Selbstbefriedigung und Pornos eine Sünde?

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selbstbefriedigung und Pornos eine Sünde

Werde dir bitte bewußt, dass wir Christen nicht im Korsett eines mosaischen Gesetzes oder im Islam stecken.

Die Freiheit der christlich Gläubigen ist, dass nichts verboten ist. Fast.

Natürlich gibt es einige wenige Ausnahmen, aber wir haben Freiheit vor Gott -- und das ist gut so.

Wir können bauchfrei, gepierced, hochgeschlossen, keusch (was für ein Wort) oder mit Mini-Rock und Lederjeans, wir dürfen Schweinefleisch und Gummibärchen, und Kaugummi, unsere Frauen durften auch immer schon Auto fahren, wir dürfen punkig, wir dürfen auch ohne andauerndes abwaschen leben und haben keine langen Beurteilungen durch "Gelehrte", was wir alles nicht dürfen und und und ...

Wir dürfen sogar einen Furz lassen, ohne dass unser Gebet dann gleich ungültig wird. Unser Gebet kommt trotzdem an. Und unser Gott versteht jede Sprache und nicht nur arabisch.

Und, wenn wir etwas machen oder nicht machen, steht nicht gleich einer da, der uns mit Feuerhölle und Verlust des ewigen Lebens droht.

Unsere Freiheit erlaubt alles - wie gesagt, fast alles - und wir können uns sogar für unseren Glauben einschränken. Denn wir überblicken, dass nicht alles, was uns unsere Freiheit erlaubt, auch nützlich ist.

1Kor 6,12 Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts beherrschen lassen.
1Kor 10,23 Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut.

Und, da jetzt die Kommentare kommen werden, die immer mit

Ja, aber ...

beginnen: Nein, wir sollen uns enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Unzucht(porneia) und vom Erstickten und vom Blut.

Und so sehen wir das:

10 Denn ihr sollt imstande sein zu erkennen, worauf es ankommt, damit ihr rein und vorbildlich vor Christus steht, wenn er wiederkommt ...
Philipperbrief 1

2desmond  20.08.2023, 23:29

Das ist gut geschrieben und voll plausibel.

Einem anderen User hast du noch folgendes gesagt, was mir sehr gefiel:

Deine Frage zeigt, dass du Christentum mit Listen von Verboten und Zwängen gleichsetzt.
Christentum ist aber nicht Islam.
Christentum ist Freiheit. Aber auch Rücksichtnahme auf das Glaubensleben anderer.
Wenn ich glaube, mir eine Freiheit rausnehmen zu können (was ich auch darf), dann achte ich als Christ darauf, ob ich jemanden anderen mit meinem Tun nicht doch etwa brüskiere.
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In evangelischen Landeskirchen sieht man Pornografie und Masturbation oft entspannt:

"Für Singles sind Pornos in Maßen unproblematisch. Bei Paaren sehe ich es entspannt, solange es einen nicht von der Partnerin wegzieht. Aber wenn die Beziehung leidet, wird es kritisch. Und natürlich, wenn man abhängig wird"

https://fragen.evangelisch.de/frage/8813/pornografie

Auch Masturbation ist in evangelischen Landeskirchen kein Problem:

Sie werden in jedem Fall davon ausgehen können, dass es keine Verurteilung der Selbstbefriedigung von den verfassten evangelischen Kirchen geben wird, wenn man sich dazu überhaupt äußern wird.

https://fragen.evangelisch.de/frage/3072/position-zur-masturbation

Für viele andere Christen ist Pornografie und Masturbation pfui bäh. Und Sodom und Gomorrha.

Ja, Beides sind Todsünden. Eine große Hilfe, um das los zu werden, ist die Beichte. Durch die Beichte bekommt man große Gnaden.

Schön, das du ihm näher kommen willst. Das ist auch das beste Mittel gegen Sünde.

Ja, das ist eine Sünde.

Jakobus 1:14-15

sondern ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizet und gelocket wird. Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebieret sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebieret sie den Tod.

1 Johannes 2:16

Denn alles, was in der Welt ist (nämlich des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben), ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.

