Ab wann kann ich mir sicher sein, nicht mehr ins asexuelle Spektrum zu fallen?
Wie wenig ist "nur wenig" sexuelle Anziehung? Wer definiert das bzw. woran orientiert man sich da? Wo ist die Grenze zu "definitiv nicht mehr asexuell"?
An Asexuelle, die nach eigener Aussage "nur wenig sexuelle Anziehung" verspüren: Woher wisst ihr das? Woran macht ihr fest, dass ihr im Vergleich zu anderen Menschen nur wenig sexuelle Anziehung verspürt? Kennt ihr das Sexualleben anderer Menschen wirklich genauso gut wie euer eigenes?
Bitte beantwortet mir meine Frage oder antwortet gar nicht!
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4 Antworten
Wo ist die Grenze zu "definitiv nicht mehr asexuell"?
"Definitiv nicht mehr asexuell" fängt genau genommen bereits da an, wo jemand imstande ist, sexuelle Anziehung/Erregung durch äußere Reize bzw. Menschen wahrzunehmen.
Ein "asexuelles Spektrum" existiert in diesem Sinne nicht. Asexualität ist kein Spektrum! Entweder verspürt man sexuelle Anziehung oder eben keine. Dazwischen gibt es nichts!
Ich bestreite nicht, dass manche Menschen - im Vergleich zu anderen Leuten in ihrem Umfeld - jene sexuelle Anziehung/Erregung nicht so oft, nur gegenüber ganz bestimmten Personen, nur ohne den Willen zu Sex mit anderen Personen oder ähnliches verspüren. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie sexuelle Anziehung/Erregung empfinden. Objektiv bzw. faktisch gesehen fallen sie damit eben nicht unter Asexualität, sondern wie jeder andere dazu fähige Mensch in das (allo-)sexuelle Spektrum!
https://de.asexuality.org/asexwiki/index.php/Graubereich
Denn solche Phrasen wie...
- "nur (sehr) wenig"
- "nur ab und zu"
- "nur unter bestimmten Umständen/Bedingungen/Situationen"
- "nur in engen/emotionalen Beziehungen"
- "nur ohne das Interesse an Sex mit anderen Personen" etc.
... sind x-beliebig interpretierbar, wodurch sich im Grunde ausnahmslos jeder Mensch als "asexuell" bezeichnen könnte, infolge dessen wiederum asexuell vollkommen untergraben und als Label in die Bedeutungslosigkeit gedrängt wird. Zumal es auch eben sehr schwer einzuschätzen ist, ob man wirklich beispielsweise "nur wenig" sexuelle Anziehung verspürt, wenn man gar nicht weiß, wie viel sexuelle Anziehung auf den anderen Seiten wahrgenommen wird. Jeder Mensch kann in diesem Punkt nur sich selber einschätzen. Anderen Leuten erzählen kann man viel.
Deine Fragen explizit an entsprechende "Asexuelle" sind also durchaus interessant und vor allem berechtigt.
Fakt ist:- Wer sexuelle Anziehung/Erregung beispielsweise durch Menschen beider (binären) Geschlechter empfinden kann, ist in erster Linie bisexuell - wenn auch "nur wenig oder nur ab und zu"!
- Wer sexuelle Anziehung/Erregung beispielsweise durch Menschen des anderen (binären) Geschlechts empfinden kann, ist in erster Linie heterosexuell - wenn auch "ohne den Wunsch nach Sex mit anderen Personen"!
Es geht mir nicht darum, irgendwem irgendein Label abzusprechen und asexuell als sonderlich "besonders" und "exklusiv" darzustellen oder solchen Unfug, wie er mir aus ideologischen Milieus häufig unterstellt wird. Sondern ich möchte andere Menschen dazu animieren, ihre sexuellen Gefühle richtig und in Ruhe einzuordnen, ohne dass jene Menschen von besagten Ideologien in für sie günstige Richtungen geschubst werden.
Für allerlei Ideologien bin ich nun mal ein Feindbild, weil ich keine bediene und allen widerspreche, wenn es erforderlich ist.
Top Antwort von dir, Danke. :)
und du brauchst einen lebendigen Menschen oder gar erst eine Beziehung um "etwas zu spühren" (Demisexuell), dann wäre das schon irgendwo asexuell.
Allein dieser Teil aus einer anderen Antwort bestätigt für mich jedes deiner Worte. Du hast völlig recht mit
wodurch sich im Grunde ausnahmslos jeder Mensch als "asexuell" bezeichnen könnte, infolge dessen wiederum asexuell vollkommen untergraben und als Label in die Bedeutungslosigkeit gedrängt wird.
