Haben Rettungsassistenten/Notärzte immer Mitgefühl? Erfahrungen!

8 Antworten

Es gibt im Rettungsdienst den Spruch "Du kannst nicht jeden Tod mit sterben".

Im Einsatz ist es erst mal notwendig professionell die Aufgaben zu erfüllen die dem Patient am meisten helfen. Da ist eine gewisse Distanz gefragt. RD´ler oder Notärzte sind aber genau so Mensch wie du und ich, mit Empfindungen die uns als Menschen auszeichnen und sie haben auch Familien zuhause.

Ich habe viele gute Freunde im Rettungsdienst, keinen davon würde ich als gefühllos bezeichnen. Im Gegenteil, weil ich auch merke das sie es brauchen über bestimmt Einsätze zu reden.

Aber wenn sie die Nacht um 3 als Liegendtaxi missbraucht werden oder der bekannte Patient die Wochen zum 4. mal die Birne zugezogen hat dann braucht man auch nicht wirklich noch Mitgefühl erwarten. Und wer ehrlich zu sich selbst ist weiß auch, das wenn er mal einen schlechten Tag hat, auch mal das Ekel vom Dienst sein kann.

Klar fühle ich mit. Die Dummheit anderer sichert mir schließlich meinen Job! :)

Ganz ehrlich, es geht ja nicht primär um Mitgefühl. Schon gar nicht geht es um "Mitleiden". Der Patient und seine Angehörigen erwarten zu Recht professionelles Handeln in einer zumindest subjektiven Ausnahmesituation.

Ohne eine gewisse positive Grundeinstellung zu den Mitmenschen schafft man aber den Beruf auch nicht. Hier die richtige Distanz zu finden, gleichzeitig dem Patienten aber auch Empathie zu vermitteln, ist eine große Kunst, die jedes mal wieder neu eingebracht werden muss. Manchmal klappt's besser, manchmal schlechter.

Auch ein Betrunkener oder Junkie braucht erstmal meine Hilfe. Beziehungsweise muss ich sicher feststellen, ob er meine Hilfe braucht oder nicht. Das ist oft sogar recht interessant, denn Alkohol/Drogen verdecken oftmals akute Krankheiten oder gar Verletzungen. Man muss also erst recht bei schwierigen Patienten eine ganze Menge Fachwissen und psychologisches Einfühlungsvermögen einbringen. Kann durchaus spannend sein.

Die Mischung macht's.

Julie2604  30.08.2016, 20:01

Super Antwort!

Ich habe sehr großen Respekt vor eurer Arbeit als Rettungsassistenten. Ich bewundere den Beruf. Wollte als Mädchen ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Rettungsdienst machen, aber leider bin ich bei einem Unfall den ich sehe die erste die umkippt ^^ kann mit solchen Situationen nicht gut umgehen und somit wär der Beruf auch nichts für mich...

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Bei einem Einsatz (Reanimation) hab ich vorallem mit den Angehörigen mitgefühlt, die das mit ansehen mussten. In gewissem Maße berühren einen die Geschichten schon..aber für das Personal persönlich kommen diese Einsätze in einer solchen Stückzahl vor, dass man sich - banal gesagt - ein wenig daran gewöhnt, und daher auch nicht mehr so an sich ranlässt..zum Glück muss man sagen.

Wer einen solchen Beruf ausübt, muss eine gewisse Distanz zum Patienten machen- zuviel Emotion blockieren die Arbeit und es kommt darauf, dass die Sanis wissen, wie sie einem Besoffenen das Leben retten und nicht, ob sie das jetzt toll finden oder nicht.

Und Menschen, die sich dafür einsetzen, das Leben anderer zu schützen, haben mit Sicherheit nicht besonders viel Verständnis für diejenigen, die Leib und Leben aus purem Leichtsinn oder Dummheit aufs Spiel setzen.

Ich denke mit der Zeit stumpft man da ab und vieles läuft nur Routinemäßig ab... aber manche Situationen gehen ihnen bestimmt auch nah