Wo sucht ihr am häufigsten die Schuld?

Bei anderen 33%
Bei euch selbst 27%
Gar nicht 27%
Beim Schicksal 13%

15 Stimmen

11 Antworten

Ich habe ein Problem mit dem Begriff der "Schuld" im Zusammenhang eines Lebensschickals das einem widerfährt, deshalb konnte ich keine Antwortmöglichkeit auswählen. Nicht einmal die Möglichkeit "gar nicht", weil sie Bezug auf das Wort Schuld nimmt.

Schuld weist eine negativ konnotierte Verantwortlichkeit zu, ob einem selbst oder anderen. Diese Sichtweise führt entweder dazu, sich als ewiges Opfer zu fühlen oder sich selbst ständig Schuld zuzuweisen.

Einen Ausweg aus Lebenssituationen bietet sie meiner Meinung nach nicht.

Dazu fällt mir ein Satz von Jean Paul Sartre ein:

Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern darauf, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat.

Beim Schicksal

Sag ichs so wie es ist hätte bei der Geburt auch einfach bei irgendeinem Multimillionär sein können


Bei anderen

Bei meinem Freund.

Bei euch selbst

Meistens liegt‘s an mir.

Der Mensch ist von Natur aus (also durch die stammesgeschichtliche Entwicklung so programmiert) geneigt, die Verursachung für das Scheitern einer Handlung (ein realer Handlungsablauf; eine Geschehen, eine Diskussion, eine von verschiedenen Personen verursachte Prozedur) zunächst nicht sich selbst als "Schuld zuzuschreiben". Das ist ein Selbstschutzmechanismus, der naturgemäß davon ausgeht, dass "ich richtig funktioniere". Denn wenn ich Zweifel hätte, dass mein Verstand korrekt arbeitet, wäre ich völlig verunsichert und partiell hilflos.

Also ist deine Frage ganz klar mit der ersten Antwortmöglichkeit stimmig angekreuzt. Erst wenn ich bei sehr einfachen Zweifelsfällen (z.B. im Gespräch zwischen mir und einer weiteren Person, die ich für ebenfalls sehr kompetent halte) feststelle, dass der andere hier offensichtlich gut und angemessen agiert hat, stelle ich mein eigenes Handeln (im Falle eines sichtbaren Scheiterns) in Frage.

Viel häufiger bin ich jedoch geneigt, mir selbst nur eine Teilschuld zuzurechnen. Ich entlaste mich also durch eine Verteilung der Schuld am Scheitern des Projektes. Ebenfalls entlastend wirkt das künstliche Aufzeigen von ungünstigen Außenparametern: (die Zeit war noch nicht reif dafür; zu wenig Leute konnten überhaupt die Tragweite des Projektes erfassen; die Jahreszeit war ungünstig gewählt; es gab einfach zu viele Störfaktoren; usw).

Bilanz: Der Mensch will stets sein Ego schützen und ist folglich immer erst einmal bereit die "Schuld für das Scheitern eines Projektes bei anderen zu suchen!"