Warum orientieren Eltern sich immer an Besseren, ich fühle mich unter Druck gesetzt?
Ich habe mein Abitur abgebrochen.
Ich habe meinen Realschulabschluss, meinen Führerschein, bin im 2. Lehrjahr einer Ausbildung, habe noch nie geraucht oder Alkohol getrunken und bin noch Jungfrau (natürlich ist es auch ok, wenn man keine mehr ist, aber ich bin jetzt zum Beispiel nicht in jungen Jahren schwanger).
Trotzdem hackt mein Vater immer darauf herum, dass ich mein Abitur abgebrochen habe: ,,Hättest du mal gelernt, hättest du das mal durchgezogen." und auf dem Gymnasium gab es bei einer 1 oder 2 in Klausuren noch Lob. Jetzt bin ich in der Ausbildung und er sieht das als selbstverständlich an, dass ich jetzt nur Einsen und Zweien schreibe (was zum Glück auch so ist) und dass mein Zeugnis nur aus Einsen und Zweien besteht.
Ich fühle mich dadurch extrem unter Druck gesetzt. Andere Eltern sind stolz, wenn ihre Kinder die Ausbildung überhaupt schaffen.
Warum ist das so weit verbreitet, dass Eltern nie schauen, was das Kind schon erreicht hat und Leistungen wertschätzen? Ich fühle mich unter Druck gesetzt und das habe ich auch schon angesprochen. Er meinte nur: ,,Orientier dich nicht immer an den Schlechteren."
7 Antworten
Ganz wichtig! Mach dir keinen Druck, sondern sei STOLZ darauf was du erreicht hast.
Du bist, wie es scheint sehr reif und entschlossen mit deinen Entscheidungen und scheinst zu wissen was du machst.
Viele Eltern sind meist so groß geworden und kennen es nicht anders, was natürlich keine rechtfertigung ist. Er sollte Stolz sein auf das was du schaffst und nicht das was andere machen. Es wird schließlich immer bessere und schlechtere Leute geben. Wichtig ist allerdings das du dir selbst Ziele setzt und diese auch anpackst. Und solange das ja passiert, gehst du den richtigen Weg.
Du kannst nur nochmal mit Ihm darüber reden und wenn er es nicht verstehen sollte, sag Ihm das er einfach nichts dazu sagen soll, da es dir nichts bringt wenn du nur runtergemacht wirst.
Es ist ein bisschen paradox:
Sie wünschen sich das Beste für dich, weil Sie dich lieben.
Aber sie übersehen dabei offenbar, dass ihre Idee von "das Beste" sehr festgefahren ist und dir Unrecht tut.
Das fühlt sich sicher nicht schön an. Und in einer idealen Welt würden deine Eltern selbst darauf kommen, dass solche Kommentare dir und deinen Erfolgen gegenüber gar nicht produktiv sind, sondern verletzend. Aber da Eltern auch nur Menschen sind, die nicht aus ihrer Haut können, oft getrieben von ihren eigenen Schwächen, kommt es vor, dass Eltern sich auf diese unschöne Weise gegenüber ihren Kindern verhalten.
Du bist jetzt in einem Alter, in dem dir zunehmend auch die Defizite und Schwächen deiner Eltern auffallen werden. Das ist normal und auch wichtig. Aber natürlich auch desillusionierend manchmal, wenn man die kindliche Idee der 'perfekten Mama' oder des 'perfekten Papas' in diesem Prozess aufgeben muss. Sieh es mal so: In dem Maße, in dem du dir die Defizite und Schwächen deiner Eltern erkennen kannst, und dich den Gefühlen, die diese Beobachtungen auslösen stellen kannst, wirst du auch unabhängiger von der Anerkennung deiner Eltern. Es ist ein normaler Prozess, durch den jeder gesunde junge Mensch geht.
Wenn deine Eltern offen dafür sind dich auch als Erwachsene ernst zu nehmen, könntest du auch versuchen mit ihnen darüber zu sprechen, wie sich das anfühlt, wenn sie sowas zu dir sagen. Ich kann mir vorstellen, dass das einerseits dein Autonomiegefühl stärkt und andererseits deine Eltern zum Umdenken bewegt. Ob so ein Gespräch funktioniert, hängt aber sehr davon ab, wie lernbereit deine Eltern sind.
Alles Gute!
Ja, warum ist das so? Weil Menschen immer Ideale im Kopf haben, die sie in irgendeiner Form erfüllt sehen wollen, und danach werden andere (auch die eigenen Kinder) bewertet. Was ich mich dabei immer frage, ist auch nicht böse gemeint, aber: Warum juckt einen das? Jetzt mal ohne Spaß. Ich verstehe es nicht. Ich habe es noch nie verstanden. Mit 13, 14, vielleicht auch noch 15, die Eltern stolz machen zu wollen ist ja ganz normal, aber ich glaube, man muss auch irgendwann mal aus diesem Alter herauskommen und anfangen, sein eigenes Leben zu leben, ohne zwanghaft irgendwelche Erwartungen von anderen zufriedenzustellen, zu wollen. Es bringt einem vor allem auch nichts. Du bekommst nichts Positives, wenn du dein Leben nach den Erwartungen von anderen ausrichtest oder dir komplett unnötigen Druck machst. Schau, dass du selbst mit dir zufrieden bist, auf das stolz bist, was du geschafft hast und fertig. Der Rest ist scheißegal.
So sind Eltern nunmal... Sie haben ihr eigenes Bild vor Augen wie etwas sein sollte...wie dein zukünftiger mann aussieht, Charakter.. dass er so und so ist...
Und natürlich was du beruflich machst und dann können sie mit dir angeben und stolz auf dich sein..
Dabei kann man dann auch so auf dich stolz sein, dass du keine drogen nimmst und mit 13 schwanger geworden bist...und 10 Männer mussten zum Vaterschaftstest... jeder wollte mal ran auf der party...
Das kommt mir sehr sehr sehr bekannt vor. Mittlerweile stehe ich genauso gut im Leben wie meine große Schwester, an der ich seit je her gemessen wurde.
Du gibst deinen Eltern am Besten einfach mal etwas Zeit, herauszufinden, dass du auch ohne Abitur deinen Weg machen wirst.
Scheint mir ein hervorhebenswerter Punkt zu sein, denn über den "Erfolg" des Kindes versuchen sich anscheinend nicht wenige Erziehungsberechtigte als gute oder gar perfekte Eltern zu profilieren 😉.