Wird Mobbing manchmal von dem Opfer fehlgedeutet?

15 Antworten

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Wenn sich derjenige schwer gekränkt fühlt und gedemütigt ist das so. Nur weil es nicht schlimm ist für den der mobbt heißt es nicht dass es für das Opfer nicht schlimm ist. Es gibt auch Dinge die in bestimmten Menschen etwas auslösen was einem anderen egal ist

Kommt halt drauf an, was man unter Mobbing versteht.
Ich bin selber Teil der Generation und kann auch sagen, dass sich viele schon durch eine einfache (nicht beleidigende) Meinung angegriffen fühlen und sowas als eine Art ärgern angesehen werden kann und das dann schnell mit Mobbing verwechselt wird.
Das es aber übertriebene Beschwerden gibt würde ich nicht sagen, weil ja jeder anderes durchlebt hat und von unterschiedlichen Sachen gekränkt werden kann, sowas muss man dann miteinander besprechen und klären, weil es halt einfach von Person zu Person unterschiedlich ist, dementsprechend sind Opfer auch keine Täter.

Mobbing ist, wenn man wirklich gezielt, über einen längeren Zeitraum und regelmäßig eine Person oder Gruppe fertig macht für irgendetwas persönliches und das beabsichtigt, so wurde es mir damals in der 5. Klasse im Anti-Mobbingkurs (oder wie das hieß) beigebracht, man wird ja nicht nur für einen Tag oder in einer einzigen Situation gemobbt und danach nie wieder.

Ok ist es natürlich trotzdem nicht Leute zu verletzten, aber nur weil jemand EINMAL von einer anderen Person verletzt oder gedemütigt wurde, wird sie ja nicht direkt gemobbt, sowas kann halt einfach auch aus Versehen passieren, was man halt auch von einander unterscheiden muss.
-> Sowas kann sich aber zu Mobbing entwickeln, weil ja irgendwann immer das erste mal ist, auch wenn das erste mal ein Versehen war.

Deswegen glaube ich auch nicht, dass Mobbing an sich falsch wahrgenommen werden kann, Leute die gemobbt werden, wissen das, aber es gibt mit Sicherheit Leute die mal dachten, dass sie gemobbt wurden, es aber "bloß" ein gewolltes aufziehen war. (Was ja trotzdem nicht ok und auch schlimm ist)

Also, mitunter wird, weil Mobbing mittlerweile - zum Glück, wahrgenommen und thematisiert wird, eine einmaliges Eintreten einfach zum Mobbing erklärt und das Wort bzw. "echtes" Mobbing verharmlost. Entscheidend ist aber auch: Wie erlebt die betroffene Person diesen Moment.

Vielleicht muss man (!!!Nein, natürlich bloß nicht!!!) Mobbing selber Mal erleben, um beurteilen zu können, wann es übertrieben oder gerechtfertigt ist, mit Blick auf Erlebtes von "Mobbing" zu sprechen.

Ich denke, es nimmt aber auch zu. Wir leben in einer Ego-Gesellschaft, wer Karriere macht = es weiter schafft als andere, ist der Held.

Da ist halt auch die Frage, was die Kehrseite dessen bedeuten kann.

Also, nicht um jede Karriere in Mobbing-Kontext zu bringen, sondern ich denke unser Zeitgeist unterstützt eine nicht-ablehnende Haltung zum Mobbing.

Das Mobbing selber zeichnet sich (mitunter) für die Mobber ja auch als bestärkende Gruppenerfahrung aus.

Es geht gar nicht darum GANZ SCHLIMME Handlungen vorzunehmen, bei denen alle garantiert aufschreien würden "geht gar nicht".

Für die Gemobbten wirkt viel mehr die Erfahrung:

- ich werde durch viele permanent - durch mehrere vor den Augen mehrerer - vorgeführt - gerade die permanente Wiederholung zermürbt.

