Wir haben in Deutschland eine Konjukturdelle. Ist es berechtigt, dass Teile der Presse und die Opposition ein "Weltuntergangsgeheule" anstimmt?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich stimme dir in deiner Ansicht weitgehend zu.

Ich persönlich halte das Dauergejammer für eines der schlimmsten deutschen Probleme. Damit ist nicht gemeint, dass auf Missstände hingewiesen wird und auf Verbesserungsmöglichkeiten. Aber die Stimmung geht momentan gerade in Deutschland schon sehr Richtung Weltuntergang.

Aber auch die nicht nur drohende, sondern schon eingetretene Klimakrise würde eigentlich entschlossenens Handeln und guter Ideen bedürfen, stattdessen üben sich weite Teile der Bevölkerung in Pessimismus und fordern "vom Staat", dass er was tut. Was aber der Staat tut, passt auch wieder nicht.

Werden irgendwo Moore rekultiviert, um mehr CO2 zu binden und bedrohen Arten ein Refugium zu geben, jammern die Landwirte über verlorengegangene Flächen, die im Übrigen weitaus häufiger an Gewerbeparks verloren werden als an Windparks.

Oder die Menschen kommen mit dem Killerargument, dass wir die Welt nicht retten können, wenn die Chinesen und Inder ...

Ich finde grundsätzlich, dass es an Mut mangelt und auch an Selbstverantwortung. Ich bekenne mnich ausdrücklich zu einem sozialen Staat, sehe aber auch dessen beschränkte Möglichkeiten und auch die zahllosen Fragen "lohnt es sich überhaupt noch zu arbeiten?" stimmen mich bedenklich.

Die letzten drei Generationen X, Y und Z haben nie etwas anderes als Wohlstand gekannt und Freiheit, haben aber nie gelernt, dass man dafür arbeiten und was tun muss.

warning534 
Fragesteller
 01.08.2023, 13:47

Meine Meinung in vielem . nur etwas anderen Worten

2

Du sprichst mir da aus der Seele.

Auch ich empfinde dieses Gejammere der Presse und Opposition als unerträglich.

Die Politik wiederspiegelt aber auch immer nur das, was die eigene Bevölkerung so denkt. Unter dieser hohen Inflation und Störungen bei den internationalen Lieferketten hatte doch nach der Pandemie die komplette Welt zu knabbern.

Bei Deutschland dauert das nun leider länger, weil wir uns so extrem von russischen Energierohstoffen abhängig gemacht hatten und hierfür Ersatz beschaffen mußten bzw. auch unsere komplette Wirtschaft neu ausrichten müssen.

Trotzdem lassen sich die Probleme nicht leugnen. Jetzt rächt sich, dass wir Entbürokratisierung und Digitalisierung komplett verschlafen haben, dass wir bis heute keine notwendige Bildungsoffensive hinbekommen.

Deutschland hat größere Probleme wieder aus der Krise heraus zu kommen, als anerde Länder. Weil wir haben die weltweit höchsten Strompreise (liegt aber nicht an dem Ausstieg aus der Kernenergie, sondern an den weltweit höchsten Netzentgelten und Steuern), wir haben relative hohe Löhne und Gehälter, die weltweit höchsten Steuern und Abgaben. Das bremst uns vor allem als Exportnation.

Trotzdem sollten wir nicht alles so pessimistisch sehen.

Wir haben immer noch praktisch Vollbeschäftigung, klagen sogar massiv über Fachkräftemangel und haben immer noch eine gut funktionierende Infrastruktur, die allerdings auch verbessert werden muss.

Die Politik muss nun endlich mal das Ruder zu mehr Produktivität rumreißen.

Die jämmerliche Mentalität liegt bei uns Deutschen leider, dass für alles immer nur der Saat bezahlen soll. Man nennt das Vollkaskomentalität. So geht es nicht weiter. Jeder muss auch endlich wieder mehr Eigenverantwortung entwickeln.

Sicherlich freuen sich die Menschen super über die vielen Geschenke wie 9-Euro-Ticket, Tankrabatt, Strom-Bremse, Inflationsgelder und und und .... Aber was viele Leute nicht begreifen - Geld muss auch erwirtschaftet werden, das wächst doch nicht auf Bäumen.

Wenn ich lese, dass zweimal im Jahr der Mindestlohn drastisch erhöht wurde, dass es Tarifabschlüsse von über 12% und mehr gibt, obwohl die Inflationsquote nur 6% hoch war, dann geht das alles in die falsche Richtung.

Wir sollten die Tariferhöhungen nicht immer nur von der Inflationsquote abhängig machen. Die sollte sich viel mehr nach der Produktivität richten.

Was nutzen uns denn Tariferhöhungen von 12% wenn im gleichem Zeitraum die Produktivität nur um 0,3% gestiegen und das BIP unserer Volkswirtschaft sogar um 0,3% gefallen ist? Sowas treibt doch dann nur die Inflationsspirale noch weiter in die Höhe. Deutschland braucht dann viel länger und die anderen Länder überholen uns dann alle.

Deutschland ist trotzdem stark und hat eine sehr robuste Volkswirtschaft. Sie wird auch wieder steigen.

Was wir dringend brauchen sind Steuererleichterungen für Unternehmen und Arbeitnehmer (um die Arbeitskosten zu senken), mehr Unterstützung bei Investitionen von Zukunftstechnologien, weniger Bürkratisierung, mehr Digitalisierung und viel mehr Investionen in Bildung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – interessiere mich sehr für politsche Themen
warning534 
Fragesteller
 01.08.2023, 15:23

Du hast vollkomen recht mit deinen erweiterten Ausführungen.

Ich habe da auch mit den Anglizismen und dem Englisch ein Problem aufgezeigt: Ein junger Mitarbeiter von mir nutzt fast jedes 3. Wort mit einem Anlizismus. Vor einigen Wochen habe ich ihn mitgenommen in ein "meeting" (es waren US-Amerikaner dabei) - es war grauenhaft. Das Englisch klang so wie das Deutsche. Ich hatte ihn darauf angesprochen und ihm geraten, doch mal einen Aufenthalt in den USA zu planen und empfahl ihm einen Partner in San Francisco. Er meine gern, an die "ostküste" wäre es ja nicht so teuer mit dem "plane". Ich werde ihn nicht hinschicken sondern eher nach Hause.

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warning534 
Fragesteller
 01.08.2023, 15:46
@Bluemie

oh I c, u're a doctor and what 4 a one - u are heavy on wire!

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