Hat George R.R. Martin sein Momentum verloren?

2 Antworten

Die Buchreihe ist so oder so ganz groß. Auch vor der Verfilmung gab es schon viele Fans.

Das er so "langsam" scheint einfach seine Art zu sein. Und eigentlich finde ich es gut, dass er nicht wegen der Serie irgendwas ganz schnell veröffentlicht, was keine Qualität hat.

Die letzte Staffel GoT war total schlecht. Und Martin hat hinterher angekündigt, dass sein Ende ganz anders aussehen wird.

Meine Sorge ist also nicht darauf zu warten, sondern dass er das Finale nicht mehr schafft. Er ist ja nicht mehr der jüngste.

Findet ihr, Martins Langsamkeit hat ihm die Chance genommen, etwas ganz großes an Buchreihen zu schaffen?

Natürlich.
Es ist so gut wie ausgeschlossen, dass die Buchreihe vollendet wird, zumindest nicht von Martin. Um das noch zu schaffen, müsste er mMn seine Arbeitsweise total umkrempeln und dafür gibt es keine Anzeichen.

Diese Serie hätte sein literarisches Meisterwerk werden können und sollen, und er hat diese Chance versaut. Hört sich hart an, ist aber leider so.

Ich bin mir auch nicht sicher, wie die Serie mittel- bis langfristig eingestuft werden wird. Manche meinen, dass die fünf Bücher der Hauptserie auch in Zukunft zu den ganz großen Werken der Fantasy gezählt werden wird, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Bücher und Serien, die sehr populär sind, innerhalb von ein paar Jahrzehnten praktisch vergessen werden. Die Tatsache, dass die Serie höchstwahrscheinlich unvollendet bleiben wird, dürfte deren Attraktivität für die nächsten Lesegenerationen erheblich senken. Es ist ja nicht so, dass nicht ständig neue Bücher erscheinen.


Pseud000 
Beitragsersteller
 09.11.2024, 01:46

Ich verstehr ed eh nicht, wie kann man 12 Jahre an einem Roman sitzen?!

Er hat zwar zwischendrin andere Sachen geschrieben, aber weiß nicht, was ihn aufhält.

JensR77  09.11.2024, 15:48
@Pseud000

Man könnte da jetzt einen ganzen Aufsatz schreiben, aber ich denke, im Wesentlichen kann man es auf die folgenden Punkte zusammenfassen:

Martin hat sich offensichtlich mit seiner Geschichte in eine Sackgasse geschrieben und weiß nicht, wie er da wieder herauskommt. Es ist bekannt, dass er sehr viel um- und neu schreibt. Vermutlich hat er über die Jahre ein Vielfaches des finalen Textes geschrieben, in unterschiedlichen Versionen.

Das ist mMn auch eine direkte Folge der Art und Weise, wie er schreibt. Er nennt das "gärtnern", das heißt, der pflanzt die Elemente seiner Geschichte und schaut dann beim Schreiben, wie sich die Dinge entwickeln. Martin grenzt den "Gärtner"-Typ vom "Architekten" ab, der alles rigoros durchplant, bevor er mit dem Schreiben beginnt.
Man könnte es auch weniger poetisch ausdrücken und sagen, dass Martin einfach zu wenig vorausplant. Er hat wohl nur einen grobe Überblick, wohin es mit der Geschichte gehen soll, arbeitet die Details aber wohl vor dem Schreiben nicht wirklich aus. Das mag ganz gut klappen, wenn man einen Geschichte beginnt, aber irgendwann sollten die unzähligen Handlungsfäden eben auch zusammenkommen und ohne Planung landet man dann wohl da, wo Martin jetzt ist.
Am Anfang war er ja auch noch sehr flexibel, aber mit jedem veröffentlichten Roman, schrumpft diese Flexibilität, weil er an den schon veröffentlichten Texten ja nichts mehr ändern kann.

Es ist auch bekannt, dass er nur zuhause schreiben kann (sagt er zumindest so), d.h. jedes Mal, wenn er auf irgendwelche Reisen geht, wird nix geschrieben.
Er schreibt auch auf einem Computer, das eine DOS-Oberfläche simuliert, weil er nur mit so einem Steinzeittextbearbeitungsprogramm zu schreiben gewillt ist (frag mich nicht, wieso).

Ich denke auch, dass Martin die Leidenschaft für die Geschichte abhanden gekommen ist. Wenn er sich darüber äußert, hört sich das für mich immer so an, als würde er über eine unliebige Bürde sprechen, statt von einer Geschichte, die er wirklich schreiben will.

Das ist vermutlich auch der Grund, wieso er permanent unzählige Nebenprojekte am Laufen hat. Man könnte fast meinen, er will alles mögliche machen, egal was, Hauptsache etwas, das ihn von dem ablenkt, was alle am meisten interessiert.

Leider ist es aber auch so, dass er nicht wirklich "zwischendrin andere Sachen geschrieben" hat, zumindest so gut wie nichts, wenn wir von traditionellen Prosatexten reden.
Alles, was er seit Veröffentlichung seines letzten Romans im Juli 2011 geschrieben hat, ist in dem Buch Feuer und Blut enthalten.
Er hat zwar auch wohl einige Texte für das Videospiel Elden Ring geschrieben und die Skripte für ein paar Folgen von Game of Thrones (um genau zu sein, jeweils eine Folge pro Staffel in den ersten vier Staffeln, also insgesamt die Drehbücher zu vier Folgen der Serie).
Er ist auch nach wie vor als Herausgeber der Wild Cards-Anthologien tätig, hat da aber schon lange nichts mehr dafür geschrieben.

Sein Ausstoß an erzählenden Texten (Erzählungen oder Romane) hält sich also extrem in Grenzen.
Es sind zwar in diesem Zeitraum etliche Bücher erschienen, die seinen Namen tragen, aber oft enthalten diese altes Material. Da gibt es z.B. Das Urteil der Sieben, ein Band mit drei Novellen über den Heckenritter, der in Deutschland 2013 herausgekommen ist, aber diese drei Erzählungen stammen aus dem Jahren 1998, 2003 und 2010.

Wie gesagt, ich habe den Eindruck, dass Martin nicht mehr wirklich motiviert ist, das Schreiben wohl eher als Plage denn als Freude empfindet.
Es ist halt auch so, dass er durch den Erfolg der TV-Serie(n) finanziell schon lange ausgesorgt hat und er ist auch nicht mehr der jüngste, ist vor sieben Wochen 76 geworden. Unter normalen Umständen würde es jeder verstehen, wenn sich so jemand mehr oder weniger in den Ruhestand begibt. Bei Martin ist es halt für die Leser richtig blöd, dass sein Hauptwerk mittendrin einfach aufhört und auch keine der Spin-off-Serien (weder die Geschichte des Hauses Targaryen noch die Abenteuer von Dunk und Egg) einen Abschluss haben, sondern ebenfalls in der Mitte aufhören.
Martin ist, wie schon gesagt, sehr damit, neue Geschichten anzufangen, aber nicht besonders gut diese zu einem Abschluss zu bringen