Warum werden Menschen, die sich selber umbringen wollen, als psychisch gestört erklärt?

30 Antworten

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ok das wird was sehr langes!

ok als krank wird man bezeichnet, weil man den bereits von Anderen Usern genannten Selbsterhaltungstrieb scheinbar verloren hat. So weit so gut.

Dazu will ich folgendes sagen. Ich kenne Menschen, die Suizidversuche hinter sich haben. Ich kannte auch Menschen, bei denen es nicht nur ein Versuch geblieben ist. In beiden Fällen ist folgendes der Fall. Die Person ist der Meinung das Leben das sie führen, ist nicht lebenswert. Meist aus Verzweiflung. Das seltsame daran ist, dass niemand weiß was danach kommt.

Versetzt man sich mal in die Situation soweit es, Personen die eine solche noch nicht erlebt haben möglich ist.

Egal ob man daran glaubt dass es ein Leben nach den Tod gibt oder nicht. Man ist der Meinung, das was danach kommt ist in jeden Fall besser als das was man jetzt hat. Mit reiner Logik betrachtet, ist dieser Gedanke sehr paradox.

Eine Person die glaubt es geht nach dem Tod weiter, egal ob wiedergeburt oder das vermeintliche Paradies. Naja man will aus irgend einen Grund nicht mehr lebe. Jedoch geht mit den Glauben, dass es irgendwie weitergeht. Es bleibt nur zu Hoffen, dass das was danach kommt besser ist als das was man jetzt hat.

Die Person die daran glaubt sie geht in den Tod um seine Existenz zu beenden. Glaubt demnach der endlose Film der vor den Augen läuft hört auf. Schwarze Mattscheibe oder Ameisenkrieg. Naja man hätte Ruhe das ist auch schon alles. Da man aber nicht mehr existiert, nimmt man das auch nicht mehr wahr.

egal was man glaubt oder auch nicht. irgendwas kommt danach. aber dazu komm ich weiter unten.

Soweit erst mal zu den Menschen, die mehr oder weniger jung sind und keine körperlichen leiden haben.

Zu den alten Menschen hab ich folgende Meinung. Es gibt zwei Wege die ein Mensch im Alter irgendwann beschreitet. Das entzieht sich jedoch oft der Entscheidungskraft.

Ein Weg ist grob gesagt so. Man hat noch klare Gedanken und Erinnert sich noch an fast alles. Der Körper jedoch verfällt und kann einfach nicht mehr leisten was er früher geleistet hat. Da sind so viele Dinge und Träume, man gerne erlebt hätte. Vielleicht trauert man unerfüllten Wünschen und Träumen hinterher, weil es zu spät ist. Man verzweifelt daran zu spüren wie es je länger man lebt immer schlimmer wird. Hinzu kommen noch eventuell starke Schmerzen oder auch die seelischen Qualen geliebte Menschen sterben zu sehen.

Zweites ist das Gegenteil. Man verliert seine Erinnerungen oder sogar die gesamten kognitiven Fähigkeiten. Demnach registriert man den trotzdem irgendwann einsetzenden körperlichen Verfall erst gar nicht. beides ist sehr grausam. Deshalb sollte man Träume leben solange und so viel es geht.

Im Falle des senilen alten Menschen bin ich persönlich auch der Meinung, dass aktive Sterbehilfe angebracht ist. Die Erinnerungen und Eigenschaften die den Menschen ausmachen sind unwiederbringlich weg. im Grunde ist diese Person schon tot. Die Seele oder wie man es nennen mag ist nicht mehr da. Wenn man also glaubt, dass was nach den Tod kommt. Ist derjenige schon dort. Die eine Frage an der diese Sache scheitert und der Grund der großen Diskussion darum, ist die Grenze zu ziehen. Wann ist es angebracht ist den "Stecker" zu ziehen? Wann ist jemand so weit "gelöscht" dass er nicht mehr wirklich existiert bzw. gegangen ist?

