Wo habt ihr als Schüler oder Student euer Auslandsjahr verbracht?

3 Antworten

Von Experte stufix2000 bestätigt

Oh je, ich hoffe es geht dir bald besser! Bisher komme ich gut durch diese Saison, aber Ende ist Dezember ist bei mir immer die kritischste Zeit. Die letzten beiden Jahre lag ich für jeweils über eine Woche flach… :/

Ich habe mein Schüleraustauschjahr in Japan verbracht und übrigens mein Auslandssemester in der Uni, aber der Schüleraustausch war definitiv das größere Abenteuer. Natürlich habe ich mich damals auch selbst hin und wieder gefragt, ob ich eigentlich wahnsinnig bin, alleine so weit weg zu fahren; im Nachhinein muss ich jedoch sagen (auch wenn es für Außenstehende vielleicht nicht nachvollziehbar ist): Sooo krass war es jetzt nun auch wieder nicht. Bei aller Andersartigkeit, die einen in Japan erwartet, es ist immer noch der Planet Erde und die Menschen dort sind immer noch homo sapiens. Ich weiß noch, dass ich damals in den ersten Wochen fast mehr gestaunt habe, wenn ich festgestellt habe, dass in Japan irgendwas genau so gemacht wird oder gleich ist wie in Deutschland XD Aber naja, natürlich gab es auch viel, viel, was sehr anders war, und das ist einerseits spannend, kann andererseits aber auch anstrengend sein. Ich war zum Glück mit einer guten Organisation weg gewesen, die sich auch die Mühe gemacht hat, uns im Voraus vernünftig auf das Jahr vorzubereiten, und die hat mir nämlich auch beigebracht, was sich als echt wahr erwiesen hat: „Ihr werdet im Laufe des Jahres mit vielen unbekannten Traditionen, Denkweisen und Umgangsformen konfrontiert sein, die ihr nicht verstehen werdet und bei denen ihr denken werdet, dass das in Deutschland aber besser gemacht wird. Es ist nicht eure Mission, eurem Gastland beizubringen, wie etwas besser gemacht wird, sondern eure Aufgabe ist, euch dort zu integretieren, auch wenn ihr es vielleicht nicht für so gut haltet.“. Und das war ein ziemlich guter Tipp, speziell für die „exotischeren“ Länder, denn vieles von dem, was wir in Deutschland „natürlich, normal, vernünftigerweise so“ tun, ist einfach nur schlicht: Gewohnheit. Diese Erfahrung war so ziemlich eine der wertvollsten überhaupt, die mir das Austauschjahr gebracht hat, und hier sehe ich mich tatsächlich mit einem breiteren Horizont als viele Mitmenschen. Nun ist halt auch gerade Japan ein Land, über das viel gesagt wird (im Positiven wie im Negativen), nach dem Motto „Japan dies, Japan das“, und unter anderem hier auf gutefrage versuche ich hin und wieder, das den Leuten klar zu machen: „Du denkst jetzt so und so darüber, aber das tust du nur, weil du eben in Deutschland aufgewachsen und mit dem deutschen Mindset sozialisiert wurdest. Wärst du in Japan (oder auch noch woanders) geboren worden, würdest du anders darüber denken.“ Und darauf reagieren diejenigen dann meistens nach dem Motto „Das ist ja logisch“, aber ich glaube nicht, dass sie wirklich verstehen, was das heißt. Dass sie nämlich auch so, als in Deutschland Aufgewachsenen, ihren deutschen Hintergrund und ihre Gewöhnung an deutsche Maßstäbe einmal ausblenden und sich unvoreingenommen auf eine Fragestellung einlassen müssten, um festzustellen, dass auch der „German way of thinking“ nur eine von vielen möglichen Arten ist, über etwas zu denken. Er folgt (meist) einer logischen Argumentation, ja, aber das macht ihn nicht zur einzig richtigen Wahrheit. Das Hinzunehmen braucht aber häufig etwas Zeit, weil selbst mit 17, wenn man die ersten 16 Jahre in Deutschland gelebt hat, diese ersten 16 Jahre schon so sehr das Denken und Empfinden geprägt haben, dass man nicht unbedingt „mal schnell“ so tun kann, als wären die nicht gewesen.

Viele gute Beispiele (zumindesten in meinem Fall) dafür finden sich dafür beim Essen. Es hat mich einige Monate aktive Umgewöhnungsarbeit und mentale Energie gekostet, morgens Misosuppe (warm, salzig, fischig) zu essen, da „Frühstück“ für mich bis dahin eine Nutellastulle bedeutete. Das berühmte Natto übrigens konnte ich selbst am Ende meines Schüleraustauschs nicht essen (was insofern kein Problem war, als dass meine Gastfamilie auch keine regelmäßigen Natto-Esser waren), daran musste ich in meinem Uni-Austausch weiterarbeiten und mein Gott war es schwierig...! Aber es hat sich auch hier herausgestellt: es war wieder einmal nur eine Kopfsache. Natto ist nicht eklig, ich wurde nur so erzogen, zu denken, dass alles das, was Natto ausmacht, eklig ist. Seitdem kann ich Natto problemlos essen.

Zur Sprache: nein, so gut wie niemand spricht eine Sprache nach einem Schüleraustauschjahr „perfekt“. Was häufig aber zu beobachten ist, ist dass Austauschschüler eine gute, „wie Muttersprachler“ Aussprache und einen natürlichen Sprachfluss erreichen, was für Leute, die die Fremdsprache in Deutschland in Unterricht lernen, zumindest in der Kürze von einem Jahr meist ziemlich schwierig ist. Trotzdem fehlen den meisten Austauschschülern hinterher immer noch Vokabeln und ggf. Grammatik. Natürlich macht es hier aber einen erheblichen Unterschied, ob jemand nach soundsoviel Jahren Schulunterricht in ein englischsprachiges Land geht oder in ein Land mit einer „exotischen“ Sprache.

Wie ich schon bei der Natto-Anekdote andeutete und eben auch beim Spracherwerb: Man ist nach einem Jahr im Ausland kein „gemachter“ Mensch, und auch kein allwissender Experte zu diesem Land. Man hat letztendlich trotzdem erstmal nur einen oberflächlichen Eindruck bekommen. Allerdings kann man den ja vertiefen, wenn man will, so wie ich halt im Uni-Austausch, und 2017 bin ich dann dauerhaft nach Japan umgesiedelt. Und seitdem fühlt es sich so an, als würde mein Austauschjahr in Dauerschleife weitergehen ;) Tatsächlich ist Japan so anders, dass es auch nach mittlerweile insgesamt 10 in Japan verbrachten Jahren immer noch Neues zu entdecken gibt, und ich finde das schön.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich war ein Jahr als Schülerin in Japan

Bei mir war es ein halbes Jahr und ich war in England in London. Das war 1987 und es wahr eine tolle und lehrreiche Erfahrung.

Ich kann es jedem Schüler nur empfehlen das zu machen.

Ich habe am zweiten Tag nach der Abifeier angefangen in Vollzeit zu arbeiten. Ich habe kein Auslandsjahr gemacht und bereue es ein wenig.