Frage an die Frauen!wehrt ihr euch bei sexueller Belästigung/unerlaubtes anfassen?
hallo Community....immernoch gibt es beinahe täglich Frauen/Mädchen, die sich sexueller Belästigung/Nötigung etc. Ausgesetzt nennen müssen...wehrt bzw. würdet ihr euch mit Selbstverteidigung etc effektiv wehren?oder gibt es noch viele Frauen, die es sich leider nicht trauen?
17 Antworten
Mir ist sowas zum Glück in der Form noch nie passiert. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich natürlich sagen:" Klar wehre ich mich!" Allerdings weiß ich nicht wie ich tatsächlich reagieren würde in so einer Situation.
Ja, natürlich wehre ich mich...sollte man meinen.
Schließlich trainiere ich schon seit fast 15 Jahren Selbstverteidigung. Nun, ich tue es tatsächlich, aber - es ist nicht so einfach, wie man im ersten Augenblick meint. Ich rede jetzt nicht davon, ob man es körperlich schafft, sondern davon, ob man es auch tut.
1.Fall: Während des SV-Trainings "Kampf gegen Mehrere" und ich bin die Angegriffene): Alle greifen nacheinander normal an, packen mich an der Hand oder schlagen oder treten. Ich wehre mich, natürlich angedeutet. Und dann kam ein Ausbilder mit einem süffisantem Lächeln auf den Lippen auf mich zu. Er griff mit beiden Händen zu meinen Brüsten und packte zu und quetschte sie und lies wieder los. Das war kein Trainingsbestandteil!
Sofort klatschte ich mit der flachen Hand so auf seinen Arm, das es durch die ganze Halle zu hören war. Ich guckte ihn nur böse an - wagte aber NICHT, lauthals loszuwettern. Weil ich ihn so anstarrte, fing er an zu stottern und entschuldigte sich dann schließlich bei mir.
Er wußte, dass das, was er tat, nicht okay war, sonst hätte er sich nicht entschuldigt.
Dann trainierten wir alle normal weiter.
Warum habe ich ihn nicht angeschrien? Warum? Weil ich nicht alleine in der Halle mit ihm war!
Es waren viele junge Männer um uns herum. Die Trainerin stand etwas weiter weg bei anderen Schülern. Der SiFu war in seinem Büro, in der Halle. Sie hatten alle das laute Klatschen gehört. Die Trainerin schaute sogar zu mir herüber.
Ich hatte Angst, dass niemand gesehen hatte, was der Ausbilder vorher getan hatte. Ich hatte Angst, dass die anderen jungen Männer mich als Jemanden betrachteten, der sofort bei versehentlichen Berührungen losbrüllte. Ich wollte nicht als "Heulsuse" durchgehen und hatte Angst, dass Niemand mir glauben würde, wenn ich laut geworden wäre und mich erklären müßte. Ich wollte, das auch die Männer weiter wie bisher unbefangen mit mir trainierten.
Darum bleibt man dann als Frau doch lieber ruhig.
Und was später dort geschah, hat mich voll in meiner Meinung bestätigt. Wer nicht schweigt, wird fertig gemacht! Das führe ich hier jetzt nicht weiter aus. Wird zuviel. Bei Interesse, PN.
...
Es sind eben keine Unbekannten, die sexuelle Belästigungen begehen.
Und es sind ganz normale, allseits akzeptierte Männer und Frauen, die diese Art der Belästigung decken und damit dafür sorgen, dass sie weiter stattfindet, an anderen Frauen.
Ein Tritt in die Klöten oder in die Augen fassen ist der beste Weg - wenn es eine körperliche Belästigung ist. Bei verbalen angriffen geht man einfach weiter.
Ich rate jeder Frau zu einem guten Pfefferspray. Allerdings sollte es tatsächlich gut sein und man sollte den Umgang trainieren. So gehört ein Spray nicht in die vermüllte Handtasche, sondern sollte griffbereit in der Jackentasche sein.
Da sich solche Situationen meist ankündigen, sollte die Hand sofort in die Jackentasche gehen, sobald es ungemütlich wird. Hier gibt es einen guten Ratgeber um Thema. Auch wird die rechtliche Seite angesprochen, welches Spray das Richtige ist, wie groß es sein soll usw.!
https://helpme-deutschland.de/wissenswertes-ueber-abwehrsprays/
Würde mir jemand zu nahe kommen, würde ich erst versuchen, mich von der Person zu distanzieren, in einer Gruppe Zuflucht zu finden und ihm möglichst aus dem Weg zu gehen, würde das nicht reichen würde ich mich mit Worten, im schlimmsten Fall auch mit Körperlicher Gewalt gegen die Person zur Wehr setzen und mit lauter Stimme auf mich aufmerksam machen.
Ich finde alleine schon die Fragestellung problematisch.
