Liebe Elaine23,
die Fragen der Liebe und all das, was mit ihr zusammenhängt, sind wohl der zentrale Knotenpunkt unseres menschlichen Lebens. In den Fragen der Liebe läuft alles zusammen, und daher kann ich verstehen, dass Deine Sehnsucht nach einer Frau an Deiner Seite Dich sehr bewegt und sich wie ganz von alleine in den Vordergrund schiebt – auch und gerade in allem, was Dir durch Kopf und Herz geht, wenn Du an die neue Gemeinde denkst, die Du Dir nun ausgesucht hast und in der Du ja tatsächlich mit vielen anderen – und sehr unterschiedlichen – Frauen zusammen leben und gestalten wirst.
Zwei Stichwörter in Deinem Text sind mir aufgefallen, so dass ich kurz auf sie eingehen will. Das eine ist das Stichwort vom »ankommen / angekommen sein«. Das schreibst Du: »Jetzt, da ich in meiner neuen Gemeinde angekommen bin…«. Das eine ist ja immer das physische, rein äußerliche Ankommen, so wie ein Zug in einen bestimmten Bahnhof einläuft, in einer bestimmten Stadt ankommt. Und auf diese Weise können wir alle zunächst auch einmal in einer neuen Kirchengemeinde ankommen. Dann sind wir »angekommen«, wenn wir uns für eine bestimmte Gemeinde entschieden haben, wenn wir also beschlossen haben, diese oder jene Gemeinde zu unserer neuen spirituellen Heimat zu erwählen. Das ist tatsächlich eine Art von »Ankommen«. – Das eigentliche »Ankommen« wird aber wohl tatsächlich immer das innere, psychische Ankommen bleiben: die wahre Akzeptation durch die neue Umgebung (Gemeinde), die tatsächliche Aufnahme als gleichwertig in die neue Umgebung / Gemeinde. Und je frischer das äußere Ankommen noch ist, desto weniger kann bereits von dem »wahren« Ankommen bereits die Rede sein, das ja auch einschließt, einen eigenen Platz und auch ein eigenes Aufgabenfeld, eine eigene Position innerhalb der Gemeinde gefunden zu haben und für bestimmte Fragen und Gebiete im Laufe der Zeit »die« Ansprechpartnerin geworden und auch im Bewusstsein der andere als solche »verankert« zu sein. Und all die Fragen, die Du im ersten Teil Deines Eintrags gestellt hast, gehören ja genau in diesen Prozess hinein, der immer seine Zeit beansprucht, und sind aber ja noch nicht beantwortet. Du brauchst einfach, denke ich, noch Zeit für das »Ankommen«. Und die Zeit wird es auch sein – und niemand sonst –, die Dir Deine Fragen irgendwann wird beantworten können. Vielleicht fährst Du am besten, indem Du Dir selbst und auch allen anderen (Frauen) gegenüber ehrlich bleibst, ohne Dich unter Druck zu setzen und jede Begegnung mit einer anderen Frau heimlich oder sogar unbewusst unter dem Blickwinkel von Sich-Verlieben und potentieller Partnerschaft zu sehen. Denn wirkliche Zuneigung wird sich niemals forcieren lassen. Wir müssen sie uns schenken lassen. Alles, was wir tun können – und dann aber vielleicht auch tun *sollten* – ist, uns mit unserer Biographie zu versöhnen, – was zu meinem zweiten Stichwort führt.
Denn das andere Stichwort, das mir aufgefallen ist, ist das von den »alten Wunden«. Du hast gewiss Recht, dass sie nach Heilung verlangen. Und sie verdienen sie auch, daran gibt es keinen Zweifel. Irgendwo tragen wir alle unsere Narben. Es ist wichtig, dass wir uns ihnen widmen. Tun wir das nicht, dann sind sie – je nachdem, welcher Art und wie schwer sie sind – unter Umständen in der Lage, womöglich unser ganzes Leben zu behindern, ja zu verhindern, auch und insbesondere im Lebensbereich »Liebe, Ehe und Partnerschaft«. Weil das oft genug nicht gelingt, wenn wir alleine versuchen, »irgendwie« »damit« klarzukommen, kann es helfen und uns weiterbringen, uns in Form einer Therapie auf dem langen Weg zu uns selbst begleiten zu lassen. –
Das war es, was mir spontan eingefallen ist; Du kannst Dir daraus jetzt einfach »nehmen«, was Dir brauchbar erscheint.
Herzliche Grüße
Achim