- Mir steht KEINER bei (ich bin es nicht wert)

Und gerade, wenn die konkreten Handlungen einem selber harmlos erscheinen, demütigt das ja um so mehr, dass es einen so sehr mitnimmt... Yeah, dann bekommen die Mobber gar noch einen ganz besonderen Verbündeten. Man kann sich dann nämlich selber fertig machen: "Kuck Mal, wenn Du Dich von solchen Kleinigkeiten immer wieder runterziehen lässt, dann ist mit Dir ja wirklich etwas nicht in Ordnung... dann haben die anderen ja Recht, wenn sie Dir permanent Unfähigkeit unterstellen.

Gerade in der Schule ist das noch "toll", dass man durch die permanente Anspannung sich verhaspelt, den Tätern neues Futter liefert, vor den Lehrern mit "Leistungen" glänzt, sich selbst als Versagend erlebt - denn man fänht zB an zu stottern oder hat Blackouts...

Das macht Lust auf Fehler... Und wenn Fehler-machen in der eigenen Erfahrung als maximaler Gau erlebt werden: welche Einstellung generiert sich langfristig daraus ... Denn eigentlich sind Fehler der Treibstoff um sich zu entwickeln und weiterzukommen.

Und mitunter beteiligt sich die Person nicht weiter mündlich am Unterricht... Das ist auch noch "gut" für die Benotung...

Das KANN sein, es KANN sogar eine Art Mobbing sein, dem anderen immer wieder Mobbing zu unterstellen, bis der total verunsichert ist, ABER Mobbing und besonders Gaslighting zeichnet sich ja GERADE dadurch aus, dass man dem Opfer und der Umgebung vermittelt, dass sich das Opfer alles nur einbildet!

Das Opfer leidet und ihm wird wiederholt gesagt oder vermittelt, dass das Leid unberechtigt ist, das Opfer zu sensibel, das alles gar nicht so gemeint war oder überhaupt nicht passiert ist, bis das Opfer an seiner Wahrnehmung zweifelt!

Wenn die Umgebung dann auch noch an seiner Wahrnehmung zweifelt, hat der Täter es geschafft, das Opfer komplett zu verunglimpfen. Dem wird dann nichts mehr geglaubt, es hat dann nirgendwo mehr Rückhalt.

Stelle dir vor, ein Kollege würde dir jeden Tag, wenn keiner hinsieht, kurz ins Essen spucken. Du bist wütend und bittest ihn, dir das Essen zu ersetzend und das in Zukunft zu unterlassen. Und er würde dann immer unschuldig sagen "das bildest du dir ein, das stimmt ja gar nicht" und auch alle anderen würden einstimmen. Du SIEHST aber, dass er dir ins Essen spuckt! Du kannst dann nur paranoid dein Essen immer im Auge behalten oder draußen essen oder es akzeptieren, weil alle anderen dir ja auch einreden, dass das gar nicht stattfindet und du übertreibst oder Drama machst. Oder IHN ärgern möchtest.
Irgendwann hättest du Panik bei jedem Gemeinschaftsessen und würdest niemandem mehr erzählen, wenn etwas in der Art passiert, weil dir niemand glaubt und der Täter hätte die Genugtuung, dich auf diese Weise manipuliert zu haben und alle auf seine Seite gezogen zu haben.

Unterschiedlich. Ich denke oft wird umgekehrt dem Opfer die Schuld gegeben.

Mir wurde zwei Jahre täglich (sogar noch bis auf die Toilette) hinterher gelaufen und dabei wurden Beleidigungen und Kotzgeräusche geäußert und mir wurden Sachen ins Gesicht geworfen.

Am Ende hat man gesagt, das sei kein Mobbing und ich sei einfach verrückt und überempfindlich. Ich denke wenn einem sowas zwei jähre täglich passiert ist das sehr wohl nicht normal und Psychoterror.

Survivor265  22.01.2023, 09:59

Es wird viel verharmlost, um sich mit der Tragweite des eigenen Handelns und der eigenen Verantwortung nicht konfrontieren zu müssen.

(Oder entsprechend Lehrer, die aus Angst um ihren eigenen A.... nichts unternehmen, sondern diese "Kabeleien" laufen lassen)

Ich denke: irgendwo in sich ist sich jede Person, die in ein Mobbing-System involviert ist, bewusst, dass da etwas an der Situation ganz und gar nicht in Ordnung ist...

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