Im Falle eines intakten Geistes wird von den Rest der Gesellschaft angenommen, dass der natürliche Überlebenswille gebrochen ist. Warum? Aufgrund von traumatischen Erlebnissen oder eines Ungleichgewichts bzw. Mangel an Botenstoffen im Gehirn. Auch Neurotransmitter genannt. In oft ist beides der Fall oder eines ist Folge des anderen. Oft ändert die Person nach einer "Behandlung" die Meinung und führt sein leben fort. in manchen Fällen hilft kein Medikament und auch keine Therapie, diese Personen werden sich auf kurz oder lang entweder das leben nehmen oder in Qualen leben bis der Tod von allein kommt.

ok ich weiß die meisten werden jetzt denken ich bin selber nicht ganz dicht weil ich hier so viel schreib. aber die Personen die bis hier überhaupt lesen sollen wissen dass es kein Thema ist das man in wenigen Sätzen abtuen kann. es geht darum wann man jemanden den freien willen nimmt um ihn vor einer vermeintlichen Krankheit zu heilen. deshalb ist niemanden ein Vorwurf zu machen, der Vermeintliche Selbstmörder als krank bezeichnet. es ist der Versuch zu bei etwas helfen was man vielleicht nicht nachempfinden kann.

ich selbst war auch schon mehrmals in einer Situation wie den geschilderten. ich für mich persönlich denke immer wieder darüber nach, was mir das leben alles bereit hält. einige beispiele: Wissen, Freude in so vielen Variationen, Schönheit, Emotionen und Logik. aber ein festes und unumgängliches Gesetz dass alles existierende voraussetzt ist, das alles was es gibt sein Gegenteil braucht. demnach können alle oben genannten Dinge nur existieren wenn es auch das negative Gegenstück gibt. Wie sollten wir Freude kennen bzw. zu schätzen wissen wenn wir die Trauer nicht kennen. Liebe würde nicht existieren wenn es keinen Hass gibt. selbes gilt nicht nur für Emotionen auch in der realen welt von Physik, Mathematik usw. beispiel wo es nie kalt ist, wäre da Wärme ein nötiger begriff. das lässt sich ewig auf alles mögliche anwenden.

was ich sagen will ist man darf das leben nicht so ernst nehmen. in der heutigen Zeit in der Besitz, Status und Erfolg ausschlaggebend für das Wohlbefinden einer Person sind fehlt das einfache. Immer mehr komplexer werden Leben, Aufgaben und die Wünsche.

Ich will langsam zum Schluss kommen, deshalb will ich allen Leuten, die bisher meinen vermutlich verwirrenden Intelektausbruch aufmerksam gelesen haben. meinen Respekt ausdrücken ich hoffe ich konnte eine gute Antwort liefern die man einiger Maßen verstehen kann.

Zum Leben nach den Tod insofern man es Leben nennen kann. will ich noch folgendes bemerken. Ich kann nicht akzeptieren dass danach einfach Schluss ist. Ich kann mir zwei Möglichkeiten vorstellen.

1.Das man ähnlich wie im Buddhismus wieder geboren wird bis das was mitgenommen wird bereit für das nächste ist. 2. Das gerade schon erwähnte nächste, ich kann nicht sagen wie das sein soll. Ich glaube es übersteigt den begrenzten Verstand den wir demnach jetzt haben. Wie dem auch sei jeder wird es früh genug erfahren.

Abschließend will ich mich für das Interesse des aufmerksamen Lesers bedanken, und noch eine Weisheit aus eigener Schmiede hinterlassen.

Der Sinn des Lebens besteht darin keinen wirklichen Sinn zu haben.

Wer meinen Text verfolgt hat und ein bisschen Querdenker ist versteht das vielleicht.

Azrail

PS: Falls der Text auf dem PC seltsam formatiert aussieht, liegt das daran dass ich ihn auf den iPhone verfasst habe. Was noch mehr beweist, dass ich verrückt bin. ;)

Leviathan94 
Fragesteller
 18.08.2010, 18:31

Die Mühe und Zeit die du dir genommen hast, hast du dir ganz klar verdient. Das sit mit ABstand die beste und hilfreichste Antwort von allen.

