Duales Studium abbrechen öffentliche Verwaltung?

5 Antworten

Wenn du merkst dass das nichts für dich ist (kann ich voll verstehen, Verwaltung, noch viel langweiliger gehts kaum für mich, aber das ist Geschmackssache...) dann lass es. Schließlich wirst du den oder einen ähnlichen Beruf dein Leben lang ausüben, gerade im öffentlichen Dienst. Bevor du dann aber wieder daneben liegst, musst du dir natürlich klar werden was du jetzt wirklich machen willst. Ständig zu wechseln und alles abzubrechen weil es einem wieder nicht gefällt ist auch niht zielführend.

Ich persönlich würde sagen, wenn du etwas machen willst das nicht langwielig ist, halte dich von Verwaltung und diesen ganzen Wirtschafts-Berufen fern und sieh dich im technischen Bereich um. Oder im Handwerk - Handwerkt bietet richtig viel Abwechslung. Aber da sprechen einfach meine persönlichen Vorlieben, das kann man nicht pauschal sagen. Am Ende kannst nur du wissen was du spannend findest, nicht jemand anderes.

Einzig kritisieren oder geraderücken möchte ich deine Vorstellungen über "gut verdienen". Mit A9-A10 verdienst du sehr gut. A10 in der Endstufe, mit verheirateten und Kinder-zuschlag (da du von Familienplanung sprichst), da liegst du, je nach Budnesland, irgendwo bei 3500€ netto (nach Abzug der PKV).

Damit gehörst du zu den bestverdienenden 20% der Vollzeitarbeitenden Bevölkerung, zu den oberen 30% aller Akademiker, bzw. zu den obersten 12% der Gesamtbevölkerung. Wenn du das also nicht als "gut verdienen" ansiehst dann scheint mir dein innerer Kompass diesbezüglich etwas seltsam zu sein. 3500€ netto ist gut.


Kisam88  07.11.2024, 11:06

und wie lange dauert es in die Endstufe zu kommen ? sorry, aber das ist quatsch.

MertIs  07.11.2024, 11:11
@Kisam88

Was genau ist Quatsch daran? Bis zur Endstufe 25 Jahre. Aber wenn du meinst das wäre Quatsch, sehen wir uns doch mal das nach z.B. 8 Jahren an (Stufe4). Da liegt man dann irgendwo, je nach Land, bei ca. 3100€ netto. Damit liegt man immer noch deutlich über dem Median aller Akademiker. Und der Median beinhaltet alle Erfahrungsstufen, also im Schnitt wohl deutlich mehr als nur 8 Jahre.

Danke761 
Beitragsersteller
 08.11.2024, 12:36
@MertIs

Mit der aktuellen Besoldungstabelle würde ich für eine A10-Stelle netto etwa 2.800 Euro verdienen. Nach Abzug der privaten Krankenversicherung blieben etwa 2.500 Euro übrig. In der Endstufe, die ich nach 28 Jahren erreichen würde, läge das Netto bei rund 4.600 Euro – also etwa 4.200 Euro nach Abzug der Krankenversicherung. Das ist alles ohne Kinder gerechnet. Ich denke, das ist ganz gut, obwohl ich nicht genau weiß, wie das Durchschnittsgehalt in Deutschland aussieht.

Überleg mal, ob Verwaltung wirklich sinnvoll ist. Wir haben schon unzählige an Hämorrhoiden erkrankte Sesselwärmer; wir verwalten alles zu Tode.

Extrem viel gewinnbringender ist ein Handwerk. Da schafft man etwas, das entweder einem oder vielen Menschen wirklich hilft. Du siehst, was Du herstellst und Du weißt, dass das durchaus sehr lange genutzt werden kann.

Wir brauchen Leute, die den Laden am Laufen halten. Unsere Infrastruktur muss gewartet, repariert, neu geschaffen werden. DAS ist wichtig und nicht die Umsetzung irgendeiner aus der Ferne und bar jeglicher Erfahrung geschaffenen Vorschrift.

