Die Klassiker bleiben beliebt, weil es stilvoller ist, altes Denken wiederzukäuen, als sich mit eigenen Ideen bloßzustellen.
Die Klassiker sind die ewigen Lieblinge, weil es jeder besser findet, die alte Denkarbeit totzukauen, als sich im eigenen Denken zu exponieren. Es hat halt Stil, Kant zu zitieren, statt am Ende als jemand dazustehen, der sich für tiefsinnig hielt und doch nur das Rad neu erfunden hat.
Die alten Philosophen wie Aristoteles, Kant und Co. werden ständig zitiert, weil es einfacher ist, bei deren Weisheiten zu verweilen, als etwas wirklich Neues zu sagen, das Bestand hätte. Es ist, als ob die Philosophie ein Museum wäre – und anstatt frischen Wind reinzulassen, klammern sich alle an dieselben alten Statuen, weil sie eben so schwer und unverwüstlich sind, daß sie seit Jahrhunderten nicht wegzuschaffen sind.
4 Antworten
Man glaubt, sich beim Wiederkäuen nicht zu blamieren und dennoch eine ganz passable Figur zu machen, gilt man denn doch tatsächlich als gebildet bei denen, die noch nicht mal so ein Bändchen ihr eigen nennen, das all die mehr oder weniger bekannten Zitate großer Philosophen enthält. Unter den Blinden der Einäugige zu sein, der allen anderen zeigt, wo's langgeht. Da kann man sich sogar aufwerten.
Sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, bedarf mitunter tatsächlich Mut. Schon den User hier zu liken, der sich nicht scheut, etwas zu behaupten, was aus der Erfahrungswelt der Masse herauszufallen scheint bzw. dem eigenen Medienhorizont mit der beständigen Präsentation großer Autoritäten sogar widerspricht, das geht gar nicht. Ein Unbekannter, der sich überhaupt nicht für tiefsinnig hält, aber eine große Entdeckung nachvollzieht, die in der gesellschaftlichen Praxis alles verändern könnte, kann deshalb keinen Widerhall erfahren, höchstens unqualifizierten Widerspruch, weil es dazu an Grips und nicht zuletzt an wirklicher Bildung fehlt.
Die Frage hierbei ist doch, ob man etwas Neues benötigt. Die Philosophie ist ja zumindest in Teilen ein Gebiet dessen Erkenntnisse nicht überholt werden können oder müssen. Bleiben wir beim Beispiel Kant:
Was ist am Kategorischen Imperativ auszusetzen? Funktioniert er heute nicht genau so gut wie vor 240 Jahren? Genau so verhält es sich doch mit vielen anderen Arbeiten und Erkenntnissen früherer Philosophen. Ich denke, dass es in manchen Bereichen einfach nicht moderner oder besser geht.
Da mag etwas dran sein. Aber was soll man nun tun. Soll man Kant, Aristoteles und weitere große Philosophen nicht mehr zitieren und behandeln, nur weil man gerne etwas Neues erschaffen möchte? Wenn es wirklich passt, kann man doch gerne Kant zitieren. Dennoch sollte man natürlich immer bereit sein über die alten Philosophen hinaus zu denken. Ein wirklich interessanter Punkt den du angesprochen hast!
Ein wirklich interessanter Punkt den du angesprochen hast!
Danke.
Soll man Kant, Aristoteles und weitere große Philosophen nicht mehr zitieren und behandeln, nur weil man gerne etwas Neues erschaffen möchte?
Ja, genau. Und wenn man das philosophische Rad neu erfindet, dann ist das eben so. Zumal es gefährlich ist, von sich als Kantianer etc. zu sprechen, weil man damit allem, was er jemals veröffentlicht hat, zustimmt, seinen Denkfehlern eingeschlossen.
Besser ist es, nicht nach Persönlichkeiten und Namen sondern nur nach Erkenntnissen zu sortieren und diese soweit möglich in danach Unteilbares zu unterteilen, um es leichter neu kombinieren zu können.
So fällt es leichter, neue Erkenntnisse zu gewinnen, sofern eine strenge Logik eingehalten wird.
Die meisten Menschen taugen als Philosophen einfach nichts. Ich selbst zum Beispiel wäre völlig unfähig, ein eigenes philosophisches Modell zu einem Thema zu entwerfen, unter Anderem deshalb, weil meine Aufmerksamkeits- und Interessenspanne sehr begrenzt ist. Ich würde mich selbst zu Tode denken.
Mich mit den Gedanken großer Persönlichkeiten aus der Vergangenheit zu befassen, bereitet mir hingegen Freude. Ich finde, die heutige Menschheit kann von den Denkern früherer Epochen noch so manches lernen.
Genau,
lieber gut kopiert,
als selber schlecht kombiniert.
Hansi
Ich denke, dass es in manchen Bereichen einfach nicht moderner oder besser geht.
Je sais. Das ist genau der Punkt, du denkst das, weil du es nicht besser kannst. Und du kannst es nicht besser, weil dir von Anfang an erzählt wird, daß die Klassiker unumstößlich seien, mit anderen Worten "wer bist du, dir anzumaßen, jemals besser als Kant denken zu können, du Wicht?"