Wieso ist die USA so toll, Gründe?

5 Antworten

Ich hab Ende 2005 dort ein paar Monate gearbeitet. In Illineus und im Winter. War wiklich nichts besonderes. Oberflächliche, dicke Leute. Habe keine kennengelernt, denen es nicht halbwegs gut ging und die Amis sind eigentlich sehr relaxed. Aber dort länger leben? Da gibts wohl 20 bessere Länder einschliesslich Deutschland. Am meisten hat mich gestört, dass alles so weitflächig ist. Mal zu Fuss um die Ecke in eine Kneipe gehen - Fehlanzeige! Alles meilenweit auseinander. Das scheint für einen Urlaub ok zu sein, wenn man viel Zeit hat. Dann würd ich auch mal von der Ost - an Westküste fahren. Aber im Berufsleben ist es ätzend. Mal nach Feierabend einen Kollegen besuchen - alles ist mit langen Fahrten verbunden - das kostet dann alles Zeit.

Ich habe knapp zwei Jahre in den USA gelebt und gearbeitet, war seitdem oft wieder da. Und die USA sind wie jedes andere Land: es gibt tolle Seiten, es gibt weniger tolle Seiten. Meine Zeit da möchte ich nicht missen, denn sie haben mir auch einen Blick für die Deutschen/Europäer gegeben: mir sind Sachen aufgefallen, die wir hier eigentlich für "normal" halten, die's aber gar nicht sind - positiv wie negativ.

Seitdem konzentrier ich mich auf die guten Seiten der beiden Länder: wenn ich hier bin, genieße ich die Bodenständigkeit, die Ernsthaftigkeit, das kritische Denken. Drüber genieße ich den anpackenden Pragmatismus, die viel höhere Level an Freundlichkeit (mehr dazu unten), die vielen Möglichkeiten. Die schlechten Seiten nehme ich bei beiden Seiten in Kauf. Ist halt nicht'n Ponyhof.

Es gibt sicher viele dicke Amerikaner (aber rate mal ganz knapp hinter den Amis im Übergewichtsranking ist...genau, die Deutschen, wir sollten also beleibe nicht so das Maul aufreißen und mit dem Finger auf die Amis zeigen), aber bis auf die extrem Dicken sah ich nicht viel Unterschied im Körperbau. Ist eben kohlehydrat-, zucker- und fettreiche Ernährung bei wenig Bewegung bei vielen, sieht man hier auch immer mehr zunehmen.

Es gibt sicher auch einige oberflächliche Amis, aber viele Deutsche missverstehen die amerikanische Freundlichkeit - in Deutschland ist man meist zu jemandem nur so freundlich, wenn man ihn wirklich mag. In den USA ist es Höflichkeit. Andersrum könnte man fragen: warum müssen Deutsche immer solche Miesepeter sein, die tendenziell unfreundlich sind? Ich habe in der Zeit viele gute Freunde gewonnen, die alles andere als oberflächlich sind. Man muss sich einfach auf die Umgangsformen da einlassen - dann findet man genausoviele schlaue wie dämliche Leute wie hier. Viele nehmen sich aber die Zeit nicht.

An sich find ich die Freundlichkeit (sobald man gelernt hat, was "nur" Höflichkeit und was aufrichtig ist) an sich netter, denn einfach mal grundlos angelächelt zu werden ist doch irgendwie schöner als nur in grummelige Gesichter zu schauen. Oder?

Was ich toll fand, war der Pragmatismus der Leute - sie sind meist viel positiver zum Leben eingestellt (kann man naiv nennen, aber was ist so sexy am "typisch" deutschen "Der will mir bestimmt was und alle sind doof"? ;)) Wenn ein Tornado das Haus umgehauen hat, könnten sie in Selbstmitleid zerfließen (tendenziell eher ein deutscher Ansatz), aber die meisten sagen dann "Joh, ist jetzt weg. Könnte jetzt sicher heulen, davon kommt's auch nicht wieder. Bau ich halt'n neues. Die Farbe gefiel mir eh nicht."