Und nein, ich denke nicht dass du verrückt bist oder ähnliches, du bekommst meinen Respekt. Du ahst alels so gut geschildert und erläutert, und hast dir wirklich Gedanken um meine Frage gemacht, und das hat aich ausgezahlt. Anhand deines Textformats erkenne ich auch, dass du mir und eventuell auch den anderen wirklich weiterhelfen wolltest, und das ahst du, mir zu mindest, großes Lob, DH , Stern und Kompliment!

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lastannahme  18.10.2010, 23:52
@Leviathan94

Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen und stimme mit Dir in allem bis auf zwei Aspekten überein. Dein Text ist auch sehr analytisch.

Die Aussage "Der Sinn des Lebens besteht darin keinen wirklichen Sinn zu haben" kommt übrigens aus der Taoistischen Philosophie!

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Aus meiner Sicht hat jeder das Recht, für sich zu entscheiden, ob er lebt oder stirbt.

Wie dies jeweils andere sehen... Glaube mir, das ist dem Betroffenen in dem Moment völlig schnurz ;-)

Leider ist der Tod an sich in unserer Gesellschaft eher ein Tabuthema... Das wurde mir wieder richtig bewusst, als ich in Tunesien im Urlaub war. Da führte die Straße zum nächsten Ort mitten durch den Friedhof, der von spielenden Kindern bevölkert war... Undenkbar bei uns!

Ganz nebenbei lagen auf diesem Friedhof Christen, Juden, Moslems....

Genauso undenkbar bei uns...

Ich bin der Meinung, dass nur der wirklich leben kann, der die Angst vor dem Tod verloren hat.

FunnyDeep531  30.07.2020, 21:02
Ich bin der Meinung, dass nur der wirklich leben kann, der die Angst vor dem Tod verloren hat

Wie meinst du das?

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Psychisch gesunde Menschen wollen sich nicht umbringen, das ist Fakt. Die Psyche eines Menschen ist ein sehr komplexes Gebiet, welches nicht total erforscht ist. Meistens ist es ein längerer Prozess, welche diese Menschen durchmachen. Wenn man sich von morgens bis abends nur schlecht fühlt, will man einfach mal erlöst werden, sprich dieses schwere Paket abwerfen um Zufriedenheit zu erlangen. Depressionen und Co.schaue ich persönlich schon als Krankheit an, alle kann es treffen, auch den grössten Optimisten. Und wenn jemand gehen will, dann soll er auch gehen dürfen, dass liegt in der Entscheidung jedes Einzelnen. Schlimmer ist es eher für die Hinterbliebenen, oder die die Suizide protokollieren und untersuchen müssen. Die Frage nach dem Warum wird meistens auch ins Grab genommen. Da ich Schweizer bin, weiss ich dass es eine Organisation Names Exit gibt, die Sterbehilfe anbieten. Leider ist sie durch unsachgemässe Begleitungen in die Schlagzeilen geraten! Finde es jedoch eine humane und ethisch vertretbare Alternative, welche aber immer im Einzelnen genau abgeklärt und untersucht werden muss.......

in unserer gesellschaft ist es nicht erlaubt sich umzubringen (man kommt beim versuch in die psychiatrie und wird mit einer diagnose bestempelt). ich glaube der grund ist, dass es als relativ normal gilt dass der mensch im laufe seines lebens mal keine lust mehr hat zu leben -vorübergehend. man ist der meinung das diese phase mal vorbei geht und derjenige durch den freitod seine chance auf ein leben nach der kriese voreilig verspielt.

omnia  21.10.2010, 23:12

allerdings bin ich der meinung, dass die menschen die sich ernsthaft das leben nehmen wollen hilfe brauchen. auch wenn es nur in form von anti-depressiva ist. denn den großen schmerz der sie auffrisst dem werden sie nicht herr und niemand der aussenstehenden kann nachempfinden wie groß sein leid ist. hätte er jetzt eine schlimme körperliche krankheit die ihm solch unerträgliche schmerzen bereitet dann würde man ihm auch schmerzmittel geben. allerdings ist bei einer depression nicht immer ein großer schmerz das problem oft ist es ein gefühl der taubheit das einen umbringt.

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Wenn was nicht dem Massendenken entspricht oder für die, die diese Begriffe verwenden nicht zu erklären ist wird das als sowas behandelt bzw angesehen und bei Extremen wie hier wird das auch so genannt.