Zu sexuellen Übergriffen kommt es nicht, weil sich die Opfer nicht wehren, sondern weil sich ein Arsh dazu entschlossen hat sexuell übergriffig zu verhalten.
Die Fragestellung impliziert jedoch das anders.
Victimblaming ist immer noch ein massives Problem, was auch verhindert, dass sich Opfer Hilfe suchen oder die Täter anzeigen. Victimblaming führt dazu, dass Taten totgeschwiegen werden, aber damit ist nur Tätern geholfen.
Dann haben viele noch ein falsches Bild vor Augen, wenn man über sexuelle Gewalt spricht. Denn über 2/3 aller Vergewaltigungen passieren im Persönlichen Umkreis des Opfers, sprich Opfer und Täter kannten sich schon vorher, es bestand ein Vertrauensverhältnis, oftmals sogar eine Beziehung oder engere Verwandtschaft.
Gegen jemanden, den man kennt und vielleicht sogar liebt, wehrt man sich nicht so leicht. Da ist eine größere Hemmschwelle vorhanden.
Dann ist die Frage, ob körperliche Reaktionen sinnvoll für das Opfer sind. Denn dazu müssen wir uns mal in die Denkstrukturen des Täters versetzen. Die Wenigsten Täter denken jetzt belästige ich mal eine Frau gegen ihren Willen, sondern sie denken, dass sie ein Recht auf diese sexuelle Handlungen haben, beispielsweise dass die eigene Freundin zum Sex nicht nein sagen kann. Wenn sich jetzt jedoch die Freundin wehrt, kann es vorkommen, dass der Täter meint er müsse sich ebenfalls verteidigen und schon beginnt die Gewalt zu eskalieren. Zudem ist im Nachgang eine Anzeige gegen Körperverletzung möglich, was ebenfalls belastend für das Opfer ist. Sinnvoller ist es lautstark zu werden, gegebenfalls den Täter darauf hinzuweisen, was er gerade macht.
Aber versteh das nicht falsch, ich habe Verständnis für jede, die sich körperlich wehrt. Vor allem weil die Reaktion auf einen sexuellen Übergriff selten kontrolliert werden kann, sondern meist instinktiv geschieht.
Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt. Die meisten Leute erwarten die richtige Reaktion vom Opfer. Aber das ist perfide und realitätsfern. Wir sollten uns von dem Bild des perfekten Opfers, welches natürlich richtig reagiert, verabschieden. Das gibt es nicht und erschwert Opfern vieles, was danach kommt.
Zudem wurde in einer Studie herausgefunden, dass viele im Falle eines sexuellen Übergriffs ihre Reaktion falsch einschätzen. So wurde ein Versuch durchgeführt, bei der Studentinnen in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die eine Gruppe wurde befragt, wie sie reagieren würden, wenn sie in einem Chat sexuell belästigt würden. Viele sagten sie würden das Verhalten melden, aber mindestens den Chat abbrechen. Die zweite Gruppe sah sich diesem Verhalten ausgesetzt. Eine einzige (!) Studentin brach den Chat ab.
Daher lege keinen besonderen Wert auf Antworten, die ein würde beinhalten. Das Verhalten lässt sich schwer einschätzen und zwar aus einem simplen Grund: Die Emotion, die man beim Übergriff bekommt, wird falsch eingeschätzt. Viele meinten sie würden wütend werden. Wut macht einen handlungsfähig. Aber in den meisten Fällen bekommt man Angst. Angst kann zu einer Schockstarre führen, man friert ein und wird handlungsunfähig.
In der Tat passiert die Schockstarre häufig und ist normal.
Natürlich gibt es auch noch die Frauen, die sich zumindest verbal wehren oder einfach flüchten. So wie es auch Frauen gibt, die tatsächlich wütend werden und sich körperlich wehren.
Was jedoch hinzu kommt: Mädchen werden häufig dazu erzogen lieb und nett zu sein und sich um andere zu kümmern. Dem widerspricht es jedoch einer anderen Person deutlich die Grenzen klar zu machen. Vor allem wenn unsere Gesellschaft das häufig nicht wirklich als Grenze anerkennt. Beispielsweise wenn man sagt, dass man selbst Schuld sei, wenn man begrabscht wird, weil man einen kurzen Rock getragen hat oder die Vergewaltigung innerhalb zu einem Beziehungsproblem verharmlost wird, weswegen man doch nicht zur Polizei gehen solle.
Stell dich nicht so an oder zickig oder prüde sind nach wie vor oftmals Beschreibungen, wenn man sich zu dem Erlebten äußert.
Ich hatte erst kürzlich einen Fall, bei der der jungen Frau die Glaubwürdigkeit entzogen wurde, weil sie nicht „richtig“ reagiert hat. Daran habe ich auch wieder mitbekommen welchen Schaden solche Denkstrukturen anrichten können.
Von daher ist Aufklärung sehr wichtig. Es gibt nicht die richte Reaktion.