Die Landschaften sind auch klasse (die USA sind ja riesig), ich war inzwischen in ca. 30 der 50 Staaten und es gibt überall etwas anderes: Berge, Wüste, Prärie, Wälder, Palmen, Mangroven, Sümpfe, Schneefelder, Felsenküsten, Sandküsten - und genauso gibt es in jeder Region einen anderen Schlag Menschen: die Südstaatler sind völlig anders als ein New Yorker und wiederum völlig anders als jemand von den großen Prärien, aus Nevada oder aus den Rockies. Von wegen "Alle sind wie Texaner!" - das wär so, als ob man alle Deutschen für Bayern halten würde.

Das heißt natürlich, dass Städte auch sehr weit auseinander liegen. Ist halt so, kann man sich drüber aufregen oder akzeptieren und dann eben einen Roadtrip machen (da sieht man meist das "echte" Amerika abseits der Tourihochburgen - vor allem, wenn man mal NICHT den Interstate Highway nimmt, sondern die kleineren Highways durch die Orte). Auch in den meisten Städten sind Fußgänger oder Radfahrer eher ungewöhnlich, leben teilweise auch gefährlich (teils, weil es in manchen Gegenden keine Bürgersteige an den großen Straßen gibt, teils, weil sie sich ohne Ortskenntnis dummerweise in schlechte Gegenden begeben). Auch da: ist halt so. So langsam gibt es aber immer mehr Städte, die Fußgängern und Radfahrern Platz machen.

Also - "alles toll" ist übertrieben für jeden Ort. Aber eine Reise wert allemal (wenn man weiß, was man will und was einen erwartet plus man offen und vorurteilsfrei sich einfach mal alles anschaut).

Eigentlich heißt es ja 'das Land der unbegrenzten Möglichkeiten', aber oft ist es nicht so, viele müssen sich mit zwei Jobs über Wasser halten, die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Es ist dort nicht soo toll, wenn man etwas mehr Geld hat kann man machen was man will, aber wenn man sich dort ein besseres Leben erhofft, geht der Traum in den meisten Fällen nicht in erfüllung. Toll ist, dass man durchaus was erreichen kann, man kann viele Filmstars sehen (in Hollywood) und kann sich einen Tiger kaufen-wenn man unbedingt einen haben möchte.

WalterKorn 
Fragesteller
 26.04.2013, 15:06

Warst du vor Vorort oder woher hast du diese Thesen?

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earnest  26.04.2013, 15:09
@WalterKorn

Das sind keine Thesen - das ist die zur Zeit immer wieder beschriebene und dokumentierte soziale Realität.

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janfred1401  26.04.2013, 19:18
@earnest

Das trifft wohl auf Hilfskräfte zu die bei Mcdoof oder irgendwo im Supermarkt arbeiten. Ein guter Handwerker verdient richtig Geld. Ich habe keinen kennengelernt, der 2 Jobs brauchte. Habe allerdings sehr viele Leute getroffen, die schon Rentner sind und trotzdem arbeiten, einschliesslich Stewardessen, die weit über 50 J. waren.

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kelloknippla  26.04.2013, 21:04
@janfred1401

Jein, nicht nur Hilfskräfte bei McDoof - eine Freundin von mir war Zahnarzthelferin und hat halt, um noch'n bisschen extra zu haben, bei'nem Cateringservice gearbeitet. Manche machen's, weil sie müssen (es gibt auch diverse schlechtbezahlte Jobs, z.B. haben's Lehrer da nicht wirklich gut), manche, weil sie einfach ein bisschen extra haben wollen.

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Ich hab dort mal gelebt und ich finde es jetzt nicht besser als Europa. Die meisten Leute die so von den USA schwärmen waren selber noch nicht da, und außerdem kann man da auch nicht in allen Bundestaaten gut leben! Ich würde z.B. tausendmal lieber in Deutschland leben als in Texas oder Indiana.

Ich habe lange in den USA gelebt. Sooo toll fand ich die USA nun auch wieder nicht.

Du solltest Deine Frage neutral formulieren und keine Suggestivfrage stellen, finde ich.

(P.S.: Warum sind die USA so toll?)

Gruß, earnest

WalterKorn 
Fragesteller
 26.04.2013, 15:01

Wieso bist du wieder raus ?

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earnest  26.04.2013, 15:11
@WalterKorn

Es hat gereicht. Es war eine sehr interessante Erfahrung. Leben möchte ich in den USA aber nicht.

Ansonsten: Auslaufen von Stipendien und private Gründe zwischenmenschlicher Art.

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