Zimmer wird nicht warm trotz Heizen

7 Antworten

Die Wärme der Heizanlage wird über den Heizkörper auf zwei Wege in den Raum gebracht:

  1. konvektive Wärme (Warmluft)

  2. Wärmestrahlung

Die Heizkörper unterschiedlicher Bauart bringen bauartbedingt unterschiedliche Anteile von konvektiver Wärme und Wärmestrahlung in den Raum. Vereinfacht lässt sich sagen, je größer die einfache (glatte/ebene) Heizfläche, um so größer der Anteil an Wärmestrahlung, je zerklüfteter der Heizkörper, desto größer ist der Anteil an konvektiver Wärme. Mit zunehmender Vorlauftemperatur steigt der Anteil an konvektiver Wärmeabgabe. Flächenheizungen mit geringen Vorlauftemperaturen bieten demnach den größten Anteil an Wärmestrahlung.

Was ist der Unterschied zwischen Wärmestrahlung und konvektiver Wärme für den Raum?

Warmluft steigt naturgemäß nach oben. Kühlt sie dort aus, fällt die schwerer werdene Luft wieder nach unten auf den Boden. An Aussenwänden (Auskühlflächen des Raumes) gibt die Luft ihre mitgeführte Wärme an die kühlere Wand ab (Temperaturausgleich). Dabei wird die Luft dichter und schwerer und fällt hier verstärkt nach unten und** sorgt für kalte Füße und kalten Fußboden.** Kühlt Luft aus, steigt aber gleichzeitig die relative Luftfeuchtigkeit. Die Wandoberfläche übernimmt durch Feuchteausgleich das Feuchteniveau der vorbeiströmenden Luft. Die Wand feuchtet auf - Schimmelgefahr!

Feuchte Wände dämmen schlechter. J. S. Cammerer hat bereits vor Jahrzehnten festgestellt, dass der Vollziegel bei 4% Feuchte bereits 50% und bei 10% Feuchte schon 77% des ursprünglichen Dämmwertes (100% bei 1 Gewichtsprozent Feuchte) verloren hat! Trockene Wände sind also enorm wichtig für gute Dämmwerte und geringe Heizkosten!

Die Wärmestrahlung erwärmt dagegen Oberflächen (Wandflächen, den menschlichen Körper, etc.) direkt und lässt Luft kalt. Die Luft erwärmt sich dann zweitrangig an den warmen Oberflächen. Bei dieser Erwärmung der Luft an der Oberfläche, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit. Die Luft bekommt ein größeres Wasserdampfaufnahmevermögen. Die Wände werden durch Wärmestrahlung getrocknet und trocken gehalten. Der gute Dämmwert wird wieder hergestellt, bzw. hoch gehalten.

Demnach muss es also Ziel sein, einen Raum mit möglichst viel Wärmestrahlung zu erwärmen, um

  1. gleichmäßig warme und trockene Oberflächen zu erhalten (Behaaglichkeit und Schimmelprävention)

  2. die Luftbewegung durch geringen konvektiven Anteil zu vermindern, was Staub und Keime absinken lässt (Gesundheitsprävention)

  3. trockene Bauteile für gute Dämmwerte zu erhalten (Heizkosteneinsparung)

  4. etwas geringere Raumlufttemperatur (diese stell sich bei hohem Anteil an Wärmestrahlung ein) bedeuten geringere Lüftungswärmeverluste

  5. vermindertes ungenutztes Warmluftpolster unter der Zimmerdecke, was an Aussenwänden zu erhöhten Wärmeverlusten führt (Heizkosteneinsparung)

Sind Wandoberflächen in einem Raum warm, so heizt man die Raumluft automatisch weniger warm, da sich die Behaaglichkeit bei geringeren Raumlufttemperaturen einstellt, da der menschliche Körper überwiegend im Strahlungsaustausch mit seiner Umgebung befindet. Da früher die Öfen einen hohen Anteil an Wärmestrahlung lieferten, sieht man an alten Zimmerthermometern den dicken Strich oft bei 18°C, da sich hier schon die Behaaglichkeit mit warmen Wänden einstellte.

