Wieso sagen mir meine Mitschüler, ich verhalte mich wie ein Lehrer?
Mein Natur & Technick lehrer sagt mir auch immer wieder, ich soll Lehrer werden. Wieso? Nur weil ich gut erklären kann. ?😂 als Lehrer muss man ja nicht nur gut erklären können…
3 Antworten
Vermutlich deshalb, weil es in den Vorstellungen der Leute eine sehr große Diskrepanz zwischen dem Ideal und der Wirklichkeit eines Lehrers gibt. Die Lehrer selbst sind sich vielleicht dieser Diskrepanz bewusst, aber sie können sie nicht überwinden.
Du bringst nach Auffassung Deiner Mitschüler Voraussetzungen mit, die ihrem Ideal von einem Lehrer entsprechen. Nur entspricht dieses Ideal eben nicht den Anforderungen, die vonseiten der Schule an einen Lehrer gestellt werden.
als Lehrer muss man ja nicht nur gut erklären können…
Auf die Schule bezogen, ist das absolut richtig. Es ist völlig egal, ob ein Schüler versteht, was der Lehrer erklärt hat. Und der Lehrer bekommt sein Geld völlig unabhängig davon, ob die ihm anvertrauten Schüler etwas gelernt haben. Dafür kann der Lehrer nichts, denn das System, in dem er und seine Schüler tätig sind, ist nicht auf Wissenserwerb ausgerichtet, sondern auf die Erziehung zur Gehorsamkeit.
Letzteres geschieht mehr oder weniger automatisch. Man denke beispielsweise an das Klingelzeichen. Wenn es ertönt, sind Lehrer und Schüler wie Stehaufmännchen. Sie wissen ganz genau, was zu tun ist: Unterricht beginnen, Unterricht beenden, kurze Pause machen, lange Pause machen und etwas essen usw.
Gruß Matti
Das ist meiner Meinung nach ein sehr kontroverses Statement.
Für mich ist das ganz offensichtlich und überhaupt nicht kontrovers. Das meiste, was in der Schule geschieht, hat mit dem Vorgang des Lernens oder des Wissenserwerbs nichts zu tun, sondern viel mehr mit der Organisationsstruktur der Institution. Die Schulklingel ist ja nur ein Element. Zum Lernen braucht es weder Klassen, und schon gar keine, in denen Gleichalterige zusammengepfercht werden, noch braucht es Leistungskontrollen und Benotungen, Unterrichtsstunden, Lehrpläne usw. Alles überflüssiges Zeugs.
Erziehung ist aber auch ein großer und meiner Meinung nach auch wichtiger Aspekt …
Abgesehen davon, dass ich Erziehung nicht für einen so wichtigen Aspekt halte, ging es mir um Erziehung zur Gehorsamkeit. Wie sagte jemand mal so schön? Das Gras wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht. Ersetze «Erziehung» durch «Beziehung», dann stimmt‘s.
Ich verstehe deinen Standpunkt durchaus.
Übrigens: Danke, dass man mit dir diskutieren kann. Das ist nicht allzu üblich hier.
Dennoch halte ich Schulen im Kern für eine Lernstätte.
Dass man auch anders lernen kann, eventuell sogar besser, da stimme ich zu!
Eine Sortierung nach Gleichaltrigen ist nunmal am einfachsten.
Und man lernt auch durchaus was in der Schule. Manches davon sinnvoll, manches nicht.
Dennoch halte ich Schulen im Kern für eine Lernstätte.
Auch ein Gefängnis ist eine Lernstätte, genau wie der Wald, die Stadt und das Militär.
Wir beide bewegen uns bei diesem Thema, wenn nicht in unterschiedlichen Universen, so doch mindestens auf verschiedenen Planeten. Um das zu belegen, kommt am besten jemand zu Wort, der nie in der Schule war und der mich bei dem Thema sehr inspiriert hat.
https://youtu.be/EQDjOj4q6to?si=xXNJxJWrL0fsG_bL
Es gibt tatsächlich Schulen, die meinen Vorstellungen vom Lernen nahekommen. Dieser Film stammt von einem Lehrer (erster Teil).
https://youtu.be/S3X3FgOd_bU?si=ykHkVu0B4OOa6LGs
Eine Sortierung nach Gleichaltrigen ist nunmal am einfachsten.
Aus wessen Sicht das Einfachste? Und warum sollte es nicht deutlich einfacher sein, die Menschen nach ihren Interessen zu sortieren, wenn man schon glaubt, sie überhaupt sortieren zu müssen?
Stimmen die Mitglieder eines Chores in ihrem Alter überein oder in ihrem Interesse an Musik? Das lässt sich genauso auf irgendeine Mannschaftssportart übertragen oder einen Segelverein.
Stell Dir doch mal für einen kurzen Moment vor, im Physikunterricht sitzen nur diejenigen, die sich für Physik interessieren.
Sehr gute Argumente!
Dass das Schulsystem einer Überarbeitung bedarf, da glaube ich sind wir uns einig.
Für den Anfang kein schlechter Ansatz. Da man das System aber nicht reformieren kann; jedenfalls nicht so, dass es etwas anständiges dabei herauskommt, würde ich radikal (Radix = die Wurzel) vorgehen.
Hier fragte ein bis ins hohe Alter begeisterter Lehrer, was man am System ändern würde, wenn man drei Möglichkeiten hätte. Mir reichte eine, habe ich geschrieben.
Bei dir trifft nix davon zu?
https://www.youtube.com/watch?v=4XNNhAtWMmU
https://www.youtube.com/watch?v=qm8lDu3r_ag
https://www.youtube.com/shorts/m-_ANntZyiI
Dann kannst du einfach "nur" gut erklären (ohne dass es wahrscheinlich nur ein Symptome anderer Probleme ist).
notting
vermutlich weil du einen Teil seiner Rolle widerspiegelst. Wenn das Verstehen der Dinge für dich unproblematisch ist, kannst du es anderen vielleicht sogar erklären. Das wirkt wie ein Lehrer.
Dafür kann der Lehrer nichts, denn das System, in dem er und seine Schüler tätig sind, ist nicht auf Wissenserwerb ausgerichtet, sondern auf die Erziehung zur Gehorsamkeit.
Das ist meiner Meinung nach ein sehr kontroverses Statement.
Ich würd's anders formulieren:
"Das System ist darauf ausgerichtet, überwiegend theoretische Inhalte zu vermitteln, die den Schülern/Schülerinnen im weiteren Leben nicht unbedingt hilfreich sind."
Erziehung ist aber auch ein großer und meiner Meinung nach auch wichtiger Aspekt in der Schule! Aus den Kindern sollen doch später auch aufrichtige und freundliche Menschen werden. Auch wenn das nicht unbedingt immer so gut klappt.