Führt die Nutzung des generischen Maskulinums zu geringerem gedanklichen Einbezug von Frauen?
38 Stimmen
8 Antworten
Gedanklich? Sorry, das würde ich so niemals formulieren. Da musst du noch einiges nachholen, bis dir jemand abkauft, ich zu sein.
Un(ter)bewusst aktivieren Maskulina mehr Assoziationen mit männlichen Personen; bewusst nicht unbedingt.
Nein überhaupt nicht. Das generische Maskulinum hat ja rein gar nichts mit dem menschlichen Geschlecht zu tun. Es ist einfach nur eine ganz normale grammatikalische Form. Es fühlen sich ja auch viele Frauen trotzdem angesprochen, wenn man beispielsweise von "Bürger", "Besucher" oder "Arbeitnehmer" spricht. Mit diesen Begriffen meint man ja jetzt auch nicht nur männliche Personen. Ich persönlich würde da jetzt auch explizit "männliche Besucher" sagen, wenn ich nur Männer meine, aber Frauen nicht.
Sprache sollte man nicht radikal verändern. Veränderungen dauern lange und werden auch nicht erzwungen, sondern passieren automatisch. Veränderungen würden auch komplett zu dem Gegenteil davon führen, was man erreichen will. Und wenn man nur die weiblichen Versionen verwendet, spricht man auch nur die Frauen an. Bei Lehrerinnen meint man nur die weiblichen Personen, während Lehrer hingegen normalerweise sowohl mit männlichen als auch weiblichen Personen assoziiert wird. Ich kenne jetzt auch keine Frau, die sich nicht davon angesprochen fühlt, nur weil man das generische Maskulinum verwendet.
Ich bin eine solche Frau.....und, was machen wir jetzt? Warum findet mein Gedankenspiel eigentlich keine Resonanz? Es ist ein rein hypothetischer Vorschlag, der allerdings zeigen soll, auf welche wackligen Füßen diese Diskussion steht. Es geht überhaupt nicht um diese Kategorisierung, es geht darum, was diese Worte in einer weitaus tieferen Schicht mit uns anrichten. Das sollte so langsam einfach verstanden werden.
Btw - wer legt fest, was beim Begriff "Lehrerinnen" gemeint ist? Hier kann/sollte /könnte man doch ebenfalls davon ausgehen, dass männliche Personen dieser Berufsgruppe gemeint sind. Ich gebe zu, es ist ein Gedankenexperiment, aber es löst sich einiges aus.
Deine Formulierungen in der Antwort.....
"Viele Frauen (also doch nicht alle?) ....trotzdem ( trotz was???)....
Das zeigt doch ganz deutlich, dass du hier etwas verteidigst, aber selbst durchaus Zweifel hast.
Ich kann ja jetzt nicht die Aussage verallgemeinern. Alle Frauen über einen Kamm zu scheren geht nicht. Dazu müsste man ja alle befragen. Deswegen habe ich "viele Frauen" geschrieben. Das "trotzdem" bezieht sich darauf, dass es ja schon Stimmen gibt, die meinen, dass das generische Maskulinum nicht alle Menschen ansprechen würde und man es eher mit Männern assoziiert. Da war mein Einwand, dass es auf jeden Fall schon viele Frauen gibt, die sich angesprochen fühlen und auch meinen, dass die grammatikalisch männliche Form ausreicht. Aber ich kann nicht von allen sprechen - das kann man eigentlich nirgendwo.
Es ist ja so, dass sich das generische Maskulinum über Jahrhunderte hinweg etabliert hat, genauso wie viele grammatikalische Regeln. Die Sprache war und ist ja immer im Wandel, aber diese Form wird auf jeden Fall schon sehr lange angewendet und es hat auch immer funktioniert. Viele Menschen sind damit auch vertraut und wissen, was gemeint ist. Natürlich kann man das Ganze hinterfragen und das ist sicher auch nicht verkehrt. Es hätte auch genauso gut sein können, dass früher alle Menschen die grammatikalisch weibliche Form verwendet hätten und heute das generische Femininum die Norm wäre. Das generische Maskulinum ist auch kürzer als die feminine Form. Also "Lehrer" ist kürzer als "Lehrerinnen". Ebenso stellt es die Grundform da - für die weibliche Form wird da ja noch eine Endung rangehangen. Nur mal so am Rande mit erwähnt.
Wenn ich jetzt ehrlich bin, dann kann man keine Lösung finden, die für alle passend ist. Überall wird es Leute geben, die sich nicht angesprochen fühlen. Zudem kann man auch nicht einfach sagen, dass man jetzt einfach mal anders spricht. Das wird nie funktionieren. Also die ganze Debatte ist auf jeden Fall sehr schwierig und eine Lösung gleicht der Suche nach dem Heiligen Gral.
Ich denke das nicht nur, sondern ich halte das für erwieseen. Die gesellschaftlöiche Entwicklungh der letzten Jahrzehnte hat das allerdings auch deutlich abgeschliffen, so dass ich mir nicht sicher bin, ob das im Streben um eine Gleichberechtigung wirklich die allerwichtigste Frage ist.
Diskriminierung findet eher woanders statt.
Zum einen müßte das dann ja auch umgekehrt gelten. Meines Wissens behauptet aber niemand, daß man bei "Person", "Wache" oder "Koryphäe" eher an eine Frau denkt.
Zum anderen müßte es dann z.B. in englischsprachigen Ländern, in denen "engineer" und "nurse" geschlechtsneutral sind, mehr weibliche Ingenieure und mehr männliche Krankenschwestern geben als bei uns. Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall.
Manchmal vielleicht. Aber sobald man bewusst eine halbe Sekunde drüber nachdenkt, denkt man an beide Seiten.
Dann gehen wir doch den radikalen Schnitt und führen ab sofort das generische Femininum ein. Das ist so gut oder schlecht, wie das andere auch.