Woher weiss ich den Leistungsfaktor (cos phi)?
Hallo zusammen,
bin gerade etwas am verzweifeln.
Und zwar möchte ich bei einer Firma die Standby-Verbräuche von deren Anlagen ermitteln, also die Wirkleistung ermitteln.
Grundsätzlich sind da alle Anlagen am 3-phasigen Drehstrom (Starkstrom) angeschlossen.
Die Stromwerte der Phasen messe ich jeweils einzeln mit einer Strommesszange, an der ein Messverstärker ist, an dem sich wiederum ein Datenlogger befindet.
Was ich rauskriege ist nun ein Sinus ähnlicher Verlauf (hat Oberschwingungen) in einem Koordinatensystem, das mir auf der Y-Achse Strom [A] und auf der X-Achse die Zeit in Sekunden anzeigt.
Die Software des Datenloggers kann den Effektivstrom (Ieff) berechnen...soweit so gut.
Was ich habe ist nun also jeweils von jeder Phase der Effektivstrom. Da die Anlagen alle in Sternschaltung sind, habe ich mir sagen lassen, dass ich die Wirkleistung nun folgend berechne:
P=P1+P2+P3 P1 = 230V * I1eff * cos(phi) P2 = 230V * I2eff * cos(phi) P3 = 230V * I3eff * cos(phi)
Nun weiss ich cos(phi) aber nicht?
Als E-tech Unwissender frage ich mich nun, woher ich den wissen soll, bzw. ihn rausbekomme?
Es sei angemerkt, dass der gesamte Konzern über eine Blindstromkompensationsanlage verfügt.
Bedeutet das für mich, dass cos(phi) 1 ist und somit garkein Scheinstrom an meiner Maschine ankommt?
Wenn nein: Wie krieg ich den doofen cos(phi) denn raus?
An der Maschine (ist ne Klimakammer für Thermo-Prüfungen) steht jedenfalls nichts -.-
Danke schonmal :)
3 Antworten
Der cos Phi steht typisch auf den Typenschildern der Geräte, bzw. kann man auch aus den Typenblättern entnehmen. Zumeist handelt es sich ohnehin um Motoren und wenn man die Leistung und Pol-Zahl hat, kann man den cos Phi auch aus gängigen Motorlisten abschätzen. Bei umfangreichen Beleuchtungsanlagen nicht ohmscher Art sollte man eher eine Messung machen, außer man bekommt konkrete Daten der Vorschaltgeräte.
Den cos Phi kann man natürlich auch messen, entweder mit der alten klassischen Methode (Winkeldifferenzmessung), die allerdings einige Nachteile mit sich bringt, oder mit modernen Mikroprozessor unterstützten Messumformern, wie z. B für Messung von Powerfaktor PF und Leistungsfaktor LF mit den Multimessumformern M1004, M563, DME4... von Gossen (und natürlich auch von anderen Herstellern). Die angewendete Mikroprozessortechnik ermöglicht den Übergang von der Winkeldifferenzmessung zur echten Leistungsfaktormessung.
Wenn du nur den Strom misst kannst du nicht sagen welchen cos Phi du hast. Dazu musst du schon auch den Phasenwinkel sowohl beim Strom als auch der Spannung messen. 10 A in reiner Strommessung sehen mit cos Phi = 0,5 genau so aus wie mit cos Phi = 1.
Rein theoretisch müsste man sowohl den Strom als auch die Spannung messen, um die Effektiv- und die Blindleistung voneinander zu unterscheiden. Die "Stromzähler" in den Haushalten tun dies übrigens.
Zur groben Abschätzung des Verbrauchs kann man natürlich 1 als Cos-Phi annehmen.
Die Blindstromkompensationsanlage nützt für diese Messung erst einmal nichts.
Hi Martin,
dass ich einfach 1 annehmen soll, meinte der Elektro-Azubi auch.
Problem ist, dass das ganze in eine Diplomarbeit soll => mit einer Annahme käme ich bei meinem Prof. nicht weit =/
Muss man die Spannung zusätzlich messen? Ist Ueff bei 3-Phasen-Wechselströmen nicht immer 230V pro Strang?
Sorry, falls die Frage etwas doof klingt. Aber leider habe ich was ganz anderes als Elektrotechnik studiert und noch nicht so den Durchblick =/
Entschuldigung für die etwas unsaubere Erklärung: Der Effektivwert der Spannung ist tatsächlich immer 230V pro Phase.
Mit "man muss auch die Spannung messen" meite ich, dass man neben der Messung des Stromes (z.B. mit einer Stromzange) auch noch die Spannung abgreifen muss, um den Cosinus Phi zu messen. Interessant ist dann allerdings nicht der Effektivwert der Spannung, sondern z.B. die Phasenlage. Diese könnte man bestimmen, indem man das Signal der Stromzange und die Netzspannung auf einem mehrkanaligen Oszilloskop anschaut.
Wenn der Strom nicht (annähernd) sinusförmig ist (z.B. bei Verwendung von Glühlampen-Dimmern), nützt übrigens auch der Cosinus Phi nichts, um die elektrische Leistung zu bestimmen.
Man muss in so einem Fall den zeitlichen Verlauf von Strom und Spannung messen und die elektrische Arbeit und Leistung folgendermaßen bestimmen:
W = Integral <t=0 bis T> u(t)*i(t) dt
P = W/T
Der "Stromzähler" in den Haushalten soll angeblich genau dieses oben dargestellte Integral für "W" messen.
den hier hab ich schon mal verbaut:
http://mueller-ziegler.de/html/ezw_prog.html
da ging es um das bedarfsgerechte Anfahren eines BHKW als Ausgänge stehen ein impulsausgang (zeitabstandmessung) oder ein 0-20 mA Ausgang (programmierbar) zur verfügung...
den Zähler gibt es mit eingebauten Wandlern für "kleinere" ströme oder Anschlüssen für externe wandler
lg, Anna
Hi Anna,
danke für den Tipp. So ein Gerätchen habe ich aber schon von Gossen Metrawatt. Im Moment nützt es mir aber nichts, weil mir die Splitcore-Wandler fehlen. Bis ich die mal von meiner Firma gekauft kriege, ist wieder n Monat dahin -.-
Muss leider erstmal mit Messzange etc. auskommen. Ist eigtl. kein Thema..WENN ich wüsste, welchen Leistungsfaktor man für Standby nimmt :)
LG Marcel
Danke für die Antwort :)
Auf dem Motor in der Klimakammer steht cos phi als 0,64 Aber der ist doch im Standby aus?
Mich interessiert ja nur die Standby-Leistung. Ich hab quasi die 3 Phasen (L1, L2, L3) gemessen und damit die Scheinleistung ausgerechnet.
Kann ich, um die Wirkleistung zu erhalten, nicht einfach cos(phi) mit 1 annehmen, weil ich direkt an der Stromzuleitung messe?