Wieso wird bei den meisten Mördern, Verbrechern bzw. Kriminellen in Zeitschriften bzw. bei den Medien immer betitelt, dass die Unschuldsvermutung gilt?

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Weil das erst einmal Verdächtige sind. Erst wenn das Gericht ein Urteil gefällt hat gilt man als schuldig.

....und sogar da wurden schon Menschen verurteilt und saßen viele Jahre im Gefängnis, obwohl sie die Tat nicht begangen hatte.

https://www.zeit.de/news/2023-07/15/13-jahre-unschuldig-in-haft-freispruch-fuer-genditzki

Es gibt jährlich ca. 2.500 Freisprüche und ca. 13.000 Verfahrenseinstellungen.

Manche Zeitschriften setzten das vermutlich aus rechtlichen Gründen hinzu, weil sie in dem Artikel faktisch den Eindruck erwecken, dass an der Schuld kein Zweifel besteht. Da sichert einen ein hinzugefügtes "im übrigen gilt natürlich die Unschuldsvermutung" juristisch etwas ab.

Wieso wird bei den meisten Mördern, Verbrechern bzw. Kriminellen in Zeitschriften bzw. bei den Medien immer betitelt, dass die Unschuldsvermutung gilt?

Zu dem Zeitpunkt zu dem sie gilt SIND das noch keine verurteilten Mörder, sondern lediglich Leute die des Mordes etc. etc. angeklagt sind.

Zu dem zeitpunkt ist das Gerichtsverfahren und was dabei rauskommt noch offen. Sie können schuldig gesprochen werden oder auch nicht.

Möchte man damit evtl. noch die Mördern, Serienmördern, Sexualstraftäter, Verbrecher in Schutz nehmen bzw. wieso sagt man immer, dass generell für Kriminelle (egal welches schwere Vergehen sie angestellt haben) die Unschuldsvermutung gilt?

Weil es faktisch so ist. Und weil zu dem Zeitpunkt, zu dem die Unschuldsvermutung gilt (ich wiederhole mich) eben noch nicht RAUS ist, ob sie das nun angestellt haben oder nicht. Nebenbei ist was du aufzählst tendentiell eher Verbrechen als Vergehen... aber das nur so nebenbei.

Versuch es dir mal so vorzustellen: Stell dir vor DU wirst der Vergewaltigung einer Dreijährigen und des anschließenden Mordes an dem kleinen Mädchen beschuldigt und aus welchem Grund auch immer dann auch angeklagt. Würdest DU es dann toll finden, wenn sämtliche Zeitschriften das Urteil quasi vorwegnehmen? Selbst wenn vor Gericht dann rauskommen würde 'ne, moment, der war das ja gar nicht'?

Stell dir vor, morgen wird bei dir in der Nachbarschaft jemand ermordet und du kommst als Tatverdächtiger in Betracht.

Dann würde es dir doch auch nicht gefallen, wenn die BILD oder andere Zeitungen von dir als Killer, Mörder, Vergewaltiger etc. schreiben, bevor überhaupt deine Schuld bzw. Unschuld bewiesen wurde.

Ganz einfach, weil sie eben keine "Kriminellen" sind, bevor ihnen dies in einem ordentlichen Verfahren bewiesen worden ist und ein Gericht so entschieden hat.

Davor sind sie unschuldige Bürger, gegen die ein Verdacht vorliegt, aber (noch) kein Nachweis vor Gericht erbracht worden ist.

Gott-sei-Dank entscheiden in Deutschland Richter (auch, wenn diese auch oft genug falsch liegen), und nicht selbst ernannte Experten irgendwelcher Medien, Politiker, Despoten, oder auch einfach nur der "Stammtisch-" oder "Social Media-"Mob über das Schicksal von Menschen.

In unseren demokratischen Rechtsstaaten gilt ausnahmslos/unabhängig vom möglichen Tatvorwurf folgendes:

Solange die Schuld nicht als ERWIESEN gilt/BEWIESEN ist (= rechtsgültige Verurteilung), gilt die Unschuldsvermutung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bundeskriminalbeamter mit psych. Zusatzausbildung