Wären Sie gern ein Ritter gewesen?
Klingt vielleicht ehrenhaft und glorreich, allerdings waren Ritterrüstungen extrem schwer. Die mussten damit Stunden unterwegs sein.
27 Stimmen
8 Antworten
Wäre ich in dieser Zeit geboren - wäre ich in einer entsprechenden Familie geboren - wäre ich "befördert" worden - hätte ich mir keine Gedanken gemacht. Durch die täglichen Übungen, durch die tägliche Arbeit, eben durch das entsprechende Leben, wäre ich so muskulös und trainiert, dass mir dies Gewicht leicht und normal vorkäme.
Heute, wo man nichts mehr gewöhnt ist, würden die meisten zusammenklappen. Andersgesehen, auch Bw-Leute schleppen Gewicht mit sich rum und kommen damit gut klar.
Das Zeug wiegt ja fast so viel wie ich
Wiege so 49kg und konnte das nicht tragen
Dazu hätte ich nicht nur in die richtige Zeit, sondern auch in die richtige Familie hineingeboren werden müssen. Die Ritter haben ja schon als Kinder angefangen zu trainieren und wenn man nur die Wahl hat zwischen Rittertum und Kloster, wird es vermutlich auf das Rittertum herauslaufen. Aber es käme auf viele Umstände an.
Ich würde mich an deiner Stelle mal ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, zum Ritter sein gehört weit mehr als nur eine Rüstung tragen und es war auch nicht unbedingt etwas das man sich einfach so aussuchen konnte ;-)
Nein, sie waren nicht "extrem schwer", die Ritterrüstungen und die dargestellte Liste ist schlichtweg Unsinn! Ab dem Hochmittelalter können wir von den Rittern sprechen, welche wir uns heute konkret darunter vorstellen: Also als einen niederadligen Kriegerstand mit einem eigenen befestigten Wohnsitz (oft Burg), Ländereien zur Versorgung und einigen Privilegien. Der Ritterstand blieb auch einige Zeit gesellschaftlich relevant, so dass sich die Ausrüstung der Ritter in den Jahrhunderten sehr stark veränderte.
Im Hochmittelalter gab es keine "Plattenrüstungen", wie du vielleicht glaubst. Getragen wurden Ringpanzer (Kettenhemden), welche nach und nach den ganzen Körper bedeckten. Dazu trug der Ritter einen geschlossenen Helm, Panzerhandschuhe (Kettengeflecht) und einen hölzernen Schild. Der Schild bestand meist aus recht dünnem und mit Rohhaut bezogenen Holz, oft mehrlagig. Das Gewicht war also nicht allzu hoch. Ich müsste meinen Schild mal wiegen, aber spontan wiegt eine Notebooktasche mehr. Der Schild wiegt in der Zeit nicht mehr als 2 Kilogramm - zwei Tüten Milch. Der Ringpanzer wog vielleicht 8 - 12 Kilogramm und liegt derart eng und passend an, dass man sein Gewicht nicht direkt spürt. Der Helm kommt je nach Ausführung auf 3-5 Kilogramm. Ein Gewicht, welches man erst nach einer Weile spürt.
Eine spätere Vollrüstung (keineswegs hatten nur Ritter welche) aus dem ausgehenden späten Mittelalter wog 25 Kilogramm und zwar mit allem außer Tiernahrung. In dieser Zeit wurden keine Ringpanzer mehr unter der Platte getragen und auch kein Schild mehr benötigt! Die Rüstung war so sicher, dass man sich auf diese verlassen und beide Hände zum Kampf nutzen konnte. Darum wurden die Schilde auch immer kleiner und die Schwerter dann länger.
Die Rüstungen waren hochperfektionierte Kriegsausrüstungen die absolut passend auf den jeweiligen Träger zugeschnitten. Da war kein Gramm zu viel Metall am Körper und die Beweglichkeit ist sehr gut. Man kann in einer historisch korrekten Vollrüstung wunderbar Fahrrad fahren, Turnübungen machen und natürlich kämpfen. Einzig ein geschlossener Helm setzt aus biologischen Gründen der Leistungsfähigkeit enge Grenzen. Durch die sehr kleinen Luftlöcher kommt bei Belastungen die vergleichbar mit Hochleistungssport sind, nicht genügend Luft durch. Die Träger werden deutlich schneller erschöpft als ohne Helm. Dies kann man mit viel Training etwas ausgleichen aber natürlich nicht ganz beseitigen.
Dennoch:
Ritterrüstungen sind hochentwickelte Kriegs- und in der Neuzeit auch Sportgeräte, die auf maximale Effizienz entwickelt wurden. Sie sind so beschaffen, dass sie hervorragenden Schutz bieten und dem Träger gleichzeitig die Fähigkeit zum Kampf erhielten. Die Vorstellungen von klappernden und schwerfälligen Kämpfern in Rüstungen ist völlig falsch. Sie wiegen letztlich nicht mehr, als modernes Sturmgepäck samt Helm eines Soldaten und weniger als die Ausrüstung eines Feuerwehrmanns.
Es gibt ein schönes Wettrennen zwischen einem Feuerwehrmann, einem Soldaten und einem Ritter - jeweils in leichter und schwerer Ausrüstung. Die Rüstung, welcher der Ritter hierbei trägt ist hervorragend, historisch korrekt (spätes 15. Jahrhundert) und wird nicht unter 15.000 € zu bekommen sein. Das ist nichts, was man auf einem normalen Mittelaltermarkt voller wilder Kerle sieht.
Schau hier:
https://www.youtube.com/watch?v=pAzI1UvlQqw
Zu deiner Liste:
- Schwertgewicht stimmt etwa. Meines aus dem 11. Jahrhundert wiegt 1400 Gramm und liegt verdammt gut in der Hand. Die Angabe deiner Liste ist hier recht gut.
- Plattenrüstung: eher 20 - 25 Kilogramm / 30 wären schon zu schwer.
- Schild: je nach Epoche unterschiedlich. 6 Kilogramm sind mMn etwas viel. Bei Plattenrüstungen werden keine Schilde mehr getragen.
- "Kettenhemd" sehr unterschiedlich. mehr als 10 Kilogramm sollte es nicht wiegen.
- Helmgewicht passt. Allerdings ebenfalls sehr davon abhängig, wie der Helm beschaffen ist.