Ist Camping Verarsche?

Ich finde Camping maßlos überteuert. Da ich nur ein Zelt habe, wollte ich im Spreewald zelten. Die Nacht hat dort ca. 40 Euro gekostet, ich weiß es gar nicht mehr genau, aber maßlos überteuert. Das hab ich natürlich nicht gemacht, weil ich es eine Unverschämtheit finde, für so wenig Komfort so viel Geld zu verlangen. Campen und zelten ist ja immer auch Abenteuer, wenn man nur ein Zelt hat. Die Leute, die da in ihren dicken Wohnmobilen stehen, haben mehr Comfort und können auch 40 Euro für eine Übernachtung auf dem Campingplatz zahlen.

Es gibt aber auch kleinere Campingplätze, die noch halbwegs faire Preise für Leute mit Zelt haben, aber 15 Euro pro Nacht musste ich auch schon zahlen. Dafür dass man nur sein Zelt auf die Wiese stellen darf und ansonsten die Toiletten und Duschen nutzen darf, ist das auch nicht gerade günstig. Man kommt sich da mittlerweile dumm vor, weil Campen offenbar nur noch was für Wohlhabende ist.

Ich würde gerne einfach so in der Natur zelten, aber das ist bis auf in Mecklenburg-Vorpommern verboten in Deutschland, soweit ich weiß. Mich stört es auch, dass in Deutschland alles mögliche verboten ist. Ohne Zelt darf man aber draußen nächtigen, das ist mir nur zu kompliziert. Früher gab es auch günstige Jugendherbergen, heute kostet eine Übernachtung in der Jugendherberge 70 Euro pro Nacht und dann braucht man auch noch eine Mitgliedschaft für ein ganzes Jahr. Auch das ist nur noch was für Reiche. Ich würde 20 Euro pro Nacht in einer JuHe bezahlen. Soviel hat das auch vor ca. 10 Jahren noch gekostet. Heute richtet sich alles nur noch an Leute, die Geld haben und die Mittel- und Unterschicht kann sich nicht mal mehr einen wirklich einfachen Urlaub (Jugendherberge oder Campen) leisten.

Frustriert mich immer mehr,. Wenn nicht endlich anders gewählt wird, wird das alles noch schlimmer.

Verarsche würde ich es auch nicht nennen, aber mit Sicherheit ein Wandel um 180 Grad. Das unkonventionelle und minimalistische ist komplett weg. Heute fahren Leute mit Wohnmobilen auf Plätze, für die man sich ein gehobenes Haus bauen könnte. Dann werden die Seiten ausgefahren und die Mobilvilla steht da. Hat mit Camping nix mehr zu tun.

Diesen Hype gibt es auch im Wassersportbereich und er führt dort dazu, dass man z.B. an der deutschen Ostseeküste kaum noch irgendwo einen festen Liegeplatz bekommt, dass in der Saison Häfen gerammelt voll sind und dass z.B. auch der Markt an preiswerten Gebrauchtbooten quasi leergeräumt ist.

An Land geht kaum noch was ohne vorherige Platzreservierung und selbst in den kleinsten Festlandshäfen der Küstenländer muß man sich die bescheidenen Sanitäranlagen inzwischen mit Battalionen von Wohnmobilreisenden teilen, für die von geschäftstüchtigen Kommunen mal eben einfach ungenutzte Flächen in Hafennähe als Stellplatz ausgewiesen wurden.

Dem Hype geht aber inzwischen langsam schon wieder die Luft aus, da viele dieser Leutchen einfach während des Corona-Irrsinns eine Ausweichmöglichkeit aufgrund der idiotischen Beschränkungen gesucht haben und inzwischen feststellen, das Camping, " Van Life " oder eigenes Boot eben doch deutlich umständlicher und auf Dauer unbequemer sind, als all inclusive am Goldstrand.

Es gab schon immer volle und übervolle Campingplätze, genauso wie es heute immer noch wunderschöne Plätze gibt, die nicht überlaufen sind.

Ja, es gibt mehr Camper und Wohnmobile. Das mag aber auch damit zusammen hängen, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich Urlaub leisten können, die vielleicht nicht unbedingt fliegen oder eine Kreuzfahrt machen wollen etc...

Ich habe seit 7 Jahren ein kleines Wohnmobil und dass es irgendwo wirklich komplett voll oder überlaufen war, habe ich in dieser Zeit 2-3x erlebt. Aber mich ziehen auch üblicherweise nicht die Hotspots an, wo alle hin "müssen" und ich bin nicht in der Haupt-Ferienzeit unterwegs.

Siehe unten. Total "überfüllter" Campingplatz in Dänemark, Juni 2022.

Stimmt, und teilweise teurer als Airbnb