Die Frage ist ja schon etwas älter, aber da ich gerade darauf gestoßen bin und gerade jetzt die Serie sehe, antworte ich mal, zumal hier einige falsche Antworten sind.
Generell sind Wikias zu Serien eine gute Quelle. Blakkroze hat das ganz gut gemacht, nur leider ist seine Quelle unzuverlässig. (https://merlin.fandom.com/de/wiki/Merlin_-_Die_neuen_Abenteuer_Zauberspr%C3%BCche) Die Angabe, dass die Sprüche in Walisisch seien, war wohl eher Wunschdenken des Menschen, der den Eintrag verfasst hat. Andererseits wäre das aber auch logisch, da die alten Briten eine Sprache gesprochen haben, die dem heutigen Walisisch ähnlich gewesen sein muss.
Ehrlich gesagt hab ich nicht wirklich auf die Zaubersprüche geachtet, aber soweit ich da reingehört habe, klingen sie nach Altenglisch ("Anglo-Saxon", Angelsächsisch), verwandt mit Altsächsisch (Vorläufer des Plattdeutschen) und Althochdeutsch. Ich bin aber nicht sicher, ob das auf alle Sprüche zutrifft.
Mein Problem bei der Analyse wäre, dass ich Walisisch nicht kenne und in Altenglisch nicht wirklich bewandert bin. Klassisch kennzeichnend für Altenglisch (wie für alle nordseegermanischen Sprachen, also auch Altsächsisch und Friesisch) sind die Diphthonge (Doppelvokale) ea, eo; das „th“ (graphisch als þ – stimmlos wie in „thunder“, „thorn“ - oder ð – stimmhaft wie in „the“, „that“ realisiert), das rollende „r“, das es im heutigen Englischen nicht mehr gibt, aber im Friesischen noch verwendet wird. All das taucht in den Zaubersprüchen auf. (Nur weiß ich eben nicht, ob es das im Walisischen nicht auch gibt …)
Gerade habe ich Staffel 1, Episode 7 gesehen, „Auf dem Wege nach Avalon“, die Folge mit den Sidhe, die zurück zu ihrem Volk wollen. In einer Kampfszene verwendet Merlin den Spruch „Forbærnan firgenholt“. Das ist definitiv Altenglisch. Forbærnan ist der Infinitiv von dt. verbrennen – for = ver, bærnan = brennen; die Vertauschung des ersten Vokals mit dem „r“ (Metathese: Umstellung eines Lautes oder Vertauschung von Lauten innerhalb von Wörtern) ist recht häufig bei germanischen Sprachen, vgl. neuhochdeutsch Brunnen, altenglisch burna, neuenglisch burn, altsächsisch born, plattdeutsch Born; deutsch Christiane, niederdeutsch Kirsten. Firgen ist altenglisch für Berg, auch Bergwald, holt meint sowohl Holz als auch Gehölz.
Altsächsisch wäre das „farbrėnnian bergholt“. Der Infinitiv ergibt natürlich keinen Sinn, es müsste ein Imperativ sein (Befehlsform); „Bergholz“ ergibt auch nicht wirklich Sinn, das Wort habe ich trotz Suche nicht gefunden, aber ich vermute, da „firgen“ auch Bergwälder bezeichnet, dass es sich um Krüppelholz handeln soll, da der Spruch in der Szene sich auf einen Aststumpf bezieht. Andererseits darf man bei jemandem, der einen Infinitiv nicht vom Imperativ unterscheiden kann, vielleicht auch nicht zu viel erwarten …
Die Anglistin Bettina Breitenberger hat eine Arbeit genau zu dem Thema verfasst: Merlin, Magie und fauler Zauber? Analyse altenglischer Zaubersprüche in der Serie "Merlin", in der sie die Sprüche als Altenglisch identifiziert und sich mit ihrer grammatischen Korrektheit befasst ... Dort finden sich auch weitere Beispiele altenglischer Zaubersprüche aus „Merlin“.
Das wird vom englischen Wikipedia-Eintrag zur Serie bestätigt: „The Old English for spells was written by university scholar and medievalist Dr. Mark Faulkner,[7] and later by the script editing team." (https://en.wikipedia.org/wiki/Merlin_(2008_TV_series)
An sich ergibt Altenglisch keinen Sinn, da die Briten, zu denen Merlin, Artus und Co. gehörten, natürlich kein Angelsächsisch gesprochen haben, sondern das keltische Britannisch. Sie haben ja eben gerade Britannien gegen die Angeln, Sachsen und Jüten verteidigt. Altenglisch ist das Ergebnis der Verschmelzung der Sprachen (oder besser Dialekte) der germanischen Eroberer. Aber in einer Folge taucht auch der Fürst von Mercia auf, und Mercia ist ein sächsisches Königreich in Britannien ca. 200 Jahre später. Deren König hätte tatsächlich Altenglisch gesprochen, also dieselbe Sprache, in der die Zaubersprüche abgefasst sind. Und er hätte kein Wort von dem verstanden, was Uther da von sich gibt. Aber als es Mercia gab, waren Uther und Co. auch schon lange tot. (Und der Sage nach war Merlin ja auch schon ein alter Mann, als er zu Artus‘ Mentor wurde.)
Man darf von solchen Serien keine historische Korrektheit erwarten.