Muss man einen Schwur auch einhalten, wenn man ihn bereut?

9 Antworten

Wie schreib schon Goethe im Faust:

"Im ersten bist Du frei, im zweiten bist Du Knecht!"

Das heißt, dass man zunächst frei ist in seiner Entscheidung, aber nach einem Schwur grundsätzlich an die eigene Festlegung gebunden und damit Knecht seiner eigenen Entscheidung ist.

Nur gerade auf Deine Beispiele möchte ich diese Aussage in ihrer Absolutheit aus den verschiedensten Gründen auf keinen Fall anwenden.

Deine Fragestellung ist toll. Dafür erstmal ein kleines 5-Punkte-Dankeschön.

Eine Frage für alle, die sich gerne mit moralischen Dilemmas auseinandersetzen und diskutieren:

Ich liebe das.

Ist ein Schwur, der ernst, hoch und heilig, vielleicht sogar aufs Leben geschworen wurde, auch bedeutsam, wenn man ihn selbst sinnlos und dumm findet, ihn selbst nicht (mehr) versteht, also absolut gar nicht dahinter steht ?

Ja. Selbst wenn ich nicht der Schwurleistende bin. Wenn der Schwur mir gilt, möchte ich auf das Wort meines Gegenübers vertrauen können. Ein Schwur ist für mich bedeutsam, wie ich auch möchte, dass mein Wort für andere bedeutsam ist, denn letzten Endes geht es immer ums Vertrauen aus meiner Sicht.

Ich meine so richtige Schwüre (nicht so umgangssprachliche "ich schwör, alter", und auch nicht mit überkreuzten Fingern o.Ä.). So richtige ehrenhafte Schwüre gibt es heute zum Glück wohl kaum noch, aber früher hat es die wohl mehr gegeben (man denke etwa an Hannibal). Ich habe drei ausgedachte Beispiele:

Eigentlich schade, denn damit verliert das menschliche Wort immense Bedeutung und es braucht bald für jeden Dreck Zeugen und Verträge, weil man sich nicht mehr auf einander verlassen kann. Bist Du verheiratet? Wahrscheinlich dann mit Ehevertrag, oder? (Ich bitte um Entschuldigung für diesen Zynismus, aber wenn Du heiraten solltest, wäre es aus meiner Sicht folgerichtig, dass Du einen Ehevertrag unterschreibst.)

Zwei Verliebte schwören sich hoch und heilig, immer zusammen zu bleiben. Nach 2 Jahren lieben sie sich nicht mehr und wollen sich trennen. Beide bereuen den Schwur, und fragen sich, wie sie nur so dumm sein konnten, ihn zu leisten. Dürfen sie sich trennen bzw. müssen sie sich selbst umbringen, wenn sie sich trennen?

Klar dürfen sie. Sie tragen die Konsequenzen für sich und sollten sich gegenüber ihrem Gewissen (falls eins da ist) und, da hoch und heilig, vor ihrem Gott verantworten.

Peters Mutter wird von Paul umgebracht. Peter schwört hoch und heilig, Paul dafür zu töten. Doch dann stellt Peter fest, dass Paul sehr große Reue empfindet, es ihm Leid tut, und er beim Begehen des Mordes auf Drogen war. Peter hat Verständnis für Paul, findet ihn sogar nett, und will ihn doch nicht töten. Zumal er selbst Pauls Angehörigen nicht das antun möchte, was ihm angetan wurde. Peter bereut den Schwur, fragt sich, wie er nur so dumm sein konnte, den Schwur zu leisten. Muss Peter Paul trotzdem töten bzw. sich selbst umbringen, wenn er es nicht tut?

Ich nenne das einen Teufelsschwur, der aus meiner Sicht nur in eine Richtung führen kann...in die Hölle. So etwas schwört man nicht. Ein Schwur hat für mich eine heilige, abhebende Bedeutung. Hier wird er verunheiligt.

Marianne hat hoch und heilig geschworen, niemals im Leben Sex zu haben. Nun versteht sie den Sinn dieses Schwurs nicht mehr, bereut ihn, und hätte große Lust, Sex zu haben. Sie hat sogar einen Freund, der natürlich auch gerne mal mit ihr schlafen würde. Muss sie den Schwur einhalten bzw. sich umbringen, wenn sie doch Sex hat?

Einen Schwur zahlt man nicht mit dem Leben und lässt dafür auch keinen anderen mit seinem Leben zahlen. Ein Schwur ist bedeutsam, der Akt des Schwurs aus meiner Sicht hochspirituell, die Wertschätzung, wenn verdient, ist unbezahlbar, die Einhaltung eines bedeutsamen Schwurs ist übermenschlich.

Ich finde es sehr bedauerlich, dass das Menschenwort heutzutage nicht mehr (ge)heilig(t) bzw bedeutsam ist.

Dies sei aber nur meine Meinung!

Man sollte sich überlegen was man zu schwören gedenkt zu tun und man sollte sich überlegen ob eine Nibelungentreue ein erstrebenswertes Ziel ist.

Also Nachdenken vor Handeln!

Oder um es mit einem Schwur der Gegenwart zu vergleichen: Wer bürgt wird erwürgt

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Einen Schwur, den man sich selbst gegeben hat, den kann man auch ohne bedenken nach neuen Erkenntnissen fallen lassen. Einen Schwur an andere nur dann, wenn die Grundlage des Schwures weggefallen ist.

Zunächstmal kann der den man den Schwur gegeben hat, darauf auch verzichten.

Nach 2 Jahren lieben sie sich nicht mehr und wollen sich trennen.

Wenn sich wirklich BEIDE trennen wollen, dann wäre das moralisch noch ok. In der Praxis ist es aber meißt so, das einer der beiden untreu wird und den Anderen verläßt.

Peter schwört hoch und heilig, Paul dafür zu töten.

Das heißt er schwört etwas komplett Unmoralisches. Es wäre hier natürlich VIEEEL unmoralischer sich an den Schwur zu halten und einen Mord zu begehen. Das Peter nun von seiner Rache absieht ist hingegen moralisch richtig.

Marianne hat hoch und heilig geschworen, niemals im Leben Sex zu haben.

Kommt darauf an, wem und warum.

bzw. sich umbringen

Selbstmord ist moralisch verwerflicher als der "Bruch" eines Schwures.