Wieso ist Torwart sein auf niedrigem Niveau so leicht?
Ich weiß, dass ich mich jetzt natürlich nicht auf gute Sportler beziehen kann, aber wenn man mal von einem Jugendverein ausgeht ist Torwart sein das leichteste der Welt. Man muss fast nichts aktiv machen und wird trotzdem gelobt.
5 Antworten
Du unterschätzt das.
Als Torwart musst du verdammt gut sein. Du musst Bomben Reflexe haben, du musst immer die Übersicht im Spiel haben.
Ein englischer Nationaltrainer hat mal gesagt - zum Thema englische Torhüter und Elfmeterschießen:
Wenn Kids auf dem Schulhof kicken, in England kommt der Schlechteste ins Tor. In Deutschland der Beste.
Ja doch. Es sind ja antrainiert Reflexe. Und Übersicht im Spiel kommt ja auch nicht einfach so.
Sicherlich. Ein Teil der Dinge ist auch nicht erlernbar. Das meiste aber schon.
Da hast du ein falsches Bild.
Ich habe 12 Jahre in Jungendmannschaften als Torwart gespielt. Einfach war es nie!
Manchmal ist es leichter, manchmal schwerer. Das kommt ganz auf die eigene und gegnerische Mannschaft an.
Teilweise war ich nur damit beschäftigt den Ball davon abzuhalten ins Netz zu fliegen, weil unser Gegner besser war. Teilweise wiederum saß ich nur gelangweilt da, weil unser Gegner schlechter war.
Was ich meine ist einfach nur, dass man wenn der Ball aufs Tor zufliegt nur reflexartig reagiert und nicht bewusst irgendwas macht
Ein Reflex ist das nicht. Als Torwart muss man die komplette Spielzeit über konzentriert sein und dem Spielverlauf folgen.
Man muss entscheiden, wie man reagiert, wenn der Gegner auf einen zuläuft oder eine Flanke kommt. Wie stellt man die Mauer auf? Welchen Abwehrsiele schickt man mit nach vorne? Wie und wo stellt man sich hin, wenn die eigene Mannschaft in Angriff oder Devensife ist?
Zudem macht man seine eigenen Spieler auf Dinge(Lücken, Passchancen, ungedeckte Gegner usw) aufmerksam, die ein Feldspieler nicht sehen kann
Zugegeben: das koordinieren von Mitspielern bei einer Mauer z.b. ist natürlich kein Reflex, genauso wie die Positionierung auf der Linie etc. Allerdings ist das meiste, bei dem man nicht kommuniziert zumindest mal unterbewusst, oder denkst du echt die ganze Zeit völlig bewusst darüber nach wie du wann wo stehst? Ich konzentriere mich eigentlich immer nur und mach sowas dann relativ automatisch
Ja, ich habe aktiv darüber nachgedacht, wo ich am besten stehe, damit ich bestmöglich mein Tor verteidigen kann. Schließlich musste ich auch meine Schwäche irgendwie ausgleichen. Ich kann ja nicht einfach wie mir gerade beliebt zum Ball springen. Fange ich ihn oder lass ich ihn abprallen? Spring ich rein oder warte ich? Solche und noch weitere Fragen stellte ich mir.
Ich persönlich stell mir solche Fragen ehrlich gesagt nicht. Wenn ich es versuche, dann spring ich auch immer unfassbar blöd dran vorbei oder mach alles viel zu spät. Ich denke wirklich sehr weniger sondern bewege mich so wie es mein Unterbewusstsein für richtig hält. Eigentlich hab ich damit auch ganz guten Erfolg
Vielleicht hängt es mit unterschieden in den Vereinen, den Mannschafften und der Art der wertschätzung des Torwartes zusammen. Ich hatte hohe Ansprüche an mich selber, diese sorgten aber dann dafür, dass ich oft gefragt wurde, wenn die Leistungsmannschaften keinen Torhüter hatten und bekam dementsprechend hohe Anerkennung. Aber dementsprechend gabs auch Kritik.
