Würdet ihr eigentlich mit einer schwerbehinderten Person zusammen sein können?

Das Ergebnis basiert auf 9 Abstimmungen

Nein 78%
Ja 22%
Genau862  01.02.2022, 01:23

Geistig oder körperlich behindert?

6 Antworten

Kommt drauf an.

Wenn ich jemanden mit dieser Behinderung kennenlernen würde, vermutlich nicht, auch, weil ich mich überfordert fühlen würde und Angst vor einer asymmetrischen Beziehung hätte (dass ich teilweise Betreuerin statt Freundin wäre oder Pflegerin statt Freundin).

Aber: Wäre ich in einer langjäjhrigen Beziehung und der Partner würde eine Behinderung durch Unfall oder Krankheit erwerben, würde ich erst mal versuchen, bei ihm zu blieben und ihn auch zu unterstützen. Im Vorfeld kann ich natürlich nicht sagen, wie lange ich das durchhalten würde, ob es mich irgendwann überfordern oder frustrieren würde. Wenn ich Dokus sehe, bei denen Partner ihre pflegebedürftigen Partner betreuen und dann nur EINE STUNDE "frei" in der Woche haben, in der eine externe Betreuungsperson einspringt, wenn ich sehe, dass diese betreuenden Partner in der Wohnung gar keine Freizeit mehr haben, weil jederzeit der Partner Hilfe brauchen könnte und man ihm oft auch im Tagesablauf bei fast allem helfen muss, nebenbei als Gesprächspartner zur Verfügung stehen muss, weil er Sozialkontakte eingeschränkt hat, also wirklich fast keine Minute mehr für sich hat - dann glaube ich nicht, dass ich so etwas mehrere Jahre durchhalten würde.

Anders sähe es sicherlich bei jemandem aus, der mit einer Behinderung geboren worden wäre oder sie früh erworben hätte und selbst größtenteils damit zurecht käme.

Trotzdem würde ich bei einer geistigen Behinderung ablehnen. Ich bin selbst mit einem geistig behinderten Bruder aufgewachsen und einmal bekam ich ein skurriles Angebot. Da hatte ich mich beim Bowling mit einem jungen Mann unterhalten, der wohl auch eine geistige Behinderung hatte und in der Folgewoche sprach mich seine Mutter an, ob ich nicht mit ihm zusammenkommen/ zusammenziehen und mich um ihn kümmern wollte, er hätte mich so nett gefunden. Hätte ich da zugesagt (was absolut außer Frage stand!), wäre das eine sehr assymmetrische "Beziehung" geworden, in der ich dann wohl mehr den Part von Gesellschafterin und Betreuerin übernommen hätte.

Auf der einen Seite: Natürlich sollten geistig Behinderte auch Partner finden! Mein Bruder hat sich das immer gewünscht und fand irgendwann auch eine Freundin, die ebenfalls eine geistige Behinderung hatte. Die beiden haben quasi in Kindersprache kommuniziert, ständig gekichert usw.

Wie wäre es, wenn einer von beiden einen nicht behinderten Partner gehabt hätte? Welche Rolle hätte der gespielt? Er hätte sich nie auf Augenhöhe mit dem Partner unterhalten können, viele Hobbys nicht teilen können, wäre ständig Fast-Elternteil gewesen in verschiedenen Aspekten des (Zusammen-) Lebens. Wäre das nicht für beide unfair gewesen?

Bei meinem Bruder habe ich beobachtet, dass er mit anderen geistig Behinderten, z.B. während eines "Urlaubs" in einem betreuten Wohnheim, ganz anders umging als mit uns. Da wurde gekichert, sich gekitzelt, gejohlt etc.- alles Dinge, die er mit uns (Geschwistern, Eltern) nie machte. Da merkte man, dass ihm in einer Familie, in der er der Einzige mit seiner Behinderung war, doch etwas fehlte, eine soziale Komponente, die wir nicht bieten konnten.

Umgekehrt würde aber doch auch einem Nichtbehinderten etwas fehlen, wenn sein Partner ihm intellektuell ständig in allem extrem unterlegen wäre, oder nicht? Und mMn würde das auch Möglichkeiten der Manipulation und ggf. des "Missbrauchs" bieten, nicht zwingend sexueller Art, sondern mehr durch Machtgefälle in der Beziehung.

Ja

Ich liebe einen Menschen wegen seines Charakters, nicht wegen seinen Fähigkeiten.

Vor allem ist nicht jede Person mit einer Schwerbehinderung (GdB von 50 oder höher) auch vollständig unselbstständig. Viele Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung haben einen Schulabschluss auf einer Regelschule gemacht, leben alleine, arbeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity

Das kommt auf die Behinderung und letzlich die Person drauf an. Ein Querschnitt, ein fehlendes Bein, Blindheit o.ä. wären für mich keine Hindernisse, solang die Person nicht im Selbstmitleid versinkt. Für mich ist in einer Beziehung aber z.B. ein Austausch wichtig...über alles mögliche quatschen etc. Ich bin selbst seit ein paar Jahren Rollifahrerin, habe ich vom Wesen her aber nicht wirklich verändert. Und ein Partner muss ja nicht zwingend zur Pflegeperson werden.

Eine Beziehung mit einer geistig behinderten Person wäre daher extrem unwahrscheinlich .

Nein

So ehrlich bin ich, das könnte ich nicht und würde es auch nicht wollen.


verreisterNutzer  01.02.2022, 01:25

Ok

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sccangel09  01.02.2022, 01:29
@sccangel09

Für die Nachwelt: Die Nachrichten wurden von ihm geändert, ich führe hier also keine seltsamen Selbstgespräche

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sccangel09  01.02.2022, 01:29
@verreisterNutzer

Ja natürlich war das Spaß.

Mensch, lass dir deinen gekränkten Stolz doch nicht so übel anmerken. Kommt nicht gut.

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Nein

Nein, auf keinen Fall.