Krisensicher ist das Handwerk auch und man kann durchaus gut verdienen.

Hey,

wenn du jetzt schon merkst, dass es nicht passt, ist abbrechen echt eine Option. Warum Zeit verschwenden, wenn du was findest, das besser zu dir passt? Vielleicht einfach mal verschiedene Berufe ausprobieren oder ein Praktikum machen – manchmal hilft das, klarer zu sehen. Klar, ist am Anfang viel, aber du findest bestimmt was, das dich mehr happy macht! 😊

Ich möchte Veränderungen, Abwechslung und vor allem Freude an der Arbeit

Und da hattest du keine bessere Idee, als ein Dualstudium ausgerechnet in einer Landkreisverwaltung anzufangen…?! Ich meine, gerade Dualstudienplätze werden häufig von großen DAX-Konzernen oder mittelständischen Industrieunternehmen angeboten, aber das hast du alles nicht genommen und bist stattdessen zum Landkreis gegangen?

Ich frage das deswegen so provokativ, weil man meiner Meinung nach ganz grundsätzlich nicht aus einer Laune heraus Dinge abbrechen sollte, sondern wenn dann sie sich im Voraus wirklich gut überlegen sollte. Offensichtlich ging deine Tendenz zu dem Zeitpunkt, als du die Stelle gesucht und angenommen hattest, eher in Richtung „Sicherheit“ und „lieber was Solides als was Abenteuerliches“, und die Gefahr besteht, dass deine Laune jetzt gerade aufgrund der sich geänderten Situation zum Gegenteil tendiert, was sich aber wiederum wieder ändern würde würde du das Gegenteil jetzt herbeiführen.

Und das Problem mit solchen Beruf(ungs)findungsschwierigkeiten ist ganz oft, dass die Leute alles wollen. Sie wollen eben nicht „nur“ Abwechslung und Spaß und Herausforderung und Aufstiegsmöglichkeiten, sondern sie wollen trotzdem auch Geld, und auch Sicherheit, und auch dass der Job es einem nicht übel nimmt, wenn man zu bestimmten Zeiten im Leben dann vielleicht mal doch nicht 100% geben kann, und schnell gehen soll es am besten auch und kein Risiko haben und perfekt mit allen beruflichen Erfordernissen des Partners (Umzug, Familie, Krankheit,…) zu jeder Zeit vereinbar sein…. Und alles ist, ganz besonders während der aber auch später, eben einfach ziemlich schwierig, um nicht zu sagen nahezu unmöglich. Irgendwelche Abstriche muss man zumindest erstmal oder temporär immer machen. Deshalb halte ich es zwar für wichtig, darüber nachzudenken, was man gerne will, aber für mindestens genauso wichtig, zu überlegen, welche von den Sachen, die man eigentlich nicht will, ggf. zumindest temporär in Kauf zu nehmen bereit wäre. Ja, der Job deiner Freundin wird beim Kriterium „Abwechslung“ vermutlich eh unschlagbar sein, aber wie wichtig genau ist dir diese Abwechslung? Was von den anderen Sachen wärst du zu opfern bereit?

Also ich will nicht sagen, dass du deine jetzige Stelle auf keinen Fall kündigen sollst, aber die langfristige Sicherheit, die sie dir bietet, wirst du in dieser Form zum Beispiel auf jeden Fall aufgeben, wenn du einen anderen Weg einschlägst. Mein Tipp ist nur, bevor du das jetzt abbrichst, überlege dir gut, ob du darüber stehen können wirst, wenn genau diese geringere Sicherheit dir vielleicht mal zum Verhängnis werden wird, damit du dann nicht sagen wirst „Ich Esel, hätte ich das damals doch bloß nicht abgebrochen“…