Einen anderen Menschen zu brauchen um sexuell erregt zu werden, hat doch nichts mit asexuell zu tun, sondern ist der "Normalzustand", sag ich mal.
Manchmal kann man sich da einfach nicht vollkommen sicher sein. Manchmal ist es schwer zu erfühlen, ob etwas schon sexuelle Anziehung ist oder nicht. So richtig fest ist das ja auch nicht definiert.
Und wenn man zwar schwache sexuelle Anziehung spüren kann, aber dennoch keinerlei Wunsch nach Sex hat, kann man sich mit „asexuell“ wahrscheinlich trotzdem am besten identifizieren.
Letztendlich ist es aber so, dass wenn man feststellt, dass man durchaus sexuelle Anziehung spüren kann, ist man nicht mehr asexuell. Sondern man spricht dann vom „asexuellen Spektrum“ oder dem Graubereich. Darunter fallen alle Menschen, die sich oft fühlen, als seien sie asexuell, es aber eben nicht so richtig sind.
Sexuelle Anziehung ist ein Spektrum. Auf der einen Seite sind Asexuelle (schwarz), auf der anderen Allosexuelle (weiß) und alles dazwischen (grau). Aber ab wann ist Schwarz nicht mehr Schwarz, sondern Dunkelgrau? Und wann ist Weiß dunkel genug, um Hellgrau zu sein? Da gibt es keine genaue Abgrenzungen und jeder zieht die Grenze ein wenig woanders.
Ich für meinen Teil denke, dass ich demisexuell bin. Das fällt laut Definition ins „Asexuelle Spektrum“. Da ich aber nie dachte, ich könnte asexuell sein, mag ich diesen Begriff – jedenfalls für mich – nicht. Grausexuell passt für mich besser. Ich mache das daran fest, dass ich eigentlich offen für ONS und Swinger Clubs bin, in der Realität es aber daran scheitert, dass ich fremde Menschen sexuell uninteressant bis abstoßend finde. Ich habe früher gedacht, ich sei vielleicht einfach prüde und verklemmt. Heute bin ich mir recht sicher, dass ich es nicht bin und ich einfach nicht ändern kann, dass ich lange brauche, bis ich sexuelles Interesse an jemandem entwickle. Die Menschen in meinem Umfeld brauchen da bei weitem nicht so lange.
Mir persönlich hilft die Einordnung als demisexuell/grausexuell, weil ich damit erklären kann, wieso ich sexuell nicht so bin, wie ich es gerne wäre. Hätte ich diesen inneren Konflikt nicht, hätte Hetero(flexibel) völlig gereicht. Ob ich nun wirklich demisexuell bin, spielt aktuell nicht unbedingt eine Rolle, weil mir aktuell der Begriff einfach hilft, mich besser zu verstehen und zu erklären.
Ich glaube, das liegt im eigenen Ermessen. Es gibt ja viele Ausprägungen im Aroace-Spektrum.
Inzwischen gibt es sogar Bezeichnungen wie Orienred/Angles Aroace , Mid-Aroace/Amid/Acemid/Aromid, Aroaceflux, Demi-Aroace, Grau-Aroace und und und ..
https://lgbtqia.wiki/wiki/Aroace_Spectrum
Vielleicht wäre es einfacher, wenn man einfach sagen würde, dass jeder individuell ist. Und wie genau, kann man dann wenn man gefragt wird, beschreiben. Anstatt sich in irgend eine Schublade zu stecken und einen neuen Begriff zu erfinden, wenn es immer noch nicht ganz passt. So viel hilft es im Notfall dann auch nicht weiter.
Das asexuelle Spektrum ist weit. Hast du zum Beispiel keine sogenannte "Objektfizierung", das heißt zB Fotos triggern dich nicht und du brauchst einen lebendigen Menschen oder gar erst eine Beziehung um "etwas zu spühren" (Demisexuell), dann wäre das schon irgendwo asexuell. Zumindest war das vor zehn Jahren so. Auch Spaß und Lust am Sex zu haben ist kein Ausschlusskriterium für assexuell. Ich verstehe es so dass Assexualität so offen definiert ist, dass theoretisch sehr viele Menschen in eine sehr schwach ausgeprägte Asexualität fallen würden, bzw. eben wenige einzelne Kriterien erfüllen. (Stand vor 10 Jahren).
Ist ja auch einfach normale sexuelle Varianz. Das ist halt das Problem mit Kategorien. Da gibt es dann Kennzeichen und dann hat man eventuell eines dieser Kennzeichen und denkt man gehört zu dieser Kategorie. Bei Definitionen gibt es oft eine weit gefasste und eine eng gefasste.
Und vor 11 Jahren war das nicht asexuell, sondern noch der "Normalzustand".