Galater 5,17

Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, sodass ihr nicht tut, was ihr wollt.

Matthäus 18,19

Und wenn dich dein Auge verführt, reiß es aus und wirf’s von dir. Es ist besser für dich, dass du einäugig zum Leben eingehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen.

Matthäus 5:28 :Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.

Um das Problem, das du hast, überhaupt zu verstehen, und damit auch eine Lösung zu finden, lohnt sich ein Blick in die Geschichte der Entstehung des westlichen Christentums.

Am Anfang stand Jesus von Nazareth, der sich selber regelmäßig als Jesus Menschensohn betitelte. Dieser Jesus entwickelte eine Lehre, die auf Nächstenliebe und auf gutem Tun beruht. In diesem Sinne sagte er auch, dass er die Welt von Sünden befreit und wer ihm folgt, wird frei von Sünde sein und das Himmelreich erlangen. Mit „ihm folgen“ meinte er, dass man seine Lehre beachten und nach ihr leben solle. Von einer Erbsünde oder einer Erlösung durch den Kreuzestod sprach er selber nicht. Daher fasste er seine Lehre in dem Satz zusammen (Matth. 7,12):

„Alles nun, was ihr wollt, daß die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.“

Jesus war auch gegen einzuhaltende Rituale und Festtage. So aß und trank er entgegen der religiösen Vorschriften mit den Damen des horizontalen Gewerbes und Geldeintreibern am heiligen Sabbath.

Das, was für die Priesterkaste im Sinne der Religion alles Sünde war, spielte für Jesus keine Rolle. Er rettete sogar eine angebliche Sünderin vor der Steinigung und sprach: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“. Er lehnte also die irdische und religiös begründete Bestrafung für Sünden ab. In diese Richtung predigte er auch: "Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, halt, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist, während du doch den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann magst du sehen, wie du den Splitter herausziehst, der in deines Bruders Auge ist!"

Er hat auch nur selten über Sünden geredet. Du kannst ja selber mal suchen, wo in den wörtlichen Zitaten Jesu Sünde überhaupt vorkommt. Das ist sehr selten der Fall.

Im Prinzip hat Jesus nur drei Fälle genannt, die in seinen Augen als unverzeihliche Sünde zu werten sind:

- Lästerung wider den heiligen Geist

- andere daran zu hindern, seiner Lehre zu folgen, also daran zu hindern Gutes zu tun und Böses zu unterlassen

- Ehebruch. Der Ehebruch ist auch die einzige Stelle, wo sich Jesus überhaupt in das Sexualleben einmischt. In heutigen Worten müsste man sagen: „Wer in einer Beziehung lebt, hat treu zu sein“. Ansonsten hat Jesus nichts sexuelles verurteilt, weder Selbstbefriedigung noch irgendwelchen Spass, Fetische oder besondere Praktiken. Die Grenze liegt gemäß der Goldenen Regel nur dort, wo andere gegen ihren Willen zu etwas gezwungen werden oder gar beschädigt werden.

In den ersten Jahren nach Jesu Tod bildeten sich im Urchristentum ganz verschiedenen Zweige heraus, die sich in den ersten Jahrhunderten auch noch weiterentwickeln und getrennte Wege gehen konnten. Besonders zu erwähnen wären die Gnostiker oder auch die Manichäer oder Arianer, um nur einige zu nennen.

Eine dieser vielen Richtungen wurde durch Paulus begründet. Paulus führte aber nicht die Lehre Jesu fort sondern er begründete eine ganz neue Lehre. Er machte aus dem Verkünder einer Lehre (Jesus von Nazareth) den Verkünder einer ganz neuen Lehre (Jesus Christus). Im Mittelpunkt der paulianischen Lehre stand auch nicht mehr das rechte Tun, sondern der rechte Glauben. Nicht mehr die Goldene Regel Jesu stand nun im Mittelpunkt, die wurde ganz zur Seite gedrängt. Paulus formuliert einen ganz neuen Mittelpunkt seiner Lehre: „Wer nicht an die Auferstehung Jesu von den Toten glaubt, für den ist das Christentum hinfällig.“ Nicht umsonst ist daher Ostern bei den Pauluschristen mit der höchste religiöse Feiertag, während es einen Verkündungstag zur Feier der Lehre Jesu bzw. zur Feier der Bergpredigt erst gar nicht gibt.

