Rauchen im trend?

RayAnderson  09.06.2023, 18:53

Wieso steht in der Erklärung etwas von dampfen?

Dampfen ist nicht rauchen.

Vroni120 
Fragesteller
 09.06.2023, 20:43

Ich meinte diese e Zigaretten Dinger mit dem dampf. Das ist Rauchen in meinen Augen, da es auch liquid mit Nikotin gibt

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Waren heute im Freibad - als wir am Kiosk saßen und Kaffee tranken und dazu eine rauchten kam eine 4er Gruppe junger Mädchen (13 Jahre etwa) auch dahin. Jede von denen hatte auch schon eine Schachtel Zigaretten dabei. Die legten die dann alle auf den Stehtisch mit ihren Feuerzeugen. Kurze Zeit später als ich wieder hin sah standen alle rauchend in Pose dort und inhalierten in unsere Richtung.

Der Trend geht eindeutig wieder mehr dahin - es rauchen definitiv mehr jüngere als noch vor Jahren ... und das auch noch ganz offen

82Vera  22.06.2023, 15:07

Meine beiden Töchter sind jetzt 15 und 14 und bei den beiden im Freundeskreis rauchen auch schon einige....Von daher würde ich sagen der Trend ist schon da

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Man müsste eher fragen: wieso war das bisher nicht (mehr) so.

Es war nämlich bis vor etwa einem Vierteljahrhundert "im Trend", um in deiner Sprache zu bleiben.

Vor etwa 25 Jahren begann aber das neoliberale Zeitalter in Deutschland. Mit dem entscheidenden Datum der Einführung von "Hartz IV" war das offiziell in Deutschland. In Amerika schon deutlich früher ab den 80er Jahren. Deswegen war das Rauchen dort auch schon viel eher verpönt.

Zum neoliberalen Zeitgeist gehört die Verehrung von Konkurrenz und Rivalität unter den Menschen: alle sind einander Feinde, konkurrieren um alles und jedes und versuchen, einander zu verdrängen.

Es wird nicht nur festgestellt, dass das so sei. Sondern auch, dass das so sein soll, weil es angeblich gut für alle sei.

Und wer das nicht mitmacht, ist ein Outsider und beinahe kriminell. So vor allem Arbeitslose, die sich nicht genug anstrengen, andere zu verdrängen, um sich durchzusetzen. Und gehört bestraft.

Nicht zusammenhalten und teilen, sondern sich gegenseitig zu versuchen, soviel wie möglich wegzunehmen, ist gut.

Damit man da mitmachen kann und richtig ist, muss man natürlich leistungsfähig sein. Daher kommt die Verachtung von allem, was nicht ständig aktiv, angestrengt und leistungsbereit ist, als "faul".

Und alles, was damit assoziiert wird, ist ebenso böse. Der Hartz-IV-Empfänger ist der zentrale Feind der Gesellschaft.

Die faule Unterschicht, hat die Kultur der Nicht-Leistungsbereitschaft, der Faulheit und Dummheit. Zu dieser Kultur gehört auch das Rauchen. Es macht krank, faul, dumm und leistungsnichtbereit.

Das ist ungefähr das Bild, mit dem du wahrscheinlich auch aufgewachsen bist. Kultiviert durch die Hetze aller Leitmedien.

Derzeit ereignet sich aber eine gewisse Veränderung. Ich beobachte, dass die Menschen der ewigen Leistungs- und Konkurrenzforderung müde werden. In der C-Zeit gab es plötzlich diese Parole der Solidarität. Natürlich massiv missbraucht, denn was so bezeichnet wurde, war alles andere als Solidarität.

Aber immerhin: der Begriff ist wieder da. In der neoliberalen Zeit wurde der angefeindet, ausgelacht und für veraltet und zurückgeblieben erklärt.

Freizeit steigt als Wert an. Und es gibt bei der Jugend offenbar die Parole:

"Hartz IV und der Tag gehört dir".

Da wird der faule verhasste Outsider skurrilerweise positiv bewertet (!)

Das ist ein natürlicher Gegentrend zu der superkapitalistischen Kultur des vergangenen Vierteljahrhunderts.

Und mit der Veränderung kann auch die Kultur der Leistungsverweigerung, "Faulheit" und Freizeit wieder kommen.

Ich denke nicht, dass das Rauchen eigentlich positiv gewertet wird, sondern dass die Menschen generell Genussmittel brauchen. Man kann nicht nur immer geben, leisten, arbeiten, konkurrieren. Es gibt auch etwas im Leben, für das man manchmal leisten will. Dabei sind Drogen und Genussmittel vielleicht nicht der Kultur höchste Ebene, aber es gehört für manche Menschen auch dazu. Wir sind eben keine reinen Geistwesen, sondern auch materiell-körperlich.

Es wird einfach nicht mehr so extrem angefeindet und Bedürfnisse verdrängt, wenn der unnatürlich menschenfeindliche Kult der Leistung und Konkurrenz nachlässt.

Ich persönlich bin erst auf diesen Einfall gekommen, da ich als Deutschlehrer im Ausland bemerke, dass Deutsch unter wählbaren Sprachen das unbeliebteste Fach geworden ist. Nach Spanisch und Französisch.

Warum Spanisch? Deutsche Unternehmen beherrschen die Märkte in meinem Wohnland, mit Deutsch hat man erhöhte Karrierechancen, Spanisch ist völlig nutzlos.

Aber die Menschen sehen die Frage nicht aus der Perspektive des Berufslebens, sondern sehen ihren Urlaub (!)

Welche Sprache bringt mir Spass am Strand, am Hotelpool, auf einer Dschungelreise usw. etc?

Diese skurrile Frage treibt die Schüler und ihre Eltern zur Sprachwahl. Als bestünde das Leben nicht aus Arbeit, sondern Freizeit. Und da hat Spanisch als Sprache der Strände von Mallorca bis Mexico natürlich die Nase vorn.

Erst da dämmerte mir, was sich bei der Jugend jetzt ausgerechnet im neoliberalen Leistungszeitalter gerade verändert.

Die Deutschen sind ein wenig hinterher, weil Arbeit bei uns traditionell quasi-religiös verehrt wird, andere Völker schon voraus.

Aber die Umfrage, die kürzlich ergab, dass die Deutschen sich eine Vier-Tage-Woche wünschen, bestätigt für mich den Trend auch in Deutschland.

Also das ist das weitere gesellschaftlich-klimatische Umfeld, wie ich es sehe.

Seit es ein wenig gesündere Alternativen gibt, probieren es eben viele Leute aus und da tauscht man sich untereinander aus, wie gut oder nicht gut das Dampfen ist.

Ich glaube ja, denn es haben noch nie soviel Teenager geraucht wie in der letzten Zeit, besonders bei Mädchen ist es extrem angesagt. Eine Zeit lang war vapen noch im Vordergrund, doch der Trend geht wieder zu Zigaretten. Finde ich persönlich auch viel besser, vapen sieht irgendwie total bescheuert aus.

Janine011997  06.03.2024, 06:49

stimmt irgendwie soll auch nicht unbedingt gesünder sein...

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Weil das Leben immer stressiger wird und Nikotin eine relativ harmlose Methode ist, Entspannung zu finden, ohne gleich high zu sein.