kann nicht den Anspruch vertreten, dass diese Erfahrungen objektiv wahr sind, denn letztlich könnte es auch alles nur in meinem Kopf sein.
klingt superklug...ehrliches kompli
jeder historiker hat dasselbe problem und die fast dieselbe auftabe. alte texte verstehen und interpretieren
...kurz zusammengefasst: "ich mache was sich richtig anfühlt und glaube einfach fest daran, dass ich von einem Geist besessen bin"? Das ist ja als subjektive Herangehensweise ganz nett, aber keine Diskussionsgrundlage.