Erst Paulus, der Erfinder des eigentlichen Christentums, der dabei die Lehre Jesu teils in ihr Gegenteil pervertierte, mischte sich massiv ins Sexleben ein. Er war von Grund auf Frauen- und Sexfeindlich und war der Meinung, für den Glauben sei es besser auf Frauen und Sex ganz zu verzichten. Da aber Sex nun mal für die Vermehrung erforderlich sei, sei er dafür notgedrungen erlaubt, aber auch nur so, dass er seinen Zweck erfüllt und dabei möglichst keinen Spass macht. Auf dieser Lehre baut auch die Sexuallehre der katholischen Kirche auf.

Genau diese Katholiken stellten dann im 4. Jahrhundert die Bibel zusammen. Dabei ließen sie nur zu, was ihrer, also der paulianischen Lehre entsprach. Deshalb nimmt Paulus auch einen so ungeheuer großen Raum im Neuen Testament ein. Alle anderen Schriften, die es aus den anderen Zweigen des Urchristentums gab, wurden dagegen verdammt und fast vollständig vernichtet. Zum Glück haben aber doch einige dieser verdammten (apokryphen) Schriften in ihren Verstecken wie z.B. bei Nag Hammadi oder in den Höhlen bei Qumram überlebt. Daher wissen wir heute, dass in diesen von den Paulianern verdammten Schriften, wie z.B. dem Thomasevangelium, das ausschließlich aus wörtlichen Zitaten von Jesus besteht, nichts für aber vieles entgegen der Lehre des Paulus steht. Dort wird von Jesus weder die allgemeine Sündhaftigkeit, die Frauenfeindlichkeit, die Gründung einer Kirche und Priesterkaste, die Lustfeindlichkeit oder die Einhaltung spezieller Regeln gefordert, sondern im Gegenteil, er spricht sich dort sogar ausdrücklich dagegen aus.

Die paulianische Lehre wurde dann von den katholischen Kirchenlehrern noch weiter im Sinne der Priesterkaste zur Unterdrückung und Ausbeutung des einfachen Volkes ausgeweitet. So erfand dann auch Augustinus die Erbsündenlehre, wie sich in Dokumenten der Vatikanbibliothek nachlesen lässt. In der weiteren Geschichte spalteten sich dann von den Katholiken diverse andere Kirchen und Glaubensrichtungen ab, wie z.B. Protestanten, Evangelikale etc. pp., die im Prinzip aber immer noch auf der paulianischen Lehre basieren und den Schriften des Paulus folgen. Das sind die sogenannten Pauluschristen.

Du musst dich nun entscheiden, welchen Weg du gehen möchtest:

Den des Jesus von Nazareth und seiner Lehre. Dann tue Gutes. Dann liebt Gott auch dich, nach den Worten Jesu. Dann halte dich von Kirchen, Priestern und religiösen Führern fern, die die Lehre des Paulus vertreten und dir wegen Masturbation Sündhaftigkeit einreden wollen.

Oder du gehst den Weg eines frommen Pauluschristen weiter, beachtest die Lehre des Paulus, unterwirfst dich der paulianischen Lehre sowie seinen Nachfolgern, die ihn propagieren, verrätst weiter die Lehre Jesu, und hast weiterhin ein schlechtes Gewissen wegen deiner angeblichen Sündhaftigkeit. Du verdirbst dir damit das irdische Leben, und kommst dadurch nach den Worten des Paulus in den Himmel, wirst aber nach den Worten Jesu damit garantiert nicht das Himmelreich erlangen.

