Ich möchte meine Antwort etwas differenzieren.
Wenn es darum geht, verunsicherten Menschen ein Gefühl des Angekommenseins zu vermitteln, finde ich es vollkommen okay. Manche haben es eben nicht so leicht, sich als Männlein oder Weiblein zu identifizieren und da kann es megahilfreich sein, sich irgendwie "einsortieren" zu können. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, auch wenn es bei mir nicht ums gendern geht, sondern eher darum, meine etwas spezielle Art erklären zu können. Heute ist es mir wurscht, aber damals bin ich mir immer vorgekommen wie auf einem fremden Planeten, da hat es mir total geholfen, so etwas wie eine Diagnose zu bekommen. Von daher: In solchen Fällen finde ich es wirklich gut, dass Menschen mit unklaren Empfindungen ihren Platz im Leben finden können.
Aaaaber... - was diese unsägliche Selbstbeweihräucherung der Weiblichkeiten angeht, schäme ich mich mittlerweile, eine Frau zu sein.
Gleichbereichtigung, JA, natürlich!
Gleiche Bezahlung: Selbstverständlich!
Aber darum gehts doch schon lange nicht mehr. Wann habe ich je von den Jungs Lobhudeleien über Männerpower gehört? Noch nie! WIR haben vor 40, 50 Jahren für unsere Freiheiten gekämpft und heute sind wir verklemmter als in den 60ern und 70ern.
Klar war es wichtig, sexuelle Übergriffe bei abhängigen Frauen und natürlich auch Männern anzuklagen, aber da geht es um Machtmissbrauch, der weiß Gott nicht nur Frauen zum Opfer macht. Nun war ich allerdings immer ein Weiblein, das sich zu wehren wusste und mir ist klar, dass das nicht alle können - aber auch DAS betrifft nicht nur die Weibleins.
Das ganze Ding ist völlig aus den Fugen geraten. Natürlich ist es von Vorteil, dass langsam mehr Frauen in Führungspositionen kommen, aber seien wir mal ehrlich: Die Frauen, die machtvolle Stellungen erreichen, sind nur in den seltensten Fällen die weiblichsten. Es wurde auch nachgewiesen, dass Frauen in Führungspositionen in den meisten Fällen höhere Testosteron und vor allem Serotoninspiegel haben und dadurch angstfreier agieren können. Es ist also weniger eine Frage des Geschlechts als eine der Hormone, dass es weniger Frauen als Männer an der Macht gibt. Frauen SIND eben anders als Männer und das ist GUT so und soll auch so bleiben.
Ich bin in eine Familie geboren worden, in der Mammi und Pappi total gleichgestellt waren. Und damit bin ich auch aufgewachsen und gar nicht auf die Idee gekommen, dass Frauen weniger Rechte haben. Meine erste blöde Erfahrung diesbezüglich hatte ich, als ich mich für einen Ausbildungsplatz als Bereiterin Richtung Zucht und Haltung beworben hatte und ausschließlich Absagen bekam, weil damals in den 70ern (fast) nur Jungs angenommen wurden.
Also habe ich mich auf Anraten meines Vaters kurzfristig für eine Lehre im Einzelhandel entschieden, um parallel weiter nach einem Ausbildungsplatz in meinem Traumberuf zu suchen. Wenige Monate später starb mein Vater ganz überraschend und ich habe mich aus freien Stücken entschieden, nicht mehr zu wechseln. Aber ich bin echt nicht auf die Idee gekommen, dass ich als Frau weniger Rechte habe. Klar wusste ich, dass Frauen weniger verdienten als Männer und ich habe mich auch dafür stark gemacht, dass das geändert wird, aber das war eine Frage der Ökonomie und nicht eine der Wertigkeit als solche. Ein paar Jahre später habe ich ein Praktikum als Schreiner gemacht und das lief auch total problemlos ab. Ich habe mich dann aus rein körperlichen Gründen dagegen entschieden (Skoliose), sonst hätte ich dort auch arbeiten können und den gleichen Lohn wie die Jungs dort bekommen.
Aber was jetzt abgeht finde ich grässlich, wirklich entsetzlich. Die ganze erkämpfte Freiheit ist am Ar*** und man hat Angst, etwas Falsches zu sagen. Wo gibts denn heute noch einen Mann, der sich trauen darf, einer Frau hinterher zu pfeifen? Weil ich das klasse fand - warum auch nicht? Für mich war das immer ein Kompliment und so war es auch gemeint. Es war ja an mir, darauf einzugehen oder nicht.
Für mich ist es ganz eindeutig so, dass Frauen sich mit diesem übertriebenen Krempel nur selbst schaden - und natürlich auch den Männern. So verkrampft wie heute sind wir in meiner Jugend nicht miteinander umgegangen. Schön ist definitiv anders und wie ich oben schon geschrieben habe: Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich mich mitunter in Grund und Boden dafür schäme, zum gleichen Geschlecht zu gehören wie so einige "Kampfemanzen" und habe dann immer das dringende Bedürfnis, mich bei den Jungs für meine Geschlechtsgenossinnen zu entschuldigen.