Auch ist die frostig-kalte Aussenluft im März am Osterfeuer völlig egal, wenn man nahe dem Feuer steht und nur die Wärmestrahlung empfängt. Die konvektive Wärme vom Feuer zieht ja nach oben, die kann uns am Feuer nicht wärmen.

Die Heizanlage ist also auf einen möglichst hohen Anteil an Wärmestrahlung für eine gleichmäßigere Temperaturverteilung im Raum auszurichten. Auch sind warme Heizrohre unten vor allen Aussenwänden wirksam gegen kalte Stellen. Hierbei kann ggf. auch die hydraulische Heizleiste (mal googeln) Verwendung finden. Der lufterhitzende und damit heizkostensteigernde Heizkörper (Typ 33) unter dem Fenster sollte demontiert werden und durch einen dünnen Plattenheizkörper (Typ 10) ersetzt werden. Der Typ 10 hat allerdings bei gleicher Breite und Bauhöhe deutlich weniger Heizleistung - er muss entsprechend breiter dimensioniert werden. In Verbindung mit Heizleisten lässt sich die Wärmeleistung auch so in den Raum bringen. Aussenwanddämmung führen durch die dichte Wetterschutzbeschichtung sehr oft zu einem höheren Feuchtigkeitsniveau der sorptiven Wand dahinter. Das ist für das Fachwerk tödlich! Wenn Dämmung erforderlich ist, dann kapillaraktive Innendämmungen (gerne werden im Fachwerkhaus Strohdämmmatten in Lehmputz eingelegt und darauf eine Wandheizung in der letzten Putzlage). Eine Wandheizung schützt die Dämmung vor einwandernden Raumluftfeuchte, da die Raumluft an der wärmeren Wandfläche trocknet. Dampfbremsen, etc. sind hier überflüssig. Die Wand bleibt trocken und mit hohem Dämmwert.

Hier gibt es weiterführende Informationen, u.a. zu den Wärmestrahlungsanteilen von diversen Heizkörpern:

http://energieberatung.ibs-hlk.de/grundl_wasys_hk&konv.htm

Onki73  26.12.2014, 00:31

Kleine Ergänzung, da sich mein Erfahrungsschatz erweitert hat:

Inzwischen neigt sich in meinem Altbau die "Notbeheizung" durch Kachelofen und Propangasstrahler dem Ende entgegen. Die reguläre Gasheizung ist in Betrieb gegangen und die ersten Heizleisten im Haus konnten angeschlossen werden.

Die Wirkung haut mich aus den Socken. Vorher gab es im EG deutliche Zuglufterscheinungen da die Warmluft, vor allem die vom Propangasheizer durch noch fehlende Zwischentüren ungehindert über die Treppe ins OG strömte und von dort die Kaltluft wieder herunter, so dass es im EG einen regelrechten "Kaltluftsee" über dem Fußboden gab. Die Folge waren kalte Füße.

Nun wird das EG mit Heizleisten beheizt, welche viel Wärmestrahlung in den Raum geben. Dadurch werden alle Oberflächen gut erwärmt (auch der Fußboden) und die kühler gehaltene Luft neigt nicht mehr so sehr ins OG zu strömen um von dort aus als Kaltluft wieder nach unten zu kommen. Es ist deutlich fußwärmer geworden.

Insgesamt hat das Wohnzimmer eine Lufttemperatur von nun 18-20°C und es ist damit sehr behaglich warm. Man kann sich an die Aussenwand lehnen ohne ein Kältegefühl zu bekommen. Im halben Meter über den Heizleisten hat die innere Wandoberfläche der Aussenwand so 24-29°C, weiter höher dann in etwa Raumlufttemperatur (+/- 0,5°C). Auch die Zimmerdecke hat Raumlufttemperatur, was darauf schließen lässt, dass keine konvektive Wärme bis zur Decke aufsteigt und die Raumluft damit ruht und die Staubbelastung zu Boden sinkt.