Der Monotheismus an sich ist eine Religion der Mächtigen. Egal ob in Ägypten von Pharao Echnaton, im Judentum von Mose, im Christentum von der katholischen Kirche oder im Islam von Mohammed, immer wurde der Monotheismus von Oben verordnet und mit Gewalt, Folter und Mord durchgesetzt. Die Vielgötterei im Volk wurde massiv bekämpft. Diejenigen, die den Monotheismus verordnet haben, waren immer Machtmenschen und es ging ihnen immer darum, durch die Religion Macht über das einfache Volk zu erlangen und diese zu festigen. Eines der eingesetzten Machtmittel im Rahmen der Religion besteht darin, Regeln aufzustellen, die sowieso niemand einhalten kann oder will. Damit kann man alle Menschen zu Sündern stempeln, um ihnen dann ordentlich Angst vor der weltlichen oder göttlichen Macht einzujagen. Denn eines wussten die Machtmenschen schon vor ein paar Tausend Jahren: wer Angst hat, lässt sich leichter manipulieren und unterdrücken. Der Sex ist dafür wunderbar geeignet, denn so gut wie niemand schafft es, diesen natürlichen Trieb, mit dem uns Gott (angeblich) geschaffen hat, zu unterdrücken. Das schaffen ja noch nicht einmal diejenigen, die diese Verbote erlassen haben oder propagieren.

In dem Moment aber, wo das einfache Volk sich nicht mehr diesen Regeln unterwirft, verliert die Religion automatisch an Macht. Diesen Zusammenhang zwischen religiöser Macht und Sexualfeindlichkeit kann man überall in den betreffenden Gebieten leicht erkennen, das Gegenteil ebenfalls. Dort, wo die Menschen nicht mehr bereit sind, sich ihre Sexualität von der Religion vorschreiben zu lassen, haben es Religionen sehr schwer. Mir ist z.B. aufgefallen, dass Katholiken, die sich nicht mehr der restriktiven Sexualmoral der Kirche unterwerfen, fast alle auch nicht mehr den Papst als alleinige Autorität akzeptieren, von dem sie sich vorschreiben lassen, was sie zu glauben haben und was nicht.


Satiharu  27.07.2023, 10:33

Hallo

Ostern ist ein heidnisches Fest. Und sich dem Materiellen zu ergeben, würde bedeuten, sich geistig zu töten (oder mindestens zu verkleinern, je nachdem, wie oft, wie exzessiv) - siehst du ja an den Materialisten - Atheisten

Natürlich kann jeder tun was er will, aber alles wird Konsequenz haben. Wenn du zu verstrickt in dein materielles Ich bist, das du hier lassen wirst, dann wird die Trennung (Tod) schwer für dich sein, und wohl einem "Läuterfeuer" gleichen

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Hamburger02  27.07.2023, 10:42
@Satiharu
Ostern ist ein heidnisches Fest.

Das war es urspünglich, bevor es von den Christen umgedeutet wurde.

siehst du ja an den Materialisten - Atheisten

Da bist du völlig auf dem falschen Dampfer. Natürlich gibt es auch unter Atheisten Materialisten, aber mindestens ebenso viele gibt es unter den Christen. Das Christentum hat mit der Geistigkeit der Lehre Jesu fast nichts mehr zu tun.

Die Spinnereien des Paulus betreffs seiner eigenen gestörten Sexualität, die er auf alle übertragen möchte, haben mit der geistigen Lehre Jesu ebenfals gar nichts zu tun.

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Satiharu  27.07.2023, 10:47
@Hamburger02

Yup, das Christentum hat es übernommen, bzw mit christlichem Touch geprägt, damit man eben vom germanischem Glaube fortschreite

Naja, es kommt auf das Mass des Materialismus an. Je mehr, desto weniger Geistliches ist vorhanden, bis es irgendwann wohl zu Atheismus führt oder zumindest führen kann, denn dies ist die "Reilgion" des Materiellen. Sie baut rein auf dem Materiellen.

Ich kenne den Paulus zu wenig, um darüber was zu sagen

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Hamburger02  27.07.2023, 10:50
@Satiharu

In der gesamten Antike stießen zwei grundsätzlich unterschiedliche Betrachtungsweisen der Welt aufeinander. Die eine war materialistisch orientiert, die andere geistig. Die Betrachtung der Welt fand in beiden Fällen so statt, dass Religion, Wissenschaft und Philosophie eine Einheit bildeten.