Danke761 
Beitragsersteller
 08.11.2024, 12:24

Zuerst einmal Danke für deine Antwort.
Aber genau davor habe ich Angst: dass die Entscheidung, die ich jetzt treffe, eine sein könnte, die ich in 30 Jahren bereue, weil ich dann nicht die Sicherheit und Freiheit des öffentlichen Dienstes habe. Allerdings bieten heutzutage viele Unternehmen ihren Mitarbeiter

mit Familien bereits flexible Möglichkeiten.Momentan tendiere ich zu einem Job, der mir Spannung, Abwechslung, Herausforderungen und Karrieremöglichkeiten bietet. Genau das bekomme ich beim Landkreis nicht, denn ehrlich gesagt bietet dort keine Abteilung wirklich Abwechslung oder Spannung. Karriere zu machen, ist auch schwierig: Auf eine freie A12-Stelle bewerben sich oft viele Leute gleichzeitig, sodass es schwer wird, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.

Ein Vorteil des öffentlichen Dienstes ist aber die Möglichkeit, später im Homeoffice zu arbeiten, zum Beispiel drei Tage die Woche. So könnte ich für meine Kinder da sein, und es ist weniger relevant, wie viel man an einem schlechten Tag tatsächlich schafft. Außerdem kann ich den Job gut mit meinem Hobby kombinieren – der Freiwilligen Feuerwehr, die mir die Spannung und den Ausgleich bietet, die mir bei der Arbeit fehlen. Vielleicht kann ich mir also überlegen, ob ich die Aspekte, die ich im Job vermisse, durch andere Aktivitäten ausgleichen kann.

Was mich ebenfalls stört, ist die Art, wie andere meinen Job sehen. Auch wenn es oft nur scherzhaft gemeint ist, höre ich Sprüche wie: „Ach, du lernst da nur, wie man Bleistifte anspitzt.“ Solche Kommentare würde ich in einem handwerklichen Beruf zum Beispiel nicht hören – dieser würde mir auch in anderer Hinsicht nützen.

Hinzu kommt, dass ich eigentlich nicht genau weiß, was ich beruflich machen möchte. Lange wollte ich Lehramt studieren, aber meine Abiturnote in Mathematik war dafür zu schlecht (6 NP). Ausgerechnet Mathe hätte ich gerne auf Lehramt studiert, darin wäre ich richtig aufgegangen. Der Kreis war dann eher eine kurzfristige Entscheidung, weil dort noch eine Stelle frei war.

Daher hab ich hier auch diese Frage gestellt, damit ich mal Meinungen höre die mich nicht kennen und objektiv die Situation bewerten.

Werde Lehrer. Die werden gesucht und es ist sehr abwechslungsreich und nie langweilig. Irgendetwas passiert immer, was es noch nie gab. Du verdienst nicht schlecht, hast ein gewisses Maß von Selbstorganisation, kannst Dich ziemlich viel weiterbilden und hast Aufstiegsmöglichkeiten, im Extremfall bis zum Kultusminister.


Danke761 
Beitragsersteller
 11.11.2024, 08:59

Ich hatte schon lange vor, Mathematik auf Gymnasiallehramt zu studieren, weil ich immer Spaß daran hatte. Leider hat mich Mathe im Abitur ziemlich herausgefordert, und am Ende hatte ich nur 6 Notenpunkte. Zwei Nebenfächer möchte ich auch nicht wählen, da ich mir damit keine besseren Berufschancen verspreche. Außerdem will ich nicht aus meinem Heimatort wegziehen und täglich 100 Kilometer mit dem Auto zu pendeln, wäre finanziell mit Bafög auch kaum machbar.

Akka2323  11.11.2024, 11:50
@Danke761

Es wird Dir niemand das Studium oder einen Dir genehmen Ausbildungsplatz bis ans Bett tragen. Ortswechsel sind bei Ausbildung, Studium und Beruf normal und oft notwendig.