Dieses Mitdenken und Mitspielen unterscheidet die guten und die schlechten Torhüter. Der Torwart ist die komplexeste Position im Fußball, wenn du es ordentlich machst. Du musst mit dem Fuß halbwegs was draufhaben um eine vernünftige Anspielstation für deine Mitspieler zu sein . Du musst den Ball metergenau schießen und ausschießen können. Du musst hohe Bälle beherrschen sprich Flanken abfangen. Du musst Pässe in die Tiefe oder Steilpässe richtig abschätzen können, lauf ich raus oder nicht? Du musst deine Vorderleute coachen, das heißt du musst nicht nur für dich denken sondern auch für deine Verteidigung. Genauso kann ich denken was mein Gegenspieler als nächstes machen könnte, damit ich vielleicht die eine 1/10 Sekunde schneller am Ball bin als der Stürmer. Bälle abwehren/fangen: Wo oder wie stehe ich damit ich die höchsten Chancen habe? Wehre ich den Ball ab oder fange ich ihn? Bleib ich im 1gg1 lange stehen, schmeiße ich mich in den Schuss oder gehe in den Block? Ich könnte das ganze noch vertiefen aber ich glaube du weißt auf was ich hinaus will.
Und das "gemeinste" am Torwart-Dasein: Ein einziger Fehler und der Ball ist (wahrscheinlich) im Tor. Pass zum Gegner - Tor. Flanke unterlaufen - Tor. Pass in die Tiefe, du läufst raus, der Stürmer ist zuerst am Ball - Tor. Falsches Kommando an deine Vorderleute - Tor. Ball fallen gelassen - Tor. Ball zum Gegner abgewehrt - Tor. Es ist der sogenannte Tanz auf der Rasierklinge.
Dieses "Hinten drin stehen und warten bis ein Ball kommt" lässt man so ca. bis zur U-9 (Unter 9 Jährige - Österreich) zu, denn je älter das Kind umso mehr "Torwartspiel" wird verlangt.
Zum Thema loben: Also ich weiß nicht welche Erfahrungen du so gemacht hast aber ich habe letztens bei meinem 7-jährigen Cousin bei einem Spiel zugesehen und da hat der Torwart einmal daneben gegriffen. Ich sag mal so: An freundliche Worte der Mitspieler konnte ich mich nicht erinnern, eher im Gegenteil.
Und wenn du von 5 Rückpässen 4 reinlässt, dann wirst du sogar von 11 Leuten gelobt, nämlich vom gegnerischen Team...
Torwart ist genauso "leicht" wie Feldspieler.
Ne eigentlich nicht. Was ich meine ist, dass als Torwart fast alles über Reflexe geht. Wenn der Gegner schießt habe ich keine Zeit um zu überlegen. Ein Feldspieler hat auch häufig nicht viel Bedenkzeit, aber der Torwart hat halt nahezu gar keine
Die Reflexe, die ein Torwart braucht, sind nicht vergleichbar mit solchen wie Würgen oder Husten. Das bedarf genauso Training und Übung, damit der Reflex auch zum Ergebnis führt.
Ich bin ja selbst Torwart und kann halt nur sagen, dass ich halt einfach 0 nachdenke wenn ich konzentriert bin. Sobald ich den Ball fliegen sehe springe ich komplett automatisch dahin wo der hinfliegt
Dann bist du aber einfach geübt und nicht, weil Torwart sein pauschal leicht ist.
Wenn der Gegner schießt habe ich keine Zeit um zu überlegen
Du solltest aber das Spiel soweit im Blick haben, dass der Schuß nicht überraschend kommt und du auch schon weißt, wo er hingeht.
Aber auch das macht man ja eher unterbewusst. Ich setzt mich ja jetzt nicht ins Tor und rechne mit einer matheformel aus wie der Ball fliegt
Man muss fast nichts aktiv machen und wird trotzdem gelobt.
Spätestens wenn du zum 10. Mal den Ball aus dem Netz geholt hast ist Schluss mit Lob.
Das mag sein, aber als Torhüter macht man trotzdem nicht allzu viel aktiv
Du schreibst es selbst: man braucht vor allem gute Reflexe als Torwart. Selbst viel denken und überlegt handeln muss man aber halt nicht