Jesus sah sich selber in der spirituellen Tradition der Propheten. Seine Mutter Maria verspürte schon vor der Geburt, dass ihr Sohn einer prophetischen Mission geweiht sei. Dies wurde auch schon von mehreren Propheten des Alten Testamentes, z.B. von Samson oder Samuel berichtet. Diese Personen wurden Nazaräer genannt. Allen Nazaräern war gemein, dass sie als Kinder des heiligen Geistes oder Gottes Söhne bezeichnet wurden. In den esoterischen Lehren des Judaismus spielt die Vorstellung von der Präexistenz der Seele eine entscheidende Rolle. Diese Lehre geht davon aus, dass eine Seele nicht plötzlich entsteht, sondern alle Seelen seit der Erschaffung der Welt schon vorhanden sind, sich durch die Geburt in einem menschlichen Körper materialisieren und nach dem Tode wieder in die Ewigkeit eingehen. So schreibt Jeremias: „Es erging aber das Wort Jahwehs an mich: Ehe ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich gekannt, ehe du aus dem Mutterschoß hervorgingst, habe ich dich geweiht. Zu einem Propheten der Völker habe ich dich ernannt.“ Jesus sagt zu den Pharisäern: „Wahrlich, ich sage euch, ehe denn Abraham war, war ich.“

Jesus erfuhr bei den Essenern die universelle Lehre des göttlichen Wortes, wie sie auch schon durch Krishna in Indien, den Priestern der Osiris in Ägypten, den Anhängern des Orpheus und Pythagoras und letztlich der Propheten gelehrt wurde. Diese Lehre war auch als das Mysterium vom Menschensohn und Gottessohn bekannt, ist stark spirituell und antimaterialistisch geprägt.

Jesus war der erste, der das esoterische Wissen über das Jenseits öffentlich predigte: „Glaubt, liebt, benutzt den Verstand und handelt getragen von der Hoffnung. Es gibt ein Jenseits, eine Welt der Seelen, ein vollkommenes Leben. Ich weiß es, ich komme von daher. Ich werde euch dort hinführen. Um das vollkommene Leben zu erlangen, müsst ihr hier auf Erden damit anfangen. Versucht zuerst Liebe und Barmherzigkeit in euch selbst zu finden, dann in der ganzen Menschheit.“

Nach Jesus kämpften die beiden Auffassungen, die materialistische und die spirituelle, um die Wahrheit. Die materialistische gewann zunächst in Form der römischen Kirche, was in der Natur der Sache liegt. Gewalt gewinnt kurzfristig immer über Geist, aber auf Dauer ist der Geist nicht zu unterdrücken. Auch hierin liegt eine spirituelle Wahrheit der Lehre Jesu. So konnten in den ersten Jahrhunderten durch die Nachfolger Paulus in Rom zwar fast alle spirituellen Schriften vernichtet und deren Anhänger erfolgreich durch Verfolgung unterdrückt werden, aber seit der Aufklärung funktioniert die Unterdrückung des Geistes nicht mehr richtig, sodass die Entdeckung der apokryphen Schriften in Nagg Hammadi und Qumram auf fruchtbaren Boden fallen konnten.

Jesus war Jude und predigte den Juden in jüdischer Tradition. Die Heilsgeschichte sowie Heidenmissionierung spielt in Jesu Lehre keine Rolle. Das erwartete er auch nicht. Er erwartete den jüngsten Tag und den Untergang der Welt wodurch er keine weiteren Zukunfstüberlegungen tätigte.

Die lange nach seinem Tod von Paulus erfundene Religion des Christentums hat mit der Lehre Jesu wenig zu tun, dafür umso mehr mit einer breit ausgeschmückten und materialistisch orientierten Heilsgeschichte.

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Deamonia  27.07.2023, 10:40

Sehr schöne geschichtlich/religiöse Zusammenfassung, ich hoffe der Fragesteller liest sie!

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