Also, ich denke, die Lösung für Dein kaltes Zimmer und dem kalten Fußboden liegt in der generellen Erhöhung der Heizleistung für den Raum mit einem möglichst hohen Anteil an Wärmestrahlung zur gleichmäßigen Wärmeverteilung und Eliminierung des "Kaltluftsees" über dem Fußboden.

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ist es ein fachwerk, oder ein gemauertes gebäude? wenn würde ich dazu raten das fenster baldig, wenn´s die tempratur erlaubt, gegen thermofenster zu tauschen und die fassade zu dämmen, bei fachwerk musst du mal entsprechende dämm methoden suchen,

sonst für den notfall einen kohle oder Pelletofen anschaffen, wenn ein anschluss an den schornstein besteht

ConnyBLN  04.12.2014, 14:23

hatten das selbe phänomen im wohnzimmer unserer mietwohnung bis zur sanierung

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lavamat 
Fragesteller
 04.12.2014, 14:25
@ConnyBLN

Was wurde denn bei deiner Sanierung alles gemacht?

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ConnyBLN  04.12.2014, 14:45
@lavamat

wärmedämmung an der fassade, thermo schallschtz fenster und türen wegen der autobahn,

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lavamat 
Fragesteller
 04.12.2014, 14:24

Fachwerk, aber von aussen Verklinkert. also ist eine nachträgliche Dämmung von Außen eher schlecht. Fenster ist ja wie gesagt zwar alt aber dicht und doppelt verglast.

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Lüftest du regelmäßig? (Fenster komplett auf ) Alte Luft kann man schlechter heizen. Wenn ich 3 Tage nicht Lüfte komme ich nur noch auf 17 Grad. Wenn ich dann 10 Minuten Lüfte hab ich nach 1h Heizen 23 Grad im Zimmer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Selbst wenn der Heizkörper tatsächlich 2700 Watt abgibt, ist das nicht üppig für einen 25 m² großen Raum mit zwei nicht gedämmten Außenwänden. Als das Haus erbaut wurde, hätte man Temperaturen um die 16 Grad im Schlafzimmer aber wahrscheinlich auch noch als tropische Hitze empfunden :-)

Also entweder weitere Heizkörper installieren oder Pantoffeln anziehen.

lavamat 
Fragesteller
 04.12.2014, 14:33

Naja das ding ist ja dass, der Vorbesitzer hat vor 3 Jahren die Heizung erst eingebaut, Früher war im OG kein einziger Heizkörper und in den Schlafzimmern auf KEIN ofen... da muss ja im Winter Minus Grade im Raum gewesen sein

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Es liegt nahe, dass der Heizkörper einfach zu klein für das Zimmer ist, wenn andere Räume warm werden. Wenn über dem Schlafzimmer ein Dachboden ist, könntest du dort Glaswolle (bekommst du in jedem Baumarkt) auslegen. Das spart Heizkissen und löst ( hoffentlich) das Problem mit dem zu kleinen Heizkörper.

lavamat 
Fragesteller
 04.12.2014, 15:07

Hi Glaswolle sowie Dampfsperre hab ich schon auf dem dachboden ausgerollt :(

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hundeliebhaber5  04.12.2014, 15:54
@lavamat

Da haben wir den Fehler: Dampfsperre kommt nach innen, nach aussen die Dämmung. Ich vermute die Decke hat sich mit Feuchtigkeit vollgesogen und dämmt jetzt noch weniger. Ein Baufehler. Die Wände haben ja von aussen kalt. Wenn du jetzt aussen die Sperre drauf machst, kommt die Feuchte und die Dämmung saugt sich voll. Stell dir vor, du ziehst einen Pullover an und wickels firschhaltefolie drüber. Wenn du schwitzt saugt sich der Pullover voll. Tust du den Pullover nach aussen und die Folie nach innen, bleibt der Stoff trocken und wärmt. Verstehst du? Jetzt ist die Decke nass. Die Dampfsperre hätte nach innen ins